Ein Christ mit globalem Horizont – zum Tod von Claus Ludwig Dieter
Die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach trauert um Claus Ludwig Dieter, der am Dienstag, 23. September 2025, im Alter von 80 Jahren gestorben ist. Der Volkswirt war Mitglied der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Vorstandsmitglied des Evangelischen Regionalverbandes, Berufenes Mitglied der Dekanatssynode Frankfurt, Präses des früheren Dekanats Frankfurt-Innenstadt, später Mitte-Ost.
Die evangelische Kirche Frankfurt verlieh Dieter 2015 angesichts seines vielfältigen ehrenamtlichen Einsatzes die Spenermedaille. In der Laudatio von Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn hieß es, Claus Ludwig Dieter vereine widersprüchliche Charakterzüge wie „Eigensinn und Gemeinsinn, Vertrauen und Skepsis, Rücksicht und Weitblick“. Holger Kamlah, evangelischer Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, würdigt den Verstorbenen: „Die Evangelische Kirche in Frankfurt hat Claus Ludwig Dieter viel zu verdanken. Sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement war evangelisch im besten Sinne, weil er die Vielfalt der Kirche stets im Blick hatte und unterstützte.“
Der Schwerpunkt von Dieters Engagement lag am Beethovenplatz im Frankfurter Westend: Jahrzehntelang engagierte der im nordhessischen Volkmarsen Geborene sich für das Ökumenische Zentrum Christuskirche und die Personalkirchengemeinde Christus Immanuel. Dort war er einige Jahre Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Dieses leitende Amt hatte er auch inne im Evangelisch-kirchlichen Hilfsverein, der unter anderem diesen Standort in Zusammenarbeit mit der Stiftung zur kirchlichen Versorgung der Außenstadt, unterhält.
Claus-Ludwig Dieter, der aus einem ökumenischen Elternhaus stammte, setzte sich mit großem Einsatz für die internationale Ökumene ein, sorgte mit dafür, dass Gemeinden aus allen Himmelsrichtungen, chinesische, serbische, äthiopische Oromos und andere am Beethovenplatz eine Bleibe, ein Gotteshaus, fanden und dort auch mehrfach im Jahr gemeinsame Gottesdienste feierten. Die in der Christuskirche ansässige Beratung des Rechtshilfekomitees in Sachen Migrationsrecht, Asylrecht und Sozialrecht war Dieter ein Anliegen.
Afrika war er verbunden und sorgte dafür, dass internationale Afrika-Kongresse in dem 1978 eröffneten Ökumenischen Zentrum abgehalten wurden. Claus Ludwig Dieter war Mitgründer des Afrikanischen Kulturvereins. Doch sein globaler Horizont war weit: Dieter war Mitglied des Korea-Partnerschaftsausschusses der EKHN, gehörte dem Vorstand der Deutsch-Indischen Zusammenarbeit, ecumenical sangam e.V. an sowie der Society für International Development. Beruflich hatte er es bei der KfW gleichfalls mit weltweiten Themen zu tun, bis er später als Personalrat freigestellt wurde.
Ob Haupt- oder Ehrenamt, Claus-Ludwig Dieter war ein politisch wacher Mensch, der das mit seinem Glauben verband. „Zentral für ihn waren die Mittwochsgottesdienste, die viele Jahre lang im Ökumenischen Zentrum Christuskirche gefeiert wurden. Aktuelle politische Themen, wie Kinderarmut und Racial Profiling wurden mit Referentinnen und Referenten diskutiert und beim gemeinsamen Essen weitergeführt“, berichtet Pfarrerin Gisela Egler-Köksal. Hinzu fügt sie: „Den drängenden Themen Raum zu geben und sie mit andern zu vernetzen und gemeinsam zu handeln, war Ausdruck seines Glaubens.“
Der Kulturinteressierte, der regelmäßig im Frankfurter Opernhaus anzutreffen war, machte sich über Frankfurt hinaus verdient als Mitgründer des LiBeraturpreises, der mehr als 25 Jahre lang zu Buchmessezeiten in der Christuskirche an Schriftstellerinnen aus Lateinamerika, Asien oder Afrika verliehen wurde, 2013 übernahm der Verein Litprom unter der Regie der Frankfurter Buchmesse die Vergabe.
Die Zahl der Ehrenämter, die Claus-Ludwig Dieter bekleidete, ist lang, schon zu Studienzeiten engagierte er sich sowohl in der Evangelischen Studierendengemeinde als auch im Fachbereichsrat, nach dem Examen wurde er ein engagiertes Mitglied der Frankfurter wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft. Aber bei allen Ämtern war dem seit 1998 als Prädikant ehrenamtlich Predigenden, „der Gottesdienst etwas sehr Wichtiges“, so die Pfarrerin der Personalkirchengemeinde Christus Immanuel, Egler-Köksal. Offen habe er sich auch da für neue Wege zeigt, die Bibel in gerechter Sprache, habe er gerne, wie auch andere Bibeln, verschenkt. Glauben großzügig weiterzugeben, das entsprach seiner Haltung.
Die Beerdigung von Claus Ludwig Dieter findet am Donnerstag, 2. Oktober 2025, 10.30 Uhr, auf dem Friedhof Westhausen , Kollwitzstraße 27, statt.