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"Ermöglichen Sie die Familienzusammenführung von geflüchteten Menschen!"

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In seiner Weihnachtsbotschaft setzt sich der Frankfurter Stadtdekan Achim Knecht für den Familiennachzug von geflüchteten Menschen ein. Denn der Schutz von Ehe und Familie sei ein Grundrecht, das für alle Menschen gilt.

Stadtdekan Achim Knecht.
Stadtdekan Achim Knecht.


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

auf der Weihnachtskarte, die ich in diesem Jahr verschickt habe, ist eine idyllische Weihnachtsszene abgebildet: Das Jesuskind in der Krippe, Josef steht aufmerksam daneben, dazu Ochs und Esel, ein Schaf und ein entzückter Engel. Hinter der Krippe, müsste eigentlich Maria sitzen. Doch dort sind nur die Umrisse ihrer Figur zu sehen. Ihr Bild ist ausgeschnitten - ein weißes Loch mitten in der Karte. Eine auseinander gerissene Heilige Familie, ohne Maria. Sie fehlt.

Das Bild auf meiner Weihnachtskarte gehört zu einer Aktion der Evangelischen Kirche und der Diakonie Hessen. Sie machen damit auf das Schicksal vieler Flüchtlingsfamilien aufmerksam. Oft sind sie über Jahre hinweg voneinander getrennt. Vielleicht ist der Vater mit einem Kind schon hier in Deutschland und die Mutter wartet anderswo auf Einreise. Selbst wenn der Familiennachzug erlaubt ist, dauert es manchmal sehr lange, bis Familien wieder zusammenkommen. Verantwortlich hierfür sind restriktive gesetzliche Regelungen und lange Wartezeiten bei der Visumerteilung.

Weihnachten ist auch das Fest der Familie. Deshalb fordern Kirche und Diakonie von den politisch Verantwortlichen: Ermöglichen Sie die Familienzusammenführung von geflüchteten Menschen! Der Schutz von Ehe und Familie ist ein Grundrecht, das für alle Menschen gilt. Egal, ob sie hier aufgewachsen sind oder auf der Flucht vor Krieg und Gewalt in ihrer Heimat. Weihnachten ist ein guter Anlass, sich vom Schicksal dieser Menschen betreffen zu lassen.

Diese Weihnachtskarte löst bei einigen Menschen zwiespältige Gefühle aus. Vielleicht ist der Platz eines lieben, verstorbenen Menschen an Heilig Abend leer, und es bleibt nur die schmerzliche Erinnerung an schöne gemeinsame Tage. Ein Kollege hat mir erzählt, wie sehr es ihn gerade an Weihnachten schmerzt: Er ist mit seinen Kindern allein, weil die Mutter die Familie verlassen hat. Und eine Nachbarin wiederum hat Angst, dass ihr Partner sie verlässt und sie allein zurück bleibt.

An Weihnachten meldet sich die Sehnsucht, dass wieder heil werden möge, was im eigenen Leben zerrissen ist. Wenn ein lieber Mensch fehlt. Wenn eine Familie auseinandergerissen ist. Wenn eine Beziehung zu Ende geht. Wenn Menschen hin- und hergerissen sind zwischen beruflichen und familiären Anforderungen, denen sie sich nicht mehr gewachsen fühlen. Oder wenn es Menschen nicht gelingt, mit der eigenen Lebensgeschichte ins Reine zu kommen – vielleicht, weil sie in ihrer Kindheit Zuneigung und Liebe schmerzlich vermisst haben.

Die Botschaft von Weihnachten besagt: Gott selbst kommt dorthin, wo Menschen unter der Zerrissenheit dieser Welt und ihres Lebens leiden. Wenn Menschen bedrückt sind über das Schicksal derer, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind, oder wenn Menschen verzweifelt sind über die Brüche in ihrem eigenen Leben: Gott kommt ihnen nahe in dem Kind in der Krippe, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern!

Weihnachten wird die bittere Realität, die manche Menschen in ihrem Leben erleiden, nicht ungeschehen machen. Die Flüchtlingsfamilie wird an Weihnachten nur über Handy Kontakt haben. Für andere bleibt nur die Erinnerung an schöne gemeinsame Stunden. Einigen bleibt nur zu träumen, dass sich ihre Sehnsucht nach Glück doch noch erfüllen möge.

Aber für mich ist Weihnachten immer mit der Hoffnung verbunden, dass wir in der Zerrissenheit unseres Lebens Trost finden: Durch das Kind in der Krippe, in dem Gott bei uns ist!

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!


Autorin