„Man lässt keine Menschen ertrinken!"
Bis zum 11. Juli wird anlässlich des Albert-Schweitzer-Jahres 2025 in der Sankt Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache, in Kooperation des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums Frankfurt/M. und der Stadtkirchenarbeit an Sankt Katharinen, die Ausstellung „GRENZENLOSE MENSCHLICHKEIT - MAN LÄSST KEINE MENSCHEN ERTRINKEN. PUNKT." gezeigt, eine Dokumentation über die zivile Seenotrettung und das Bündnis United4Rescue. Damit wird im Geiste von Schweitzer und seiner Ethik der „Ehrfurcht vor allem Leben“ Position bezogen. Diese Haltung steht für eine menschliche Migrationspolitik, die es nicht zulässt, dass Menschen jeden Alters zu Tausenden, darunter auch viele Kinder, auf der Flucht im Mittelmeer ertrinken.
Vor 150 Jahren wurde Albert Schweitzer in Kaysersberg bei Colmar geboren. Mit einer Reihe von Veranstaltungen würdigt das nach dem Mediziner, Theologen, Philosophen, Organisten und Friedensnobelpreisträger benannte Zentrum, das seinen Sitz in Offenbach hat, bundesweit dieses Jubiläum (Programmübersicht). Am vergangenen Sonntag fand eine Aufführung des von Traugott Fünfgeld (*1971) zu Ehren Schweitzers geschaffenen Oratoriums „Inmitten des Lebens" in Sankt Katharinen statt. Die offizielle Premiere wird am 4. Juli beim Chorfest der Evangelischen Landeskirche in Baden in Emmendingen bei Freiburg sein. Auch in Frankfurt und Offenbach gibt es noch eine Reihe an Veranstaltungen, in der Evangelischen Akademie auf dem Römerberg beispielsweise, Ende August, mit einem Konzert in der Offenbacher Johanneskirche endet das Jubiläumsprogramm am 31. Dezember. Ins Foyer des Offenbacher Rathauses wandert die vom Albert-Schweitzer-Zentrum verantwortete Seenotrettungsausstellung vom 15. bis 29. Juli, später wird sie unter anderem in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz zu sehen sein.
Die 16 großformatigen Bildtafeln (>>hier geht es zu den Bildtafeln der Ausstellung) geben Anlass zum Nachdenken. Sie beunruhigen und provozieren. Seit 2015 sind mehr als 20.000 Menschen an den Außengrenzen Europas auf der Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Auf den Tafeln der Ausstellung stehen eindringliche Sätze. Seit Jahren wurden diese Sätze immer wieder formuliert. Doch europäische Politikerinnen und Politiker lassen zu und wirken daran sogar aktiv mit, dass Rettungsschiffe, die Menschen vor dem Ertrinken retten sollen, blockiert werden. Gleichzeitig lehnen europäische Staaten es ab, die Seenotrettung im Mittelmeer selbst wieder aufzunehmen. Dabei gebietet das internationale Völkerrecht, dass Seenotrettung betrieben wird. Denn es ist unmoralisch, Menschen ertrinken zu lassen.
Mit dieser Ausstellung wird auch der ethischen Stimme von Albert Schweitzer Geltung verschafft, grenzenlos menschlich zu denken und zu handeln. Gerade in Frankfurt soll mit der Dokumentationsausstellung über die zivile Seenotrettung eine menschliche Migrationspolitik eingefordert werden. Denn zu Frankfurt stand Schweitzer in besonderer Beziehung. Der Friedensnobelpreisträger Schweitzer ist Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main. Hier erhielt er den Goethepreis der Stadt Frankfurt verliehen und hier fand er in Goethe einen Menschen, der ihm wichtige Impulse zu seiner grenzenlosen Menschlichkeit im Denken und Handeln gab. Albert Schweitzer hätte es niemals zugelassen, die Abwehr von Flüchtlingen über Jahre hinweg so gnadenlos zu betreiben, dass Tausende Opfer dieser unmenschlichen Politik werden. Denn er kannte den Satz wohl, Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben, gut: „Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter". So gilt es mit der Seenotrettungsausstellung in Frankfurt, sich für Flüchtlinge stark zu machen, sie nicht einem tödlichen Schicksal zu überlassen.
„Neuerdings wurde zum Entsetzen vieler bekannt, dass Deutschland die Finanzierung der zivilen Seenotrettung sogar gänzlich einstellt. Und dennoch werden durch das mutige und starke Engagement von Aktiven der zivilen Seenotrettung Tausende vor dem Ertrinken gerettet. Es geht bei dieser Ausstellung um United4Rescue mit dem die Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum im Bündnis steht", so das Zentrum in einer Mitteilung zu der Ausstellung. Weiter heißt es da: „United4Rescue ist das breite Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung mit über 10.000 Spender:innen. United4Rescue versammelt hunderte Organisationen in einem großen vielfältigen Bündnis und macht so die breite gesellschaftliche Unterstützung für die zivile Seenotrettung sichtbar. Auf dieser breiten gesellschaftlichen Basis werden Menschenleben gerettet. Die Politik wird damit herausgefordert, damit Humanität nicht zur Phrase wird." Über United4Rescue berichtet mit eindrucksvollen zum Teil erschütternden Bildern die Dokumentationsausstellung.