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Alice Schwarzer beklagt „Sprechverbot” für Kopftuch-Kritiker

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Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer beklagt ein „Sprechverbot” für kritische Stimmen gegen den politisierten Islam. Jeder, der das Kopftuch kritisiere, werde angefeindet, sagte Schwarzer am Mittwoch, 8. Mai 2019, auf einer Tagung zum muslimischen Kopftuch an der Frankfurter Goethe-Universität.

Immer wieder löst das Tragen von Kopftüchern große Diskussionen aus.  |
Immer wieder löst das Tragen von Kopftüchern große Diskussionen aus. | Bild: http://www.colourbox.de

Das spiele Rechtspopulisten in die Karten, so Schwarzer. In Deutschland habe sich eine „falsche Toleranz” und eine „verordnete Fremdenliebe” entwickelt. Der sogenannte Dialog mit Islamisten und Verbänden verrate die Mehrheit der Muslime. Schwarzer sprach sich zudem für ein Kopftuch-Verbot für Kinder, in Schulen und im öffentlichen Dienst aus. Das Kopftuch sei die „Flagge des politischen Islams”.

„Wir reden nicht über die kopftuchtragende Frau, sondern über ein System”, sagte die Frankfurter Islam-Expertin Susanne Schröter, die die Tagung organisierte. Vor allem aus salafistischen Kreisen gebe es zum Beispiel Kinderkopftuch-Kampagnen. In einigen Schulen würden Mädchen gemobbt, die kein Kopftuch tragen. Gleichzeitig sagte die Professorin: „Niemand hat das Recht eine Frau mit Kopftuch zu beleidigen.” Es gebe viele individuelle Gründe ein Kopftuch zu tragen. „Man kann Feministin sein und auch ein Kopftuch tragen”, sagte Schröter.

Die Professorin habe bewusst Referentinnen mit unterschiedlichen Positionen eingeladen. Sie bedankte sich bei ihrer Universität für die Unterstützung. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es einen Shit-Storm gegen die Wissenschaftlerin gegeben. Einige Studierende hatten ihr in den sozialen Netzwerken anti-muslimischen Rassismus vorgeworfen. Schröter bezeichnete ihre Universität als „Leuchtturm” auch für internationale Diskussionen um die Freiheit der Wissenschaft.

Die Tagung fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Es gab 700 Anmeldungen, im Saal fanden aber nur 150 Personen Platz. Deswegen bot die Universität einen Livestream auf ihrer Internetseite an.

Unter dem Titel „Das islamische Kopftuch - Symbol der Würde oder der Unterdrückung?” waren unter anderen Khola Maryam Hübsch, Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde und Trägerin eines Kopftuchs, sowie die Soziologin Necla Kelek, Vorstandsfrau von Terre des Femmes, eingeladen.

Im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst wird derzeit die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions” gezeigt. Die Schau steht in der Kritik, das Kopftuch zu verharmlosen. Die Tagung hatte Schröter als Reaktion auf die Debatte organisiert. Lesen Sie dazu unseren Artikel: Muslimische Mode ist cool. Das Label „Modest Fashion“ ist es nicht


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