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„Choreo“ und „Liturgie“ – Fußballarena und Kirche verbindet einiges

Neues Pfarrteam in der Stadionkapelle: Pünktlich zur neuen Bundesligasaison gehen sie an den Start und laden zu Taufen, Trauungen, Trauerfeiern und vielem mehr ein.

Stadionpfarrer Peter Noss mit Eintrachtlegende Cha Bum-kun  |  Foto: privat
Stadionpfarrer Peter Noss mit Eintrachtlegende Cha Bum-kun | Foto: privat

„Heimspiel am ersten Bundesligawochenende“ – bisschen unruhig wurde Pfarrerin Anja Bode neulich, als in ihrer Eintracht-App inmitten eines Taufgesprächs diese Nachricht aufploppte. Schließlich ging es um eine Feier in der Stadionkapelle. Doch zwei, drei Wochen später aufatmen: Das Kind kann am kommenden Sonntag von ihr getauft werden in dem Andachtsraum unter dem VIP-Bereich der Haupttribüne. Die Eintracht kickt am Samstag um 15.30 Uhr gegen Werder Bremen.

Bode ist Pfarrerin in Frankfurt-Niederrad, von dort ist es nicht weit bis zum Stadion. Zusammen mit Pfarrer Peter Noss, Pfarrer Karsten Böhm, Prodekanin Stefanie Brauer-Noss und demnächst auch Pfarrer Markus Schnepel aus Goldstein bildet sie ab der neuen Bundesligasaison das Pfarrteam der 2007 eröffneten – wie könnte es anders sein – in Rot und Schwarz gestalteten Kapelle. In naher Zukunft soll es auch katholische Unterstützung geben und Ökumene einziehen.

In den Vereinsfarben der Eintracht: die Stadionkapelle I Foto: Peter Noss
In den Vereinsfarben der Eintracht: die Stadionkapelle I Foto: Peter Noss

Taufen, Trauungen, Trauerfeiern sind in dem rund 90 Quadratmeter großen Raum möglich, Andachten aller Art können hier stattfinden. Gruppen schauen vorbei, Schulklassen, „Konfis“, aber auch andere. Enger Kontakt besteht zum Eintracht-Museum, zur Vereinsspitze gebe es gute Beziehungen, erzählt Peter Noss.

Der Pfarrer berichtet, dass zunehmend Seelsorgeanfragen übers Stadion reinkommen, ihn wundert es nicht. Im Stadion sind Emotionen zu Hause. Bei den Spielern, Spielerinnen, den Fans, Vereinsverantwortlichen wogen die Gefühle hoch, wenn der Ball über den Rasen rollt. Landet er im Tor, bekreuzigt sich der eine oder die andere. Noss sieht es als Zeichen des Danks, findet es ein gutes Symbol. Würde religiöse Symbolik in die sportliche Auseinandersetzung einbezogen, wäre für ihn eine Grenze überschritten.

Die „Choreos“ erinnern in manchem an Liturgie. „Der Gesang verbindet uns“, sagt Pfarrerin Bode, seit einigen Jahren Eintracht-Mitglied und mit ihrer Familie regelmäßig im Stadion. Gut gefällt der 61-Jährigen das Prinzip, „dass jeder einbringt, was er kann“, anwendbar aufs Spielfeld, auf die Fankurve, die Vereinsführung. Sie knüpft an die Passage des biblischen Korintherbriefs, in dem von „viele Glieder, ein Leib“ die Rede ist, an, wenn sie an Parallelen denkt.

Um Fairness gehe es im Glauben und im Sport, sagt Peter Noss, Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises „Kirche, Religion und Sport“. Er erinnert daran, dass Basketball und Volleyball aus dem YMCA, der amerikanischen christlichen Jung-Männer-Organisation hervorgingen. „Bei beiden spielen Respekt und fairer Umgang eine zentrale Rolle“, sagt der Theologe, der im Hauptamt Referent für interreligiösen Dialog im Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist.

Kirche, Religion und Sport hätten viel Potenzial einander zu inspirieren, sagt Noss, der im hessischen Pfarrteam aktiv kickt. Es schade auch nicht, wenn Kirche sich von aktiver Bewegung und Mannschaftsgeist eine Scheibe abschneide, meint der gebürtige Nordrheinwestfale, der zugibt, dass zwei Herzen in seiner Brust schlagen: Eins für die Eintracht und eins für Mönchengladbach – eine Jugendliebe.

Pfarrerin Anja Bode ist Eintracht-Fan  |  Foto Claudia Bodens
Pfarrerin Anja Bode ist Eintracht-Fan | Foto Claudia Bodens

Auf die Frage, ob sie selber Sport mache, sagt Bode „Nö“ und lacht, sie wandere und radele, aber mit Fitnessuhr unterwegs ist sie nicht. Pünktlich will die Pfarrerin jedoch sein, wenn sie mal wieder mit der Familie – allesamt Eintrachtfans – ins nahe gelegene Stadion läuft: Wer will schon das Gänsehautgefühl verpassen, wenn die Hymne angestimmt wird, wenn Eintracht-Maskottchen Adler Atilla das Gefieder plustert.

Einen besonderen Termin hat Bode im Oktober in der Stadionkapelle, dann tauft sie dort ihr zweites Enkelkind – an einem spielfreien Tag, aber in der besonderen Eintracht-Atmosphäre.


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Bettina Behler 375 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach