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Kirchendelegierte entscheiden über Personalausstattung

Stellenpläne, Bauprioritäten, die Verleihung der Spenermedaille für ehrenamtliches Engagement und Grundsätzliches waren Themen der Tagung

Verleihung der Spenermedaille: v.li. Stadtdekan Holger Kamlah, die Geehrten Sven Baar und Angela Sluyter, Präses Irmela von Schenck  I Foto: Rolf Oeser
Verleihung der Spenermedaille: v.li. Stadtdekan Holger Kamlah, die Geehrten Sven Baar und Angela Sluyter, Präses Irmela von Schenck I Foto: Rolf Oeser

In der Aprilsynode waren die Stellenpläne der zehn evangelischen Nachbarschaftsräume diskutiert worden, in der gestrigen Tagung im Frankfurter Dominikanerkloster hat das evangelische Kirchenparlament von Frankfurt und Offenbach die Verteilung der Stellen der Pfarrer:innen, des gemeindepädagogischen Dienstes und die Hauptamtlichen in der Kirchenmusik mit großer Mehrheit beschlossen. Versammlungsleiterin Irmela von Schenck hatte die Tagung eingeleitet mit dem Hinweis, es handle sich um eine „gewichtige Sitzung“.

Entschieden wurde: Eine Pfarrerin, ein Pfarrer soll 2029 auf 2.400 Gemeindeglieder kommen. Grundlage der Planung sind die Zahlen vom 1. Januar 2023, daraus ergeben sich 49,5 Stellen. Trotz Reduzierungen haben sich Nachbarschaftsräume entschieden, halbe Stellen abzugeben, Mitte-West zugunsten der ökumenischen Einrichtung „Pax & People“ im Europaviertel, eine halbe Stelle überlässt der Nachbarschaftsraum Ost dem Evangelischen Frauenbegegnungszentrum EVA. Südwest gibt Anteile an die Stadionkapelle ab.

In der Kirchenmusik bleibt es bei 14 hauptamtlichen Stellen, erläuterte Prodekanin Amina Bruch-Cincar. Für den gemeindepädagogischen Dienst ist zukünftig eine Stelle auf 7.000 Mitglieder vorgesehen, sagte Prodekanin Stefanie Brauer-Noss. Sie verteidigte das Konzept, bei dem leicht reduzierten Dienst auf „flächendeckend“ zu setzen und nicht einzelne Schwerpunkte zu bilden und fand damit bis auf vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen Akzeptanz.

Debattiert wurde bei der Tagung über nichtgemeindliche Pfarrstellen. Ein Thema war die Alten- und Krankenhausseelsorge. Stadtdekan Holger Kamlah verwies darauf, dass der Abbau der Stellen im Haus Saalburg und im Budge-Stift „extra nach hinten gezogen wurde“ bis ins Jahr 2029. In Sachsenhausen hat in der Vergangenheit die Dreikönigsgemeinde Lücken gefüllt, die durch den Abbau von Altenseelsorge entstanden waren. Kamlah sieht neben gemeindlichen Ressourcen auch andere Optionen: In einigen Ländern, beispielsweise in den Niederlanden, werde Kirche zur Seelsorge beauftragt von den Kliniken und entsprechend refinanziert.

Diskussionsbedarf gab es zur Stadtkirchenarbeit. Der Wunsch, die halbe Stelle an der Alten Nikolaikirche zu erhalten, wurde abgelehnt unter Hinweis darauf, dass dieser Nachbarschaftsraum ohnehin gut ausgestattet sei, dazu zähle neben kirchenmusikalischen Stellen auch eine Vollzeitstelle als Stadtkirchenpfarrer:in an der Sankt Katharinenkirche an der Hauptwache. Bis 2029 sollen die Pfarrstellen für Ökumene und interreligiösen Dialog zu einer Stelle zusammengeführt werden, beides sind bislang volle Stellen, so wie die für gesellschaftliche Verantwortung. Diese wird gleichfalls auf 50 Prozent zurückgehen. Geplant ist, sie mit der halben Stelle als Referent, Referentin des Stadtdekans im kommenden Jahr zu verknüpfen, da es einige Schnittmengen gibt.

Gebäudethemen

Im Bereich Süd-Ost des evangelischen Stadtdekanats, zu dem auch Offenbach gehört, beginnen in diesem Herbst die Workshops für die Planung der Gebäudenutzung in den Nachbarschaftsräumen. In Nordwest wird der Prozess Anfang des kommenden Jahres starten.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung standen die evangelischen Bauprioritäten in Frankfurt und Offenbach 2026. Der Leiter der Bauabteilung des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, Cornelius Boy, erläuterte den Delegierten die Planungen. Ausgaben in Höhe von rund 27,5 Millionen Euro sind vorgesehen, im Vergleich zu rund 34 Millionen Euro im kommenden Jahr. Auf der Prioritätenliste 2026 stehen Sanierungen, zum Beispiel an den Fenstern der Nazarethkirche in Frankfurt-Eckenheim, an dem Dach der Bergkirche in Frankfurt- Sachsenhausen und an dem Dach des Gebäudes der Offenbacher Mirjamgemeinde an der Arthur-Zitscher-Straße. Bei den Kindergärten gebe es kein Großprojekt, aber „viele Einzelmaßnahmen“, von Sanierung bis Einbau von Küchen, in denen frisch gekocht werden kann, berichtete Boy.

Ehrung

Die hiesige evangelische Kirche zeichnet alljährlich ehrenamtliches Engagement mit der Philipp-Jakob-Spener-Medaille aus. In diesem Jahr gingen beide Ehrungen nach Offenbach. Ausgezeichnet wurde Angela Sluyter, die sich seit 27 Jahren in der Evangelischen Stadtkirchengemeinde engagiert. Die 73 Jahre alte einstige Katholikin, die über ihre Kinder zur evangelischen Kirche fand, war Präses der früheren Offenbacher Dekanatssynode, aber auch auf landeskirchlicher Ebene engagiert. Sie habe ein Talent „für kirchliche Gremienarbeit“, attestierte ihr Laudatorin Amina Bruch-Cincar. Beruflich leitete die Sozialpädagogin die Evangelische Familienbildung in Offenbach.

Zum anderen ging die Spenermedaille an die Pietät Baar. Seit 2001 kümmert sich das Institut unentgeltlich um die Bestattung sogenannter „Sternenkinder“, von Kindern, die noch im Mutterleib oder direkt nach der Geburt verstorben sind. Viermal im Jahr gibt es solche Bestattungen auf dem Neuen Friedhof. Baar spendet den Sarg, das Blumenbukett. „Vielen Müttern, vielen Vätern, vielen Geschwisterkindern, ihren Familien und Freunden haben Sie damit Trost gespendet“, sagte Stadtdekan Kamlah in seiner Laudatio.

Aus Diakonie und Gesellschaft

Auf den Tischen fanden die Delegierten des Kirchenparlaments den Jahresbericht 2023 des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach vor. Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer, verwies in seiner Andacht zu Beginn der Tagung darauf und auf das Engagement, das im Zeichen des Mitgefühls steht. Kirche und Diakonie stünden dafür. Sie stünden aber auch dafür, in einer Zeit, „in der die Krise der Wahrheit in den Nihilismus zu führen droht, in die Lethargie, in die Hartherzigkeit und Gleichgültigkeit“, sich ausbreiten, auf Wahrhaftigkeit, Menschenrechte und Komplexität zu setzen.

Stadtdekan Holger Kamlah hatte in seinem mündlichen Bericht noch mal auf die Frankfurter Wurzeln der Barmer Theologischen Erklärung verwiesen, die 1934 den Nationalsozialisten entgegentrat. Kamlah nannte es „besorgniserregend“ zu sehen, welche Aktualität Positionen haben, die nicht zum christlichen Weltbild passen. Zusammen mit Dezernent Bastian Bergerhoff hatte Kamlah im Mai eine Gedenktafel enthüllt, die an die Frankfurter Konkordie errinnert.


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Bettina Behler 327 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach