Warum der Nikolaus übers Wasser kommt
Kinder und Eltern werden den Nikolaus an der Fähre erwarten, ebenso ein Posaunenchor, die Pfarrerinnen Sandra Hämmerle und Cäcilie Blume von der Martinusgemeinde, der Fährmann Sven Junghans sowie Patricia Wieseke von der Fleischerei Wieseke, die Punsch und Würstchen bereithält (Becher mitbringen!). Aber warum kommt der Nikolaus eigentlich mit dem Schiff?
Bekannt ist der Nikolaus als freundlicher Mann im roten Mantel, der in der Nacht zum 6. Dezember Geschenke bringt. Doch seine Geschichte reicht viel tiefer – und ist eng mit dem Wasser verbunden. Denn Sankt Nikolaus ist auch der Schutzpatron der Binnenschiffer, Seefahrer und Fischer. Ihm wird sogar nachgesagt, vor Hochwasser schützen zu können. Deshalb ist er auch Namensgeber der Alten Nikolaikirche am Römerberg, also in Mainnähe. Dort kann man ihn mit seiner charakteristischen Mitra und dem Krummstab als kleinen Schlussstein an der Decke sehen.
Der Ursprung der besonderen Beziehung von Nikolaus zum Wasser liegt in einer Legende: Seeleute gerieten in einen schweren Sturm und drohten zu ertrinken. In ihrer Not riefen sie Nikolaus an – und dieser half ihnen „mit unsichtbarer Hand", sicher an Land zu kommen. Für die Menschen auf und am Wasser wurde er so zum Hoffnungsträger in größter Not.
Auf diese Verbindung geht auch ein heute nahezu vergessener Brauch zurück: das „Schiffchensetzen". In früheren Jahrhunderten stellten Kinder am Nikolausabend keine Stiefel vor die Tür, sondern kleine selbstgebastelte Papierschiffe, in die der Heilige seine Geschenke legen sollte. Erst später wurden diese durch Schuhe oder Strümpfe ersetzt.
Die Beliebtheit des Nikolaus beschränkte sich jedoch nicht auf Menschen am Wasser. Kaufleute, Bäcker, Metzger, Rechtsanwälte, Apothekerinnen, Reisende, Studenten und Schülerinnen – sie alle wählten ihn zu ihrem Schutzpatron. Seine Verehrung war so universell, dass er zu einem der wichtigsten Heiligen Europas wurde.
Die Rolle des Nikolaus als Geschenkebringer geht ebenfalls auf eine Legende zurück: Eines Nachts kam Bischof Nikolaus an einem Haus vorbei, in dem eine Familie lebte, die derart verarmt war, dass die drei Töchter ihr Geld als Prostituierte verdienen mussten. Damit sie damit aufhören und heiraten konnten, warf Nikolaus drei Goldklumpen durch das Fenster des Hauses. Deshalb wird er oft mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt. Tatsächlich ist auch vom historischen Nikolaus überliefert, dass er sein gesamtes Vermögen den Armen vermachte.
Der historische Nikolaus lebte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Stadtbischof von Myra, im heutigen türkischen Demre. Er setzte sich für die Armen ein, kämpfte für Gerechtigkeit, verhinderte Plünderungen und wendete eine Hungersnot ab. In der Nachfolge Christi interessierte er sich nicht nur für einzelne Gruppen, sondern für das Wohl aller Menschen.
Übrigens: Bis zur Reformation war es der Nikolaus, der den Kindern zu Weihnachten die Geschenke brachte. Erst Martin Luther führte das „Christkind“ ein, weil die Reformatoren die Heiligenverehrung ablehnten. Der Nikolaus wurde dadurch zu einem Vorboten – zum Auftakt der Weihnachtszeit am 6. Dezember.
Noch ein wichtiger Hinweis an alle Eltern: Bitte bringen Sie für Ihr Kind ein mit seinem Namen versehenes Nikolausgeschenk mit, das Sie vor Beginn unauffällig in den Nikolaussack geben können, so dass der Nikolaus für jedes Kind das passende Geschenk mitbringt.