Ökumenischer Gottesdienst zum Reformationstag und ein Einblick in die Historie
Auch in diesem Herbst wird die Tradition der ökumenischen Gottesdienste in der evangelischen Sankt Katharinenkirche, An der Hauptwache, Innenstadt, fortgesetzt: Der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, und Michael Thurn, Leitung der Katholischen Stadtkirche Frankfurt, halten gemeinsam den Gottesdienst am Reformationstag, Freitag, 31. Oktober 2025, um 19 Uhr.
Das Glaubenskenntnis Israels, das sogenannte „Schma Israel“, steht als Predigttext dieses Jahr im Mittelpunkt. Wir können nicht ohne Bezug zum jüdischen Glauben Christinnen und Christinnen sein. Um diese Einsicht und weitere Aspekte des „Schma Israel“ wird es im Gottesdienst gehen.
500 Jahre evangelischer Gottesdienst in Frankfurt
Eine Folge des Frankfurter Zunftaufstands im Frühjahr 1525 war die Berufung von zwei evangelischen Predigern durch den Rat der Stadt. Damit begann das evangelische Gottesdienstleben in Frankfurt am Main. Am Vortag des Reformationsfestes 2025, am Donnerstag, 30. Oktober 2025, 17 Uhr, hält Carsten Schwöbel auf Einladung des Vereins für Frankfurter Kirchengeschichte/Evangelisch-lutherisches Predigerministerium, im Gewölbesaal Klein Nürnberg der Evangelischen Sankt Paulsgemeinde, Hinter dem Lämmchen 8, Innenstadt, einen Vortrag über den Zunftaufstand, seine Wurzeln und Folgen.
Der Überlieferung nach haben zu Pfingsten 1525 Dionysius Melander und Johann Bernhard Algesheimer im Dom und in der Leonhardskirche die ersten regelmäßigen evangelischen Predigten gehalten, so Schwöbel. Dabei sei es nicht zimperlich zugegangen: „Die Prediger aber hatten mit großem Nachdruck wider den Papst, seine Menschensatzungen, wider die Messe und andere verderbliche Mißstände geredet!“, zitiert er eine Äußerung des evangelischen Theologen und Kirchenhistoriker Johann Balthasar Ritter aus dem Jahr 1726.
Von 1526 an kam zu den Predigten Gemeindegesang hinzu, „der evangelische Predigtgottesdienst war geboren“, schreibt Schwöbel im Jubiläumsjahr im Gemeindebrief der Sankt Paulsgemeinde. 1526 fand die erste evangelische Trauung im Dom statt, ein Jahr später gab es ebenfalls im Dom erste evangelische Taufen. Die erste evangelische Abendmahlsfeier wurde 1528 in der Barfüßerkirche, heute Paulskirche, abgehalten, blieb aber zunächst eine einmalige Sache. Die primäre schriftlich niedergelegte Frankfurter Gottesdienstordnung stammt aus dem Jahr 1530, berichtet Schwöbel und fügt hinzu, „ob diese auch so praktiziert wurde, ist unklar“.
Jürgen Telschow verweist in seiner dreibändigen Frankfurter Kirchengeschichte darauf, dass das katholische Gottesdienstverbot in Frankfurt von 1533 nur kurz währte, durch den Ausschluss bestand Gefahr, dass die Kaiserwahlen nicht mehr in Frankfurt stattfinden konnten. Es drohte die Reichsacht. 1548 wurde die Bartholomäuskirche, heute Dom, wieder den Katholiken überlassen.
Seit einigen Jahren ist es zur Tradition geworden, dass evangelische und katholische Kirche in der evangelischen Sankt Katharinenkirche an der Hauptwache gemeinsam den Reformationstag in der Sankt Katharinenkirche begehen (s.o.), so auch in diesem Jahr. Der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, dazu: „Vor fünfhundert Jahren musste der evangelische Gottesdienst in Frankfurt noch erkämpft werden, heute feiern wir in ökumenischer Verbundenheit. Der Aufbruch der Reformation erinnert uns an unsere gemeinsame Verantwortung für die Menschen in unserer Stadt.“