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Aufeinanderzugehen und die Vergangenheit nicht vergessen

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Mit viel Prominenz wurde an diesem Wochenende 70 Jahre Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt gefeiert.

Oberbürgermeister Peter Feldmann (re.) ehrt Rudolf Sirsch, den scheidenden DKR-Generalsektretär I Foto Rafael Herlich
Oberbürgermeister Peter Feldmann (re.) ehrt Rudolf Sirsch, den scheidenden DKR-Generalsektretär I Foto Rafael Herlich

Die Christen in Deutschland müssen es nach dem Holocaust wie ein Wunder erlebt haben, als ihnen Juden die Hand zur Versöhnung entgegenstreckten. 1948/49 gründeten sich die ersten Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt, München, Wiesbaden, Stuttgart und Berlin. 1949 schlossen sie sich zu einem Dachverband zusammen, dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. (DKR), der nun auf 70 Jahre zurückblicken kann. 80 Gesellschaften sind heute unter seinem Dach vereint, ein buntes Spektrum an Aktivitäten kennzeichnet ihn. Mit mehr als 2.700 Veranstaltungen jährlich, zu denen unter anderem Gedenkstätten- und Zeitzeugenbesuche, die Woche der Brüderlichkeit und das Schulprojekt „Courage zeigen!" gehören, hat der Rat eine beeindruckende Tätigkeit vorzuweisen.

Dabei waren es gerade Frankfurter Mitglieder wie Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die den DKR von Anfang an prägten und ihm den Kampf gegen den Antisemitismus ins Stammbuch schrieben. Umso passender ist es, dass der Koordinierungsrat sein 70 Jahre währendes Bestehen am vergangenen Wochenende in Frankfurt feierte. Auf eine Studientagung zum Thema „Tu deinen Mund auf für die Anderen“ folgte eine Ausstellungseröffnung am Samstagnachmittag im Dominikanerkloster, die die Geschichte des christlich-jüdischen Dialogs in Deutschland in den vergangenen 70 Jahren dokumentiert.

Für den Geschäftsführer des DKR, Rudolf Sirsch, geht nach 19 Jahren die Zeit seines Wirkens zu Ende und so war dieses Jubiläum zugleich sein Abschied vom aktiven Dienst, der am Samstagabend in der Evangelischen Akademie gefeiert wurde. Der Jubiläumsfeier im Römer ging eine christlich-jüdische Morgenfeier voraus, an der sowohl jüdische als auch evangelische und katholische Mitglieder beteiligt waren. In Gebeten, Lesungen und Ansprachen beschäftigten sie sich mit dem Motto: Tu deinen Mund auf für die Anderen! Verteidige diejenigen, denen andere das Recht absprechen, anders zu sein!

Im Anschluss an das Morgengebet wurde dann im Römer mit prominenten Gästen dieses ganz besondere christlich-jüdische Jubiläum gefeiert. Dazu gehörten Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der die Festrede hielt, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD und Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der EKD.

Zu den Geschenken, die der bisherige Geschäftsführer des Koordinierungsrates Sirsch zum Abschied entgegennehmen konnte, gehört Porzellan aus den Händen von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. Der Kaufmann und Theologe, Jahrgang 1954, war seit 2000 Generalsekretär des DKR. Zu den beruflichen Stationen Sirschs gehört das Amt des Studienleiters der Evangelischen Akademie Görlitz, er war auch Gründungsmitglied der dortigen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Seine Nachfolgerin Ilona Klemens ist vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern noch ein Begriff als Pfarrerin für interreligiösen Dialog und Gründungsgeschäftsführerin des Rats der Religionen.


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