20 Jahre „neue“ Dornbuschkirche: Wie ein Bau kleiner und zugleich großartig werden kann
Was vor zwei Dekaden erst einmal wie ein Verlust klang – eine Reduktion des Kirchraums um fast zwei Drittel – hat sich für die Evangelische Dornbuschgemeinde als großer Gewinn entpuppt: Der von dem Büro Meixner/Schlüter/Wendt gestaltete Entwurf, der den bestehenden Bau verkleinerte und innen neu ausrichtete, wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem Gestaltungspreis der Wüstenrotstiftung – „Umbau im Bestand", 2008 mit der Martin-Elsässer-Medaille: Auszeichnung guter Architektur in Hessen. 2008 landete die Dornbuschkirche beim World Architecture Festival in Barcelona in der Kategorie Religion und Contemplation auf Platz eins, 2012 wurde sie bei der Biennale in Venedig gewürdigt bei den Design Trends – Deutschlands Highlights aus Architektur und Design.
„Rückblickend war die Umgestaltung der Dornbuschkirche im Jahr 2005 ein richtiger und in die Zukunft gerichteter baulicher Eingriff. Der Kirchenumbau zeigt beispielhaft auf, dass – trotz Reduktion – hervorragende Kirchenräume entstehen können“, sagt der Leiter der Bauabteilung des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, Cornelius Boy, anlässlich des Jubiläums. Das Büro Meixner/Schlüter/Wendt, das unter anderem auch den neuen Henninger Turm errichtet und die Evangelische Akademie auf dem Römerberg in ihren neuen Zustand versetzt hat, fühlt sich dem Bau am Dornbusch eng verbunden. „Die Dornbuschkirche ist ein Herzensprojekt von uns. Zusammen mit der Gemeinde haben wir damals ein Konzept entwickelt, das bis heute trägt“, heißt es in einer Stellungnahme zu dem Jubiläum. Das Team freut: „Die neue skulpturale Kirche mit dem Abdruck der alten Kirche hat eine enorme fachliche Resonanz erhalten. Umso schöner ist es, dass Identifikation und Aufbruch in die Zukunft auch in der Gemeinde gelebt werden.“
Anja Harzke, aktuell eine der beiden Pfarrerinnen der Dornbuschgemeinde, nennt den damaligen Umbau „mutig und gelungen“. Alle Generationen bestaunten nun das raumgreifende Fenster, das einstens an der Seite ein Schattendasein führte. Für Harzke hat der leuchtende Auferstandene am Sonntagmorgen beim Gottesdienst „etwas Tröstliches und Berührendes“. Für ihre Kollegin, Pfarrerin Tina Greitemann, ist das Fenster auch ein Markenzeichen, sie schätzt die Gestaltung des gesamten Raums, „er ist festlich und gibt Geborgenheit“.
Auf dem Kirchvorplatz sind die Umrisse des einstigen Kirchbaus zu sehen, dort wird so mancher Gottesdienst gefeiert. Die Option, hier einen Open-Air-Rahmen zu haben, gefällt Greitemann. Froh ist sie, dass mit der Fertigstellung die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro nicht endete, sondern unlängst auch das Foyer der Dornbuschgemeinde umgestaltet werden konnte: „Ich bin sehr froh, wie sich Frau Meixner weiter um den Bau kümmert.“
Pfarrerin Doris Müller-Fisher, die damals zusammen mit ihrem Kollegen Joachim Grein, dem Kirchenvorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Drescher und mit Rückendeckung des weiteren Kirchenvorstands den Bau begleitete, denkt bis heute gerne an die Zusammenarbeit zurück. Bei der Verleihung des Wüstenrot-Preises, 2006, sagte sie über die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro: „Sie war anregend und stimulierend, und vollzog sich als offener und konstruktiver Austausch zwischen gleichberechtigten Partnern. Die Chemie stimmte.“ Eine Aussage, die für sie bis heute gilt. Genauso wie es Doris Müller-Fisher bis heute freut, dass der vormalige Altarraum, in dem Generationen getauft, getraut, gesegnet wurden, trotz neuer Sicht auf das Kirchenfenster und völlig neuer Innengestaltung, an Ort und Stelle blieb. „Das hat für mich auch eine besondere Bedeutung.“
Bezogen hat die Gemeinde den preisgekrönten Bau im Frühjahr 2005, am Sonntag, 27. April 2025, 18 Uhr, wird in der Dornbuschkirche, Mierendorffstraße 5, ein Festgottesdienst gefeiert, um das runde Datum zu begehen. Im Anschluss daran wird zu Empfang und Austausch, zum Stöbern in Fotos und Plänen eingeladen.
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