Mach’s gut, du lieber Turm!
Das Leben ist anstrengend genug. Wie wunderbar, dass es Dinge gibt, die sich nie ändern, und an die wir uns klammern können, wenn es schon draußen nicht mehr nur Kännchen gibt. Am 31. Dezember um Null Uhr flackert das Feuerwerk. Im Oktober wird Frankfurt von Büchermenschen mit großen Brillen heimgesucht. Der Bus kommt immer zu spät. Und in die Frankfurter Skyline hat sich ein senfgelbes Kirchtürmlein geschmuggelt, das die Trendfarbe der letzten Jahre selbstbewusst seit 1955 trägt.
Moment, halt, das stimmt ja bald gar nicht mehr! Senfgelb lässt sich zwar noch gut ins Outfit einbauen, aber die Matthäuskirche soll abgerissen werden, wie der Evangelische Regionalverband jüngst verkündet hat. Ach, das ist doch Mist!
Es war so eine schöne, einfache, geradezu kitschige Symbolik, den Kirchturm als Zeichen des Protests gegen die Finanzwelt zu lesen, alt und gelb, doch immer da. Ein bisschen wie die Kirche selbst. Wie viele Frankfurter:innen und Tourist:innen haben ihn als Teil des Ensembles fotografiert, auf wie vielen Insta-Accounts taucht er auf?
Ich werde ihn jedenfalls sehr vermissen, obwohl ich die Momente, an denen ich die Matthäuskirche von innen aufgesucht habe, an einer Hand abzählen kann. Womöglich bin ich damit Teil des Problems. Und bestimmt wird die neue Kirche auch ganz schön.
Mach’s gut, du lieber Turm!
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