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Eine, die schon überall auf der Welt war

Die Kaffeestube nahe des Hauptbahnhofs ist gut gefüllt, das Thema Reisen interessiert viele. Ist es denn möglich, so etwas wie eine Weltbürgerin zu sein? Wo fühlt sich eine heimisch, die die ganze Welt kennt? Im Café Deutschland in der Hoffnungsgemeinde las die vielgereiste Autorin Nina Sedano aus ihren Büchern.

Reisen bedeutet, Grenzen überwinden. Manche tun es freiwillig, andere sind dazu gezwungen.  |
Reisen bedeutet, Grenzen überwinden. Manche tun es freiwillig, andere sind dazu gezwungen. | Bild: https://www.colourbox.de

Turkmenistan. Die meisten Deutschen werden nicht einmal wissen, dass es dieses Land gibt. Für Nina Sedano hingegen war Turkmenistan das große Ziel, das Ende einer langen Reise. Am 30. September 2011 traf sie dort ein – und wurde damit die erste deutsche Frau, die alle 193 Länder der Erde bereist hat.

An diesem Abend ist die Frankfurterin aus dem Nordend nicht so weit gereist, nur bis ins Gutleutviertel, in die evangelische Hoffnungsgemeinde. Dort hat Flüchtlingspfarrein Heike Seidel-Hoffmann Tische gedeckt und Stühle zurecht gerückt. Eingeladen hat sie an diesem Abend vor allem Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe. Nina Sedano, die mittlerweile nicht nur Reisende, sondern auch Reiseschriftstellerin ist, liest aus ihre Büchern „Die Ländersammlerin“ und „Fernweh im Herzen“.

Die Kaffeestube nahe des Hauptbahnhofs ist gut gefüllt, das Thema Reisen interessiert viele. Ist es denn möglich, so etwas wie eine Weltbürgerin zu sein? Wo fühlt sich eine heimisch, die die ganze Welt kennt? Nina Sedano muss nicht lange überlegen. „Ich fühle mich da zuhause, wo ich willkommen bin. Aber zuhause bin ich in Frankfurt. Obwohl mich durchaus auch so etwas wie eine Hassliebe mit der Stadt verbindet.“

Die häufigste Frage, die Nina Sedano gestellt bekommt, ist die nach dem Geld. Wie finanziert sie ihre Reien? Sie sagt, sie lebe von Ersparnissen, von Vorträgen und Seminaren. In der Fremde darf sie jedenfalls nicht arbeiten. Aber sie sagt auch, das Reisen sei nicht so teuer, wie man glaube: „Teuer ist meist nur der Flug, Essen muss man ja, egal wo man ist, und ich habe entweder bei Bekannten oder in Mehrbettzimmern in Hostels für ein paar Euro pro Nacht übernachtet.“

Nina Sedano wurde fast überfallen, verhaftet und musste sich wieder und wieder rechtfertigen, warum sie als Frau nicht nur alleine reise, sondern nicht einmal eine Familie habe. „Die Welt ist nach wie vor sehr männlich geprägt“, sagt sie.

Auch Heike Seidel-Hoffmann erzählt, dass sie sich im Vorfeld des Abends ein wenig rechtfertigen musste vor manchen Menschen. „Es haben nicht alle verstanden, warum wir im Café Deutschland ausgerechnet eine Reiseautorin zu Gast haben wollten. Einigen sei das im Kontext mit Flucht und Vertreibung merkwürdig vorgekommen. Schließlich „reisten“ die meisten Menschen auf der Welt nicht unbedingt freiwillig, wenn sie Ländergrenzen überschritten. Was soll ihnen dann jemand wie Nina Sedano, die aus Vergnügen reist, sagen?

Sedano selbst sieht sich nicht unbedingt als Vergnügungsreisende. Es gehe ihr darum, zum Respekt der Menschen voreinander beizutragen: „Ich reise aus Liebe zur Welt und zu den Menschen.“

Aktuell öffnet an fünf Tagen in der Woche das so genannte „Café Deutschland“, immer von 15 bis 17 Uhr, immer an anderen Orten.


Autorin

Anne Lemhöfer 139 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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