Vorfreude auf Vielfalt und Teamarbeit
Die 31-jährige Theologin Laura Kliem startet in der Evangelischen Mirjamgemeinde
Laura Kliem beginnt ihre Vorstellung im Gemeindebrief der Evangelischen Mirjamgemeinde mit einem Ausrufezeichen und sichtlicher Freude: „Ich bin ab Januar die neue Pfarrerin!“ Dass sie beim Einstellungsgespräch im Kirchenvorstand auf die Frage, für was sie sich begeistert, spontan „Tanzen“ gesagt hat, passt.
Vor gut einem Jahr hat Louisa Frederking in der Mirjamgemeinde, die ihren zentralen Sitz in der Lutherkirche an der Waldstraße hat, ihren Dienst angetreten. Mit Laura Kliem, 31, zuletzt Vikarin in der Frankfurter Hoffnungsgemeinde und abschließend in der Frankfurter Untersuchungshaftanstalt für Männer tätig, ist das Pfarrteam der größten evangelischen Kirchengemeinde Offenbachs nahezu komplett, eine halbe Stelle ist noch frei.
Kliem und Frederking sind eine Generation, sind ein ausgleichendes Team mit verschiedenen Schwerpunkten, „das passt gut“, findet die Neueinsteigerin. Louisa Frederking stammt aus der Nähe von Göttingen, hat ihr Vikariat im Harz absolviert, Laura Kliem ist gebürtige Hessin, aufgewachsen in Bad Vilbel-Dortelweil. In der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit der Kommune ist ihr Studienwunsch „Theologie“ herangereift. Die ersten Semester absolvierte die neue Mirjampfarrerin in Frankfurt. „Ehrlich gesagt, weil es vor der Haustür lag“, sagt Kliem und lacht. Aber dann zog es sie doch weiter. Nach München und Mainz. In der bayerischen Landeshauptstadt fing sie an „zum Broterwerb“ in einer Kita zu jobben. Als Kliem für die Examensphase nach Frankfurt zurückkehrte, war ihr klar, „das will ich vertiefen“. Statt „wie eigentlich üblich“ nach dem ersten Theologischen Examen in das Vikariat, die Pfarrausbildung, zu wechseln, erwarb die junge Theologin einen Bachelor in Erziehungswissenschaften. Nicht als Abzweig, sondern Ergänzung legte Laura Kliem das Studium an.
Dass die Evangelische Hoffnungsgemeinde, gelegen zwischen noblem Frankfurter Westend, dem im Umbruch befindlichen einstigen Arbeiterquartier Gutleutviertel und der Bahnhofsgegend ihr Ausbildungsterrain wurde, empfindet die neue Offenbacher Pfarrerin „als Glücksfall“. Auch dass sie dort erlebte, wie bereichernd die Arbeit in einem Team sein kann, angesichts einer Vielfalt an Aufgaben. Einen Schwerpunkt hat Kliem im Vikariat auf die Kaffeestube Gutleut gelegt unweit des Frankfurter Hauptbahnhofs. Menschen bekommen hier für kleines Geld nicht nur etwas zu essen, sondern erleben auch Gemeinschaft. Wenn Leute, die an sich Kirchen selten von innen sehen, im Weihnachtsgottesdienst in der Kaffeestube oder an den Hauptbahnhofsgleisen „kräftig die traditionellen Lieder mitgesungen haben“ und Zusammensein genossen, erlebte Kliem viel von dem Sinn ihres Berufs. Ähnlich erging es ihr im Gefängnis, wenn die U-Häftlinge sich öffneten – da sah sie Gottes Botschaft, seine Zuwendung zu allen Menschen, verwirklicht.
Laura Kliem freut sich darauf, auch in der Mirjamgemeinde auf unterschiedliche Gegenden Offenbachs zu treffen. Über die Stadtteile Innenstadt, Lauterborn, Lindenfeld, Mathildenviertel, Musikerviertel und Senefelderquartier erstreckt sich der Zuständigkeitsbereich der Gemeinde. Im Laufe des Jahres 2024 – nach der Renovierung – wird Kliem von Frankfurt-Eschersheim weg- und mit ihrem Mann in die Pfarrwohnung an der Waldstraße ziehen. Louisa Frederking lebt in Bürgel im Pfarrhaus, dort ist ihr Mann Gemeindepfarrer.
Die Ordination, die offizielle Verpflichtung von Laura Kliem in das erste Pfarramt, wird der Propst für Rhein-Main Oliver Albrecht am 17. Februar, um 14 Uhr in der Lutherkirche, Waldstraße 74-76, im Rahmen eines Festgottesdienstes vornehmen.
Wer Kliem als Predigende erleben will, hat dazu schon vorher Gelegenheit. Den ersten Gottesdienst hält sie am kommenden Sonntag, 7. Januar 2024, 10 Uhr in der Lutherkirche – zu verfolgen ist er auch als Livestream.