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Entsetzt über das Verhalten der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau

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An der Frankfurter Hauptwache, vor den Türen der evangelischen Sankt Katharinenkirche, versammelten sich am Sonntagnachmittag rund 3.000 Leute, um gegen den Angriff auf die Ukraine zu protestieren. Zu den Rednern zählte Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz.

Der Stadtkirchenpfarrer an Sankt Katharinen Olaf Lewerenz  Foto: Rolf Oeser
Der Stadtkirchenpfarrer an Sankt Katharinen Olaf Lewerenz Foto: Rolf Oeser

„Warum bleibst du in der Ferne, Gott? Warum verschließt du deine Augen in Zeiten der Not?" und „ Steh auf, Herr! Greif ein, Gott! Vergiss die Armen nicht! Du hast das Elend und Leid doch gesehen!" heißt es in Psalm zehn. Der Stadtkirchenpfarrer an Sankt Katharinen Olaf Lewerenz zitierte gestern bei der Kundgebung von Pulse of Europe an der Frankfurter Hauptwache aus diesem Text des Alten Testaments. Ohnmacht und Wut erfasse ihn angesichts des Angriffs auf die Ukraine, sagte Lewerenz. Und doch wisse er: „Gewalt führt zu Gegengewalt und dann sind wir schnell beim Atomkrieg. Was aber dann?"

Der Theologe erinnerte an die Aussage Jesu in der Bergpredigt: „Selig sind, die Frieden stiften“ und fügte hinzu: „Wo ist die Friedensbotschaft der russisch-orthodoxen Kirche, wo die des Patriarchen von Moskau?" Kirill bezeichne die Gegner der russischen Armee in der Ukraine als „Kräfte des Bösen". Gerade mal 200 Priester und Mönche hätten sich in Russland gegen ihre Kirchenführung gewandt, „ immerhin", so Lewerenz, aber: „Wo sind die anderen meiner Amtsbrüder?"

Hier sei es leichter, für Frieden zu sein als in Russland, räumte der Stadtkirchenpfarrer ein. Er bewundere die, die sich in Russland trauten, etwas gegen den Krieg in der Ukraine zu sagen, „die sich verhaften lassen auf der Straße. Würden sich doch noch mehr trauen".

Pulse of Europe rief zum Protest gegen den Ukrainekrieg an der Hauptwache auf. Foto: Rolf Oeser
Pulse of Europe rief zum Protest gegen den Ukrainekrieg an der Hauptwache auf. Foto: Rolf Oeser

In Deutschland und Europa bedeute Frieden stiften zu wollen ja nicht, die Hände in den Schoß zu legen und vielleicht noch zu beten. Es bedeute, hinzuschauen und am eigenen Ort das zu tun, was Einzelne zum Frieden beitragen können. „Eine ukrainische Flagge ums eigene Facebook-Profil zu ergänzen, das ist wenig. Wenn das Russen täten, so wäre das viel, aber bei uns...".

Der Stadtkirchenpfarrer regte an, wenn möglich Kontakt zu Russ:innen und Ukrainer:innen zu suchen, ihnen Hilfe anzubieten. Die Leute zu unterstützen, die sich hier als Russ:innen trauten, gegen Putins Krieg aufzustehen. Lewerenz meinte aber auch, es gehe darum, mit russischstämmigen Mitbürger:innen das Gespräch zu suchen, die hier nur Russia Today schauten und Putin blind die Treue hielten.

Heizung runterdrehen, das Auto teilweise stehen lassen, seien kleine Schritte, um friedlich den Protest gegen den Krieg deutlich zu machen. Ausdrücklich bedankte Lewerenz sich bei Pulse of Europe für den Aufruf und sagte, es gelte „bei allem die Hoffnung behalten, dass Frieden möglich ist, Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen. Dafür sind wir hier."


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