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Ein Raum für Wärme – und Würde

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Die Weißfrauen Diakoniekirche öffnet erstmals als Winternotübernachtung

Die Diakoniekirche steht im Winter zur Übernachtung offen - Nischen sorgen für Privatsphäre. I  Foto: Markus Eisele
Die Diakoniekirche steht im Winter zur Übernachtung offen - Nischen sorgen für Privatsphäre. I Foto: Markus Eisele

Die Türen der Weißfrauen Diakoniekirche in Frankfurt öffnen sich in diesem Winter jeden Abend um 22.30 Uhr – nicht für einen Gottesdienst, sondern für Menschen, die keinen sicheren Schlafplatz haben. 40 Betten stehen bereit, dazu fünf Notplätze für akute Situationen, die von Polizei, Rettungskräften, dem Kältebus oder dem Shuttlebus der Integrativen Drogenhilfe belegt werden können. Es ist ein besonderer, zutiefst spiritueller Ort, der Schutz, Wärme und Würde schenken will – und nach unserer Kenntnis die einzige Kirche in Deutschland, die in der kalten Jahreszeit so zur Unterkunft wird.

„Ich war überrascht, als ich kurz nach der Öffnung der Kirche abends hier war, zu sehen, wie einige vorne am Altar gekniet und gebetet haben“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele, Verbandsleiter des Evangelischen Regionalverbandes. „Dieser Raum bleibt, was er ist: ein Ort der Hoffnung. Nur dass die Hoffnung hier jetzt auch ein Feldbett, einen Schlafsack und ein warmes Getränk hat.“

Wer tagsüber im Bahnhofsviertel oder am Flughafen Frankfurt unterwegs ist, begegnet ihnen oft: den Streetworker:innen Kristina Wessel, Gabriela Jäger und Christian Funk. Sie verteilen Isomatten, Schlafsäcke, warme Getränke – und erzählen vom neuen Angebot in der Kirche. Obdachlose Menschen können sich über die Streetworker:innen oder im Tagestreff WESER5 im Diakoniezentrum auf eine Liste eintragen, um einen Schlafplatz zu erhalten. Der Rundgang durch Kirche und Hygienecenter zeigt: Hier geht es nicht nur darum, die Nacht zu überstehen. Es geht um Respekt, eine Dusche, saubere Kleidung, ein Gespräch – und darum, am nächsten Morgen nicht allein zu sein.

Finanziert wird das Angebot überwiegend von der Stadt Frankfurt, ergänzt durch Kirchensteuermittel und Spenden. „Ohne die Unterstützung aus der Stadtgesellschaft geht es nicht“, betont Henning Funk, Leiter des Diakoniezentrums. „Jede Jacke, jeder Euro, jede helfende Hand macht einen Unterschied.“

So können Sie helfen:

Geldspenden
Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach
Evangelische Bank eG
Konto: 10 4000 200 | BLZ: 520 604 10
IBAN: DE11 5206 0410 0104 0002 00
BIC: GENODEF1EK1
Verwendungszweck: „WESER5 Diakoniezentrum – Winternotübernachtung“

Kleiderspenden (insbesondere für Männer): warme Jacken und Hosen, Unterwäsche, dicke Socken.
Annahme an der Pforte des Diakoniezentrums (Weserstraße 5 / Ecke Gutleutstraße) täglich 8–20 Uhr.

Fragen per E-Mail an: empfang.weser5@diakonie-frankfurt-offenbach.de

WESER5 – mehr als ein Dach

Im WESER5 Diakoniezentrum finden wohnungs- und obdachlose Menschen täglich Unterstützung: Tagestreff mit warmen Mahlzeiten, Sozialberatung, Duschmöglichkeiten, Waschmaschine, Kleiderausgabe; dazu ein Übergangswohnhaus, Notübernachtung, Straßensozialarbeit in der Stadt und am Flughafen sowie eine Anlaufstelle für neu zugewanderte EU-Bürger:innen. Rund 100 bis 150 Frauen und Männer kommen jeden Tag in den Tagestreff – weil es hier das gibt, was auf der Straße fehlt: Wärme, Orientierung und ein offenes Ohr.

Wenn abends die Lichter in der Weißfrauen Diakoniekirche angehen, ist das mehr als eine organisatorische Leistung. Es ist ein Versprechen: In dieser Stadt soll niemand in der Kälte allein bleiben. Hier ist Platz – und hier ist Platz für Würde.


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