Interkultureller Mediendialog – auch vom Schwarzwald aus wirkt Erhard Brunn mit
Für Susanna Faust Kallenberg, Pfarrerin für interreligiösen Dialog im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, ist Erhard Brunn „der interkulturelle Dialog in Person“. Bei unzähligen Veranstaltungen haben der freiberufliche Journalist, Historiker, Geschäftsführer des Runden Tisch Interkultureller Mediendialog Rhein-Main und die Pfarrerin schon zusammengearbeitet: Beim Interreligiösen Zelt am Main, bei der Demokratieaktion mit Plakaten zum Grundgesetzjubiläum am Eisernen Steg beispielsweise, aber auch Anfang Oktober 2025 bei dem christlich-muslimisch-jüdischen Gedenken des Genozids in Srebrenica im Frankfurter Dominikanerkloster (mehr) – „er ist einfach unglaublich vernetzt“, sagt die Pfarrerin. Und umtriebig ist Brunn. Greift zum Telefon, schreibt schnell eine E-Mail, lädt zu „Stammtischen“ ein, an denen immer wieder neue Leute aus aller Welt Platz nehmen, oftmals Journalistinnen und Journalisten.
Erhard Brunn, geboren im März 1956 in Schwerin, aufgewachsen in Hamburg, hat lange Jahre zusammen mit seiner Frau in Afrika gelebt. Mehrere Jahre waren die beiden in Uganda und in Niger für den Deutschen Entwicklungsdienst tätig. Für Projekte war Erhard Brunn auch im Süd-Sudan, in Kenia, Ruanda und Burkina Faso unterwegs, die freie Tätigkeit, „das liegt mir“. Erhard Brunn war in Afrika journalistisch tätig, aber auch organisatorisch, etwa für Brot für die Welt. Auch da als Kontakteknüpfer, Organisator.
In Frankfurt vernetzt Erhard Brunn seit vielen Jahren Leute, kümmert sich konkret, damit Gruppen einen Ort finden zu proben, sich zu einer Diskussion zu treffen, die Finanzierung für Filme wie „Unsere neue Heimat“ aufzutreiben. Doch diesen Herbst hat der 69-Jährige Umzugskisten gepackt, das Ehepaar wohnt neuerdings in Bad Krozingen unweit von Freiburg im Breisgau.
Für Susanna Faust Kallenberg ist der Weggang ein Verlust – er ist jedoch nicht komplett. Das Digitale macht es möglich, mindestens bis Mitte 2026 sei der Interkulturelle Mediendialog im Rhein-Main-Gebiet gesichert, versichert Brunn, er will sich dafür einsetzen, dass es darüber hinaus geht.
Seit dem Kennenlernen der beiden 2004 bei einer Ägyptentagung in der Evangelischen Akademie in Loccum ist viel passiert. Faust Kallenberg hat seitdem vom Zentrum Oekumene der evangelischen Landeskirchen auf die Profilstelle für Interreligiöses im Stadtdekanat gewechselt, Brunn, der auch eine zeitlang in der Türkei lebte, war in den frühen 2000ern vor allem damit beschäftigt, deutsche Medien mit türkischen zu vernetzen. In Neu-Isenburg saßen damals die Redaktionen von Hürriyet, Sabah oder Türkiye. Das ist längst passé. Doch aus dieser Zeit erwuchs der Interkulturelle Mediendialog.
Faust Kallenberg ist darin vertreten, als Pfarrerin für interreligiösen Dialog ist sie eine Vernetzerin – zwischen Religionsgemeinschaften, Vereinen und Verbänden, der Kommune, der Landeskirche, Hochschulen und anderen. Medienarbeit gehört zu ihrem Alltag, auch die Suche nach neuen Kanälen. Im vergangenen Winter hat sie sich während einer Studienzeit mit digitalen Dialogen befasst. Brunn beobachtet Influencer auf TikTok oder auch YouTube. Anfang 2025 organisierte er in Frankfurt eine Präsenzveranstaltung dazu. Die Resonanz hat ihn enttäuscht. „Das lässt sich nicht so einfach in einen Saal bringen.“
Gut lief im vergangenen Herbst die Fortführung des Srebrenica-Gedenkens im Netz. In dem von Wolf Kunik gedrehten Video „30 Jahre nach Srebrenica bauen wir eine Brücke zwischen Frankfurt am Main und Srebrenica“, in dem weiße Rosen für Gerechtigkeit und Frieden in die Welt gehen, machen beispielsweise Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg mit, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, ist dabei, Dzenan Semovic, Imam, Bosniakisches Kulturzentrum Frankfurt. Auf Instagram können einzelne Clips geliked werden.
Dialog gelingt wunderbar am runden Tisch, wichtig ist es, ihn obendrein ins Netz zu tragen, sind sich Brunn und Faust Kallenberg einig. Und sei es, dass sich die regionalen Akteure und Akteurinnen auf Social Media begegnen. Im Januar 2026 steht aber erst einmal wieder ein Treffen des Interreligiösen Mediendialogs im Frankfurter Haus am Dom an, Brunn hat es von Bad Krozingen aus maßgeblich mit vorbereitet.