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Die Engel vom Frankfurter Flughafen

Der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere feiert 25 Jahre erfolgreicher Arbeit.

Die hauptamtliche Mitarbeiterin Jana Südhoff telefoniert im Beratungsraum des Kirchlichen Sozialdienstes für eine Ratsuchende.
Die hauptamtliche Mitarbeiterin Jana Südhoff telefoniert im Beratungsraum des Kirchlichen Sozialdienstes für eine Ratsuchende. Bild: Peter Weidemann

Wer am Frankfurter Flughafen in Not gerät, findet dort seit 25 Jahren eine feste Anlaufstelle: Den Kirchlichen Sozialdienst für Passagiere. Mehr als 26.000 Flugreisende haben im Büro und am Schalter im Terminal 1, Abflughalle C, seitdem Rat und Hilfe gefunden. Unter ihnen alleine 107 „Heimkehrer“ in diesem Jahr, also Menschen, die auswanderten, um sich im Ausland eine Existenz aufzubauen, aus verschiedensten Gründen scheiterten und nach Deutschland zurückkehren mussten.

Sie sind immer da
Das Team aus fünf Hauptamtlichen und 13 Ehrenamtlichen rings um Leiterin Simone Roßbach ist immer da, wenn es brennt. Als während der Corona-Pandemie viele Fluggäste im Transitbereich festsaßen. Als Menschen in Kriegszeiten aus der Ukraine via Frankfurt Airport einreisten. Als Ortskräfte aus Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban in Deutschland landeten. Jedes Mal war der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere der Diakonie Frankfurt und Offenbach zur Stelle.

Gute Zusammenarbeit
„Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt Simone Roßbach an einem Tag im Juni. In der Nacht zuvor waren mehrere Sonderflüge aus Israel gelandet, an Bord deutsche Staatsbürger, die evakuiert wurden. In einer Videokonferenz mit Auswärtigem Amt, Polizei, Fraport, Medizinischem Dienst, Kirchlicher Seelsorge am Flughafen und anderen Partnern wird Roßbach gleich über die vergangene Nacht sprechen. „Es ist sehr gut gelaufen, es gab Snacks und Getränke, Babywindeln und wer nicht sprechen wollte, wurde an der Presse vorbeigeschleust,“ lautet ihre Bilanz

Für alle in Not am Airport
Nicht nur in solch besonderen Situationen ist der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere für die Menschen am Flughafen da. Auch im Alltag, bei kurzen Fragen, Problemen mit Pass, Ticket oder Kreditkarten sind Haupt- und Ehrenamtliche ansprechbar. Sie arbeiten eng mit Fluggesellschaften, Konsulaten, Deutscher Bahn oder dem städtischen Jugend- und Sozialamt zusammen. Für alle, die an Europas größtem Airport in Not geraten, bieten sie einen geschützten Raum, schenken Kaffee und Wasser aus, helfen in Notfällen mit Essen und Kleidung, Sozialarbeiterinnen beraten Hilfesuchende und vermitteln sie weiter an Stellen, die sie weiter begleiten.

Fraport AG bat schon 1972 um Unterstützung
Einer der wichtigsten Partner ist die Fraport AG. Bereits 1972 erhielt die Diakonie Post vom Vorstand des Flughafenbetreibers. Der hatte nämlich festgestellt: Ältere Menschen und Fluggäste mit Behinderung benötigen ebenso Hilfe wie Eltern mit Kleinkindern oder Passagiere, die während der Reise erkranken. Manche Fluggäste seien auch angesichts oftmals erdrückender neuer Eindrücke überfordert. Es entstünden „Situationen, die auch beim besten Willen nicht von unserem oder dem Personal der Luftverkehrsgesellschaften allein zu lösen sind.“ 1975 gründeten die Diakonie in Hessen und Nassau und der Caritasverband der Diözese Limburg den Flughafen-Sozialdienst. Er umfasste damals sowohl die Arbeit mit Geflüchteten als auch die Hilfe für gestrandete Passagiere sowie bis zur Gründung der Aufsuchenden Sozialarbeit am Flughafen die Arbeit für Menschen ohne Wohnsitz. 1994 teilten sich die Dienste noch unter einem Dach in Kirchlichen Flüchtlingsdienst und Flughafen-Sozialdienst auf, 2000 wurde schließlich der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere als eigenständige Einrichtung ins Leben gerufen.

Julia Kranenberg, Vorstandsmitglied der Fraport AG, würdigt anlässlich des Jubiläums die Arbeit des Kirchlichen Sozialdienstes als „gelebte Menschlichkeit“: „Am Flughafen Frankfurt begegnen sich täglich Menschen aus aller Welt. Manche von ihnen befinden sich in schwierigen Lebenslagen. Ihnen steht der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere mit Beratung und praktischer Hilfe zuverlässig zur Seite. In enger Zusammenarbeit mit Behörden und den Flughafenstellen leistet er einen wertvollen Beitrag zum Miteinander und zur Fürsorge an unserem Drehkreuz. Das ist gelebte Menschlichkeit an unserem Flughafen. Für dieses wertvolle Engagement bedanken wir uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kirchlichen Sozialdienstes.“

Denn Gott hat seinen Engeln befohlen
„Der Flughafen ist Start- und Ankunftsort für viele: Manche fliegen voller Sehnsucht in den Urlaub, andere erwarten ihre Lieben zurück. Doch es gibt auch Reisende, die mit Sorgen und Problemen ankommen – ohne dass jemand auf sie wartet. Seit 25 Jahren unterstützt unser Kirchlicher Sozialdienst Passagiere in Not, unabhängig von Religion oder Herkunft“, sagt Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer des Evangelische Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach. „Dank der Beiträge evangelischer Kirchenmitglieder und der Unterstützung des Frankfurter Flughafens können wir diesen Dienst leisten. Die Bibel sagt: „Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Deshalb sind wir als Diakonie hier genau richtig: Unsere Mitarbeitenden helfen, dass Menschen ihre Reise gut fortsetzen können. Was für ein Segen!“


Autorin

Susanne Schmidt-Lüer ist Mitglied der Stabsstelle Kommunikation, Marketing und Fundraising des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach. Sie schreibt auch als freie Autorin, vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.