Kunst & Kultur

„Für Morgen“ – Künstlerin verkörpert Barlachs Friedensengel

Finja Sander zeigt Performance auf dem Unicampus sowie in der Epiphaniaskirche und erhält den Kunstpreis des Vereins Artheon.

Finja Sander in Aktion I Bildrechte: Finja Sander
Finja Sander in Aktion I Bildrechte: Finja Sander

„Für Morgen” nennt Finja Sander die Performance, die sie am 12. und 14. Dezember in Frankfurt am Main zeigen wird. Die 1996 in Hildesheim geborene, in Berlin-Neukölln lebende Künstlerin, bezieht sich auf die Bronzeplastik „Schwebender”, manchmal auch „Schwebender Engel”, die der Bildhauer Ernst Barlach ursprünglich für eine Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg im Dom in Güstrow erschaffen hat. Durch ein körperliches „Reenactment“ macht Finja Sander das Kunstwerk neu erfahrbar. In meditativer Hingabe wird sie selbst wie Barlachs berühmte Figur an einem Gerüst im Raum schweben. Seit Sander das erste Mal vor Barlachs Bronzeplastik in Mecklenburg-Vorpommern stand, stellt sich ihr die Frage: „Wie können wir künftig erinnern und damit unsere Demokratie über die eigenen Grenzen hinaus stabilisieren und stärken?“

Die Bildende Künstlerin, die 2022 als „Meisterschülerin“ ihr Studium an der Berliner Universität der Künste in den Klassen von Klassen von Ursula Neugebauer und Valérie Favre abschloss, löst die Erinnerungskultur von statischen Orten zugunsten spontaner Zusammenkünfte und einem „fluiden Erinnern“. Das erste Mal war der Auftritt in dieser Form 2023 auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide in Brandenburg zu sehen, in dem Jahr wurde Sander auch mit dem UdK Berlin Art Award ausgezeichnet. Nach der Premiere war die Performance an zwölf weiteren ganz unterschiedlichen Lokalitäten zu erleben, in Gedenkstätten, Museen, Sportstadien und Kunstorten.

In Frankfurt zeigt Finja Sander ihre schwebende Inszenierung am Freitag, 12. Dezember, von 13 bis 14 Uhr auf dem Universitätscampus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, je nach Witterung vor oder im ehemaligen IG-Farben-Haus. Am Sonntag, 14. Dezember, 11 bis 12 Uhr, ist sie im Rahmen eines Gottesdienstes in der evangelischen Epiphaniaskirche, Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße, Nordend, zu sehen.

Sanders Werk „Für Morgen“ wurde aus mehr als 80 Einreichungen ausgewählt und mit dem diesjährigen Kunstpreis des Vereins Artheon e.V. prämiert. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 11. Dezember, 19 Uhr, in der Galerie Heusenstamm statt, Braubachstraße 34, Innenstadt.

Finja Sander begegnet Barlach in Güstrow
Finja Sander begegnet Barlach in Güstrow

Das Werk ist Teil einer Serie. In größerem Zusammenhang arbeitet Sander auch durch Objekte in Rauminstallationen an dem Thema. Mit bruchstückhaften Exponaten greift sie die Ikonografie von Gedenkfeiern und politischen Zeremonien auf, beispielsweise durch Kränze aus Bruchglas, die an Laubkränze für Gedenkstätten denken lassen. Das Pathos der Objekte weicht dem Eindruck von Fragilität oder Bedrohung.

Vor ihren Arbeiten können sich die Menschen fragen: Wie wirken die Geschichte zweier Weltkriege und die Umbrüche zwischen Nationalsozialismus, Deutscher Teilung und Wiedervereinigung bis heute nach? Drohen angesichts aktueller Krisen auch für uns heute neue Gewalt und Unrecht? Sanders Performance und ihre Installationskunst widersprechen den Gesten der Macht und nationalistischer Abgrenzung. „Durch ihre Kunst wird das menschliche Bedürfnis nach Schutz, Gemeinschaft und Gewaltverzicht auf elementare Weise sichtbar“, so Markus Zink, Referat Kirche und Kunst des Zentrums Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Gefördert wird das Projekt von: EKHN-Stiftung, Artheon e.V., Evangelische Bank Kassel, Konsultation der Kunstbeauftragten in den Landeskirchen der EKD.


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Bettina Behler 393 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach