Stadtsynode: Wahl des neuen Präses und die Kirchenpräsidentin zur Zukunft der „Volkskirche“
Das evangelische Kirchenparlament von Frankfurt und Offenbach hat gestern Abend Stefan Majer zum Präses und stellvertretenden Vorsitzenden des Dekanatssynodalvorstandes gewählt. (Lesen Sie dazu auch den ausführlichen Beitrag zu seiner Person und Wahl). Majer folgt auf Irmela von Schenck, die im September dieses Amt abgab, da sie berufsbedingt ins Ausland gezogen ist.
Mit einem Gedenken an den in dieser Woche verstorbenen früheren Frankfurter Bürgermeister Hans-Jürgen Moog begann die Tagung von Synode und Regionalversammlung im Dominikanerkloster. Moog war 32 Jahre, von 1966 bis 1998, Versammlungsleiter der evangelischen Kirche in Frankfurt. Als Kirchenvorsteher der Frankfurter Sankt Petersgemeinde, aber auch auf landeskirchlicher Ebene engagierte sich Moog. Ein Nachruf mit Bezug auf sein kirchliches Engagement findet sich hier.
Impuls von Kirchenpräsidentin Christiane Tietz
Zu Gast bei der Parlamentssitzung war erstmals die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz. Sie sprach über das Thema „ekhn2030 als Ermöglichung von Volkskirche im Pluralismus?“.
Das „Ende der Volkskirche“ werde in der Regel an den Mitgliedszahlen festgemacht, sagte Tietz. Gerade in Städten wie Frankfurt und Offenbach sei der Rückgang „Volk“ offenbar, doch: „Wir haben als EKHN – im Unterschied zu manchen Formen freikirchlicher Kirchenkonzepte – mit der Haltung der Volkskirchlichkeit eine Offenheit, die wir uns bewahren sollten.“ Gerade in Zeiten, in denen das Wort „Volk“ von „Völkischen“ okkupiert werde, sei es sinnvoll, diesen Ausdruck im Sinne von „alle Menschen“ zu verwenden.
Sie stehe für eine Kirche, die sich als öffentlichkeitsrelevante Stimme am gesellschaftlichen Diskurs beteiligt und trete ein für die Akzeptanz innerkirchlicher Pluralität, die unterschiedliches Beteiligungsverhalten einschließt, so Christiane Tietz.
Wichtig sei es, individuelle Glaubensgeschichten, von der eigenen Beziehung zu Gott zu erzählen, gerade auch Kindern und Jugendlichen. „Unsere Geschichte ist in der Regel keine Heldengeschichte, auch kein Heiligenepos, sondern schildert christliches Leben ,in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten“, ist Auffassung von Christiane Tietz.
Zu den Fragen, die von den Delegierten kamen, gehörten: „Warum genießen die Freikirchen, auch in der Frankfurter Innenstadt, Zulauf?“ Eine andere: „Warum tun wir nicht mehr dafür, dass wir nicht weniger werden?“ Tietz empfahl auch da Reden über den persönlichen Glauben, sichtbarer zu werden. Einiges an Sichtbarkeit verspricht sie sich von dem in der vergangenen Woche von der Landessynode beschlossenen Plan, den Deutschen Evangelischen Kirchentag Anfang der 2030er Jahre wieder einmal nach Frankfurt zu holen.
Handeln und in Ruhe warten können
In seinem Bericht vor den Delegierten erwähnte Stadtdekan Holger Kamlah verschiedene Aktivitäten der jüngsten Zeit, ein Projekt des Gedenkens an die Opfer von Srebrenica etwa, den Einsatz, auch in ökumenischer Form, gegen Antisemitismus. Über die Absichtserklärung zur Fusion mit der Evangelischen Akademie der Pfalz sprach er, sie bringe für den Standort Römerberg der Evangelischen Akademie Frankfurt keinen Bedeutungsverlust, versicherte Kamlah. Über verschiedene Jubiläen berichtete der Stadtdekan und Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes in seinem schriftlichen Synodenbericht, über Personalia wie die Benennung von Anja Frank-Ruschitzka zur neuen Geschäftsführerin des Fachbereichs Diakonie und Seelsorge zum 1. Februar 2026.
Neben der Nennung einer Vielzahl von Aktivitäten hielt Kamlah eingangs der Sitzung eine Andacht. Mit Bezug auf die Hektik des Einkaufens, den „Black Friday“, erinnerte er an die Bedeutung des Wortes „Advent“, das dahinter eine Zeit des Wartens stehe. Nicht erzwingen, sondern Zeit lassen, Kirche als „Ort des Wartens“ zu profilieren, war ein Gedanke seiner Andacht.
Ein Beschluss und eine Wahl
Da die Stellenpläne für den Haushaltsplan Kirchengemeinde – Hausmeister-/Küsterdienste, Verwaltung aufgrund der Zahlen des Vorjahrs zustande kommen, musste über den 2024 beschlossenen Doppelhaushalt hinaus für 2026 ein Einzelbeschluss gefasst werden. Ruhestände und Weggänge haben dafür gesorgt, dass der Druck hierzurückgegangen ist. Reibungslos passierte die Vorlage das Parlament.
Große Zustimmung gab es für die 54 Jahre alte Unternehmensberaterin und Prädikantin Christine Mährle, die neu in den Vorstand von Synode und Regionalversammlung gewählt wurde. Mit dem Weggang von Schencks war ein Sitz in dem Vorstand frei geworden.
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