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Kein Rauswurf von Jason Stanley aus der Westend-Synagoge

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Kirchen widersprechen der sachlich falschen und tendenziösen Darstellung der Frankfurter Rundschau über die Gedenkveranstaltung in der Synagoge im Frankfurter Westend.

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In einem Leserbrief widersprechen Holger Kamlah, Evangelischer Stadtdekan Frankfurt und Offenbach, Michael Thurn, Leiter katholische Stadtkirche Frankfurt, und Prof. Dr. Joachim Valentin, Leiter Katholische Akademie/Haus am Dom, dem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 9. November 2025 über den vermeintlichen Rauswurf von Redner Professor Jason Stanley bei der Gedenkveranstaltung in der Synagoge im Frankfurter Westend. Unterstützt wird dies durch Prof. Dr. Viera Pirker, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der JW Goethe-Universität. Alle Genannten waren selbst an diesem Abend bei der Gedenkveranstaltung anwesend.

Hier der Wortlaut des Leserbriefes:

„Zunächst entspricht es nicht den Tatsachen, dass Prof. Stanley während seiner Rede aus der Synagoge geworfen wurde. Während der bereits über 40 Minuten dauernden Rede ist einer der Rabbiner an ihn herangetreten und hat sehr kurz etwas zu ihm gesagt, was für das Publikum nicht hörbar war. Herr Stanley hat seine Rede daraufhin offensichtlich abgekürzt, aber sehr wohl beendet und hat sich dann bis zum Ende der Veranstaltung wieder auf seinen Platz gesetzt. Auch kann keine Rede davon sein, dass „es Phasen gegeben (habe), in denen nur noch geschrien worden sei“. Im Mittelteil der Rede hat es einige Male laute Zwischenrufe gegeben, im Schlussteil der Rede aber nicht mehr. Vernehmbar war stattdessen eine fortwährende Unruhe im Publikum.

Inhaltlich hat Herr Stanley im Kontext seiner eigenen Familiengeschichte die unbestrittenen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften des liberalen deutschen Judentums im 19. und 20.Jhd. hervorgehoben. Irritierend war aus Sicht der Unterzeichnenden die These, es sei vor allem dieses liberale Judentum Anlass und Ziel der Schoa gewesen. Dass es eine nationalsozialistische Rassenideologie gegeben hat, die Juden als biologisch minderwertig definierte und genau damit der Vernichtung preisgab, blieb unerwähnt. Besondere Unruhe entstand bei der Erwähnung von Masha Gessens Analogie zwischen Gaza und dem Warschauer Ghetto – Überlebende des Ghettos waren anwesend.

Prof. Stanley hat schließlich auf die Schwierigkeiten hingewiesen, über den Krieg zwischen Israel und der Hamas öffentlich und kritisch zu diskutieren. Gesprächssituationen im Anschluss der Veranstaltung hat er selbst durch rasches Verlassen der Synagoge vermieden. Dass sich Deutschland entschieden habe, es würden nur jene jüdischen Stimmen zählen, die Israel bedingungslos unterstützen, stimmt aus Sicht der Unterzeichnenden nicht. Vor allem aber wird diese Behauptung in Ihrem Artikel so aufgenommen und weitergeführt, dass das altbekannte Narrativ, die Juden seien selbst Schuld am Antisemitismus, wieder aufersteht.

Diskurse über Ursache und Wirkung des Krieges gibt es reichlich. Sie werden allerdings häufig unter denen geführt, die einer Meinung sind. Das ist auch aus unserer Sicht ein Problem und müsste sich ändern. Ob allerdings die Gedenkstunde mit Totengebet in der Frankfurter Synagoge zum 9. November dafür der richtige Ort ist, bezweifeln wir nachdrücklich."


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