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Lachsbrötchen und Seelsorge können sich bestens verbinden

Eine Institution im Gallus: Nach 36 Jahren geht die Religions- und Gemeindepädagogin Monika Astrid Kittler in den Ruhestand

Monika Astrid Kittler: Ihre Ausstrahlung erreicht viele. I Foto: privat
Monika Astrid Kittler: Ihre Ausstrahlung erreicht viele. I Foto: privat

In Oppenheim, kurz vor dem Schulabschluss hat der Pfarrer sie mal gefragt: „Willst Du nicht Theologie studieren?“ So engagiert und interessiert, wie sie war. Monika Astrid Kittler hat „nein“ gesagt, „ich will nicht einsam arbeiten“, lautete ihr Gegenargument. Religionspädagogin wurde die Rheinhessin stattdessen.

Monika Kittlers Wunsch war es, „viele Räume zu öffnen“ in der Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit, das hat sie getan: Frauen bot sie Austauschmöglichkeiten, Seniorinnen und Senioren Ausflüge, die so gar nichts von Kaffeefahrten hatten – in Hotelbars oder auch Hut- und Schuhläden führten sie. Geblieben ist Monika Kittler 36 Jahre an einem Ort – im Frankfurter Gallus. Am 25. Mai, 14 Uhr, wird sie dort in der Friedenskirche in den Ruhestand verabschiedet.

Kittler hat in der Versöhnungsgemeinde angefangen, nach der Fusion wurde der Arbeitsplatz zu Frieden und Versöhnung. Mit der Bildung von Nachbarschaftsräumen hat sich ihr Radius in den vergangenen Jahren noch mal in die angrenzenden Stadtteile erweitert. Ebenso lang wie Pfarrer Nulf Schade-James ist die evangelische Religionspädagogin im Gallus tätig, die beiden gelten als Dream-Team. Er findet es auch: „Monika war für mich die beste Kollegin von der ganzen Welt. Ja, wir waren ein Dream-Team.“ Ob es um Gottesdienste ging, ob Veranstaltungen vorbereitet, Menschen begleitet wurden – sie hätten zusammengewirkt. Dankbar ist er, dass die seit 43 Jahren verheiratete Pädagogin, ihn „auch kritisch hinterfragte“.

Wenn ihr etwas ein Anliegen ist, dann äußert Kittler sich, ob in Stadtteilarbeitskreisen, im Frankfurter Präventionsrat oder als ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Initiative „Frauenrecht ist Menschenrecht“, die sich gegen Menschenhandel und Beschneidung und für soziale Teilhabe von Migrantinnen einsetzt.

Die Mutter von drei Söhnen ist eine die bewegt. Gelegentlich auch im konkreten Sinn. Die Reihe „Walk and Talk“ – Ausflüge ins Frankfurter Umland mit Literatur oder Poesie unterwegs, hat sie einst gemeinsam mit einem Kirchenvorsteher initiiert. Bei Regen sei es schon mal vorgekommen, dass sie in einer Kirche nicht nur ein paar Zeilen, sondern ganze Kapitel aus „Scheintod“, einem Roman von Eva Demski, gemeinsam mit dem anderen Leiter vorgelesen hat. Die Leitung des Wanderangebots liegt jetzt allein in den Händen eines Kirchenvorstehers.

Die 66-Jährige kann loslassen, aus der Mitarbeitendenvertretung in Frankfurt und Offenbach hat sie sich am Ende der letzten Wahlperiode verabschiedet. Nicht schleichend, sondern bis zuletzt engagiert. Wenn gemault wird, „kann ich ehrlich sein“. Wenn intern über Kirche gejammert wird, sagt sie auch schon mal, „was glaubst du, wie Kirche ist“ – und „hast du schon mal im Dunkeln ein Licht angezündet?“.

Ein Bild, das sie insgesamt antreibt. „Ein Licht anzünden“. Als Seelsorgerin im Einzelgespräch, auch als treibende Kraft für die Schaffung einer Gemeindegrabstätte der evangelischen Gemeinde Frieden und Versöhnung.

Monika Kittler hat viel Sinn für Gestaltung, „das Wichtigste ist das Tischdecken“, sagt sie übers Frauenfrühstück. Genauso viel Wert wie auf Lachs und guten Käse legt sie auf die Deko. Und so, wie sie es sagt, gibt es keinen Zweifel, um den Rahmen geht es, dass Menschen sich wohlfühlen und empfinden, dass sie willkommen sind.

Nicht aufgeben, nicht abfinden – und das mit Blick aufs Gegenüber, Lippenstift umrahmt das Lächeln dazu, so kennen viele Monika Kittler, auch auf Bundesebene als Synodale der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zugute kommen ihr Zusatzausbildungen, als Bibliodramaleiterin, als am Mainzer Konservatorium ausgebildete Sängerin.

Monika Astrid Kittler wird es bestimmt nicht langweilig. Nulf Schade-James sagt angesichts der bevorstehenden Verabschiedung: „Dienstlich werde ich sie sehr vermissen. Privat geht unser gemeinsames Leben weiter.“

Kittlers Mann, pensionierter Klinikseelsorger, Söhne und Enkelkind, können gewiss sein, an Ideen und Initiativen wird es nicht fehlen. „Aber erstmal schauen“.


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Bettina Behler 360 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach