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Holger Kamlah wird neuer Stadtdekan für Frankfurt und Offenbach

Propst Albrecht charakterisiert den Nachfolger von Stadtdekan Achim Knecht als „innovativ, „glaubensstark“ und „verlässlich“. Neben der Wahl befassen sich die Delegierten des evangelischen Kirchenparlaments von Frankfurt und Offenbach mit dem Thema „Heizen von Kirchen“ im kommenden Winter.

v. li. Der aktuelle Stadtdekan Achim Knecht, der zukünftige Stadtdekan Holger Kamlah, Propst Oliver Albrecht und Präses Irmela von Schenck  I Foto: Rolf Oeser
v. li. Der aktuelle Stadtdekan Achim Knecht, der zukünftige Stadtdekan Holger Kamlah, Propst Oliver Albrecht und Präses Irmela von Schenck I Foto: Rolf Oeser

Der bisherige Prodekan Holger Kamlah übernimmt zum 1. August die Nachfolge des evangelischen Stadtdekans von Frankfurt und Offenbach, Achim Knecht. Das haben die Delegierten der Stadtsynode bei ihrer gestrigen Sitzung (24. April 2023) entschieden. Der 56 Jahre alte, gebürtige Frankfurter, der seit Januar 2015 als Prodekan stellvertretend an der Spitze der hiesigen evangelischen Kirche steht, erhielt 81 Ja-Stimmen, 17 der Parlamentarier:innen votierten mit „Nein“, zwölf enthielten sich. Der aktuelle Amtsinhaber Achim Knecht wird im August 66 Jahre alt und geht Ende Juli in den Ruhestand.

Der für die Region Rhein-Main und damit auch für Frankfurt und Offenbach zuständige Propst Oliver Albrecht führte im Großen Saal des Frankfurter Dominikanerklosters in die Kandidatur Kamlahs ein. Er nannte den Theologen, der bislang für die Gemeinden im Frankfurter Nordwesten und die Klinikseelsorge zuständig ist, „innovativ“, „glaubensstark“ und „verlässlich“.

In seiner Heimatstadt und Heidelberg hat Kamlah studiert. Seine Vikariatszeit führte ihn zum einen in die Luthergemeinde im Frankfurter Nordend, zum anderen für ein Jahr auf die US-Insel Hawaii. Dieses Spezialvikariat, zu dem ihn seine Frau in ihrer Elternzeit begleitete, habe ihn geprägt. In punkto Seelsorge hat sich Kamlah auch später noch fortgebildet neben der Arbeit in der Gemeinde oder auch übergemeindlich, vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit.

Dass die Kandidatur für die Leitung von Stadtdekanat und Evangelischem Regionalverband, die Holger Kamlah demnächst in Personalunion übernehmen wird, für einen Stellvertreter kein Selbstläufer ist, erläuterte Präses und Versammlungsleiterin Irmela von Schenck. Zu dem „vielstufigen Verfahren“ zähle nicht nur das Einholen des Votums der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), sondern beispielswiese auch die Vorstellung der Kandidatur vor dem Pfarrkonvent, den Pfarrerinnen und Pfarrern in den Gemeinden und Einrichtungen von Frankfurt und Offenbach.

Irmela von Schenck zitierte aus der Ausschreibung, die Person müsse „Freude daran haben, tragfähige und lebendige neue Strukturen und Prozesse zu etablieren und muss kompetent darin sein, Veränderungsprozesse zu initiieren und zu begleiten.“ Hinsichtlich des Evangelischen Regionalverbands, der über ein Jahresbudget in Höhe von 170 Millionen verfügt und 2000 Mitarbeitende umfasst, seien ausgeprägte Kenntnisse in der Entwicklung und Führung einer Großorganisation erforderlich. In der Ausschreibung ist zudem die Rede von dem Anspruch „besonderer Vermittlungskraft sowie geistlicher Tiefe und einem weiten theologischen Horizont“.

In seiner Vorstellungsrede sprach Holger Kamlah, der vor dem Antritt des Prodekane-Amtes in Unterliederbach Pfarrer und zudem kommissarischer Stadtjugendpfarrer war, von einer „fragmentarischen Kirche“, die unterwegs sei, „aus der Zuversicht der Kinder Gottes, die darauf vertrauen, dass ihre Reise nicht ziellos ist“. Es brauche einen Blick auf diese Welt und ihre Menschen, „der alle Totalitätsansprüche zurückweist und gleichzeitig Zeugnis gibt, von der Hoffnung, die in uns ist“.

Zu drei Stichworten, die die Fortentwicklung der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach betrifft, nahm Kamlah in seiner Rede Stellung: EKHN2030, die Bildung von Nachbarschaftsräumen, das Zusammenwirken von Diakonie und Kirchengemeinden und weitere Vernetzungs- und Kontaktmöglichkeiten ergänzend zu den Kirchengemeinden. Bei den beiden letztgenannten Punkten sei ihm kooperatives, vernetztes Handeln wichtig, auch über den kirchlichen Rahmen hinaus, betonte der zukünftige Stadtdekan.

Die derzeit sich innerhalb von EKHN2030 entwickelnden Kooperationen benachbarter Gemeinden böten eine gute Gelegenheit, Abschied zu nehmen von der Idee, dass alle Einzelgemeinden alles machen. Wichtig sei, dass die Menschen zügig erfahren, wie sie finden, was sie brauchen, was sie interessiert. Wo bislang noch fünf Klicks erforderlichen seien, müssten die Menschen mit zwei Klicks erfahren können, was für sie wichtig ist, beispielsweise rund ums Thema „Taufe“.

Kamlah erwähnte lobend das Tauffest, das im vergangenen Sommer vom Stadtdekanat in Offenbach-Bürgel gefeiert wurde, rund 80 Kinder wurden an einem Julisonntag am Mainufer getauft. Bundesweit entstehen derzeit „Kasualagenturen“, die neue Konzepte von Taufe, Hochzeit, Beerdigung und weiteren Segenshandlungen entwickeln, eine Entwicklung, die Kamlah zusagt. Er ist dabei getragen von der Idee: „Wir haben etwas zu geben, wonach die Menschen sich sehnen.“ Auf unterschiedlichen Wegen, über die Gemeinde, aber eben manchmal auch auf andere Weise, könnten sie es erhalten.

Auf die Frage, warum die Menschen bei solch offenen Angeboten noch in der Kirche bleiben sollen, äußerte Kamlah die Hoffnung, dass neben den Nutzerinnen und Nutzern der vielgestalten Angebote auch Menschen dabeibleiben, die sagen, ich finde, was die Kirche macht, gut, auch wenn ich es selber nicht in Anspruch nehme. Denn, dass auch die Refinanzierung gesichert sein müsse, versicherte Kamlah den Delegierten.


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Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach