Jesus brachte nicht Frieden, sondern das Schwert?
„Ist alles gut zwischen uns?“ Diese Frage stelle ich manchmal Freunden. Zwischen Tür und Angel, fast beiläufig. Ich hoffe auf ein schnelles „Klar, alles okay.“ Aber wenn jemand zögert, wird mir warm im Nacken.
Ich mag keinen Streit. Wenn meine Worte zu scharf werden, ärgere ich mich hinterher über mich selbst. Aber ich habe auch gelernt: Lieber Unbehagen aussprechen, als es unter den Teppich kehren. Lieber Disharmonie aushalten, als schweigen. Lieber den offenen Konflikt, als die Scheinharmonie. Jetzt in der Adventszeit läuft überall „Stille Nacht“ und „Friede auf Erden“, wir sehnen uns nach Gemütlichkeit und Einigkeit. Aber Frieden ist kein Geschenk, das einem in den Schoß fällt. Frieden ist auch Arbeit.
Das zeigt eine krasse Bibelstelle im Matthäusevangelium (Kapitel 10, Vers 34), wo Jesus sagt: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Das ist ein Bild für Auseinandersetzung. Für den Konflikt, der kommt, wenn sich etwas ändern soll.
Ich stelle mir vor, die Menschen damals hätten Gott gefragt: „Ist alles gut zwischen uns?“ Die Antwort wäre nicht gewesen: „Ja, klar, alles bestens.“ Sondern eher: „Leider nicht. Aber ihr könnt es gut machen.“ Jesus ging ran an Konflikte. Er saß mit den falschen Leuten am Tisch, passte nicht ins Schema. Familien zerstritten sich über ihn. Den einen ging er zu weit, den anderen nicht weit genug.
An Weihnachten feiern wir, dass mit Jesus auch der Frieden auf die Welt kommt. Aber Frieden braucht Menschen, die auch mal unbequem werden. Die aufstehen, wenn jemand beleidigt wird. Die ihre Stimme erheben, auch wenn sie zittert. Die streiten – mit Argumenten, mit Herz, mit Verstand. Nicht nur in der eigenen Bubble, wo alle nicken. Sondern auch dort, wo es herausfordernd wird. Jesu Botschaft ist nicht: „Ich mache das für euch.“ Seine Botschaft ist:
„Ich bin da. Mitten im Streit. Und jetzt fangt an.“