Johann Sebastian Bach - zwei Städte im Gleichklang
Nach 21 Jahren endete an diesem Wochenende mit BachVespern in Frankfurt und Wiesbaden ein einzigartiges Kooperationsprojekt: Zehn Mal im Jahr Aufführung einer Bachkantate nach der anderen, kombiniert mit einem Gottesdienst, samstags in Frankfurt, tags darauf in Wiesbaden – 206 Ausgaben dieser Vespern gab es. (>> mehr).
Vokalsolisten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) Frankfurt, Mitglieder der Schiersteiner Kantorei, der Kantorei St. Katharinen und das Bach-Collegium Frankfurt-Wiesbaden führten unter der Leitung des Wiesbadener Propsteikantors Clemens Bosselmann die „Reformationskantate“ „Ein feste Burg ist unser Gott“ an diesem Wochenende auf. Martin Lücker spielte in der Frankfurter Sankt Katharinenkirche die Orgel, beim Wiesbadener Finale in der Marktkirche saß Clemens Bosselmann an dem Instrument. Predigt und Liturgie gestaltete jeweils die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Christiane Tietz, sowohl am Samstag in Frankfurt, als auch am Sonntag in der Landeshauptstadt - jeweils vor vollbesetzten Kirchenbänken.
In ihrer Predigt verwies Tietz darauf, dass in dem oft martialisch ausgelegten „Ein feste Burg ist unser Gott“ einem „Wörtlein“ die wahre Macht gebührt gegenüber Fürst und Teufel. „Nicht um die Verherrlichung von Gewalt, sondern um die Bekämpfung von Gewalt" gehe es in dem Werk, erläuterte die Kirchenpräsidentin in ihrer Predigt, die auf Psalm 46 basierte. (>> Die Predigt im Wortlaut).
In ihrem Grußwort nach der Vesper sagte Tietz, neben Finanzen brauche es Mut und Kühnheit, Ausdauer und Freundlichkeit für solch ein Projekt wie die BachVespern. Weitere Grußworte kamen in der Katharinenkirche von der ehrenamltichen Stadträtin Renate Sterzel sowie von Antje Wissemann, Mitglied des Vorstands der >> Neuen Bachgesellschaft. Wissemann äußerte, die Bachkantaten, „Quelle von Trost und Freude", seien in Wiesbaden und Frankfurt aufgeführt worden, „wofür sie geschrieben waren, im Gottesdienst". Sterzel überbrachte die Grüße von Oberbürgermeister Mike Josef und dem für Dotationskirchen verantwortlichen Kämmerer Bastian Bergerhoff. „Ein phantastischer Abend" sei es gewesen, sagte sie. Bei den Wiesbadener Partnern bedankte Sterzel sich für die langjährige Kooperation, Freude äußerte die Stadträtin, dass es in Frankfurt weitergehe mit den BachVespern.
Die beiden Initiatoren der BachVespern, Martin Lutz, zu Gründungszeiten Propsteikantor mit Sitz in Wiesbaden, und Michael Graf Münster, damaliger Landeskirchenmusikdirektor, später Kantor an Sankt Katharinen, standen am Samstagabend noch einmal Seite an Seite bei der letzten BachVesper in der Frankfurter Sankt Katharinenkirche. Mit tosendem Beifall wurden sie bedacht. Der Nachfolger von Lutz, Clemens Bosselmann und Klaus Eldert Müller, der vor Kurzem nach Wilhelmshaven wechselte, hatten nachdem auch Graf Münster in den Ruhestand gegangen ist, die Reihe zuletzt getragen. Auch ihnen galt Dank beim Abschluss der Kooperation, der sich unter anderem in einer Festschrift wiederfindet.
In Frankfurt wird das Konzept fortgeführt, in Wiesbaden wird es zukünftig Motetten im Rahmen von Vespern geben, sonntags, wie Bosselmann, betonte. „Sie können also auch beides besuchen“, sagte er. In Frankfurt geht es am Samstag, 3. Januar 2026, weiter mit der 207. Ausgabe der BachVespern und der Neujahrskantate BWV 190 „Singet dem Herrn ein neues Lied“.