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75 Jahre und drei Vorsitzende, zwei Mal mit dem Namen Hoffmann: Der Kirchenmusikverein Frankfurt am Main

Empfang und Festkonzert am 11. Mai in der Heiliggeistkirche

Vorsitzender des Kirchenmusikvereins Frankfurt am Main e. V. ist Frank Hoffmann, Organist der Heiliggeistkirche (Frankfurt am Main) am Dominikanerkloster. | Foto: Kirchenmusikverein Frankfurt
Vorsitzender des Kirchenmusikvereins Frankfurt am Main e. V. ist Frank Hoffmann, Organist der Heiliggeistkirche (Frankfurt am Main) am Dominikanerkloster. | Foto: Kirchenmusikverein Frankfurt

Arnold Thrun, Textilkaufmann in Danzig, floh nach dem Zweiten Weltkrieg an den Main. Rasch schaute er sich in seiner neuen Heimat um, wollte herausfinden, was er für seine Leidenschaft, die Musik, hier tun kann – und schuf die Grundlagen für den Kirchenmusikverein Frankfurt am Main e.V. (KMV), der heute rund 700 Mitglieder zählt und ein zwischen Tradition und Mut zu Neuem changierendes Programm offeriert.

Am Sonntag, 11. Mai, 20 Uhr, wird mit einem Konzert der Brass Band Hessen in der Heiliggeistkirche 75 Jahre Bestehen des von Thrun initiierten und bis 1979 von ihm geführten KMV gefeiert. Der für Dotationskirchen zuständige Kämmerer Bastian Bergerhoff spricht am Festabend ein Grußwort, der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, ebenfalls, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau wird das Jubiläum würdigen.

Ein Blechbläserensemble zum 75. des Kirchenmusikvereins Frankfurt? Das erscheint auf den ersten Blick überraschend für eine Kulturinstitution zu deren Flaggschiffen die „Frankfurter Orgeltage“ zählen, die alljährlich im Herbst acht Konzertabende mit Gästen aus nah und fern umfassen. Frank Hoffmann, in Nachfolge seines Vaters Herbert M. Hoffmann, seit 2013 Vorsitzender des Kirchenmusikvereins, freut sich auf den Jubiläumsabend: „Das wird großartig“. Er freut sich auf Stücke wie „Arsenal“ von Jan van der Roost, „Movie“ des Frankfurter Filmkomponisten Hans Zimmer, „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ von Modest Mussorgsky, die unter der Leitung von Hans-Rainer Schmidt aufgeführt werden. Und meint: „Das passt.“

Hoffmann ist es bei aller Liebe zur Orgel wichtig, Vielfalt Raum zu bieten. An Gründonnerstag waren der Mainzer Bachchor und das Bachorchester zu Gast, zu Fastnacht gab es in diesem Jahr – wie auch in den vergangenen – Brass von Mitgliedern des Frankfurter Opernorchesters, demnächst steht erstmals ein Klezmerkonzert an, im Advent Musik und Literatur. (Programmübersicht)

Zweifelsohne spielt die Orgel traditionell eine wichtige Rolle im Programm des Kirchenmusikvereins. Auch Herbert M. Hoffmann, der Vorgänger an der Spitze, hatte als Kirchenmusiker die Orgel als Instrument, so wie sein Sohn Frank, der gleichfalls nicht nur dem Kirchenmusikverein vorsteht, sondern, wie der Vater, der musikalisch Verantwortliche der Heiliggeistkirche ist. Musikliebhaber Thrun suchte in den Anfangstagen zuerst nach einer Orgel als Keimzelle des Vereins. Er fand sie in Bornheim, in der Johanniskirche, „das war so gut wie die einzige Orgel, die in Frankfurt damals dafür in Frage kam“, erzählt Frank Hoffmann.

In die Briefkästen habe Thrun anfangs Informationen zu seinem Ansinnen, die Kirchenmusik zu reaktivieren, geworfen, später die Programme. Frank Hoffmann tütet regemäßig die Konzerttickets ein und sendet sie auf dem Postweg an die Mitglieder des Kirchenmusikvereins. Sie zahlen alljährlich 55 Euro, absetzbar als Spende, und erhalten Zugang zu 20 bis 25 Konzerten im Jahr, einschließlich vier Veranstaltungen der Alten Oper zu deutlich reduzierten Preisen. Im vergangenen Jahr konnte die Kooperation mit dem Konzerthaus 25-Jähriges begehen.

Frank Hoffmann wundert sich, „manche Leute sehe ich vier, fünf Mal, spreche sie an, ob sie nicht Mitglied im Kirchenmusikverein werden möchten“, aber die Leute wollten sich oft nicht binden, obgleich die Einzelkarte für die Konzerte des Kirchenmusikvereins jeweils 15 Euro an der Abendkasse kostet. Dass die Leute sich nicht verpflichten wollen, merkt Hoffmann ebenso an dem schrumpfenden Kreis der Ehrenamtlichen. Die Zahl derer, die regelmäßig Aufgaben übernähmen, sei zurückgegangen.

Zum Glück hat Frank Hoffmanns Frau Henriette Hoffmann, Tochter eines katholischen Kirchenmusikers, Verständnis für das Engagement des Kirchenmusikvereinsvorsitzenden, der einerseits ein ausgebildeter Kirchenmusiker, zum anderen für die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach als Jurist tätig ist. Sie, oder die beiden Töchter, 19 und 13, reißen schon mal Karten ab, verteilen Konzertprogramme. Und haben ein Einsehen, dass er obendrein sonntags in der Festeburggemeinde regelmäßig die Orgel spielt.

Üblicher Konzerttermin des KMV ist der Montag, Das fing schon zu Thruns Zeiten an. „Der hat damals ausgenutzt, dass die Kirchen am Montag noch warm waren vom Sonntagsgottesdienst.“ Hoffmann findet das bis heute eine gute Konstellation. Er bekommt vielfach von hochkarätigen Ensembles aus dem Rhein-Main-Gebiet das Angebot, Programme, die am Wochenende in der Region aufgeführt wurden, in die Heiliggeistkirche zu bringen. Der Kirchenmusikverein gilt als attraktive Auftrittsadresse.


Das Konzert am Sonntag, 11. Mai 2025, beginnt um 20 Uhr in der Heiliggeistkirche am Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, Innenstadt. Die Tickets an der Abendkasse kosten 15 Euro.

Vorab findet ab 18.30 Uhr ein Empfang statt, zu dem die Mitglieder eingeladen sind.


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