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Der ehrenamtliche kirchliche Finanzexperte Dr. Otto Triebel ist gestorben

Über 50 Jahre engagierte sich der promovierte Volkswirt ehrenamtlich in seiner Kirchengemeinde im Ostend und in Gremien der Kirche.

Dr. Otto Triebel im Jahr 2009 bei der Verleihung der Silbernen Ehrennadel der EKHN.
Dr. Otto Triebel im Jahr 2009 bei der Verleihung der Silbernen Ehrennadel der EKHN.

Die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach trauert um Dr. Otto Triebel, der am 2. Februar 2025 im Alter von 97 Jahren gestorben ist. Aufgewachsen war er in Wanne-Eickel in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit 17 musste er in den Krieg ziehen und erlebte seinen achtzehnten Geburtstag in Kriegsgefangenschaft. In den Jahren danach formte sich sein liberales Selbstverständnis als Antwort auf die brutale nationalistische Indoktrination u.a. in der Hitler-Jugend. Dazu trug auch sein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Münster bei. Er zog zur Ausbildung als Steuerberater nach Detmold um und engagierte sich wie schon in Münster auch dort in der Evangelischen Studentengemeinde. Hier lernte er auch seine spätere Frau kennen.

1958 zog Otto Triebel mit seiner Frau in das Mehrfamilienhaus im Frankfurter Ostend, in dem einige Jahre nach dem Krieg schon seine Schwiegereltern neu Fuß gefasst hatten. Ein Pfarrer seiner neuen Kirchengemeinde Sankt Nicolai bat den promovierten Volkswirt, sein Wissen und seine Fachkompetenz einzubringen, was er, getreu dem Bibelwort „Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat“, gerne tat. Seit 1959 engagierte er sich fast genau ein halbes Jahrhundert lang als Experte für kirchliche Finanzen im Kirchenvorstand der Gemeinde; schon bald übernahm er, ebenfalls für Jahrzehnte, entsprechende Aufgaben im Dekanat sowie in den Gremien des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt. Mit der Pensionierung ließ er sich für eine Wahlperiode in die Synode der Landeskirche in Hessen und Nassau wählen und wurde auch dort Mitglied des Finanzausschusses.

Aber auch in anderen Themenbereichen wusste er als Kirchenvorsteher, Dekanats- und Kirchensynodaler sachgemäß mitzuentscheiden, denn zu den Gaben, die er empfangen und entwickelt hatte, gehörten auch überragende geschichtliche Kenntnisse, eine große Liebe zur Kirchenmusik und ein waches Interesse an und die Förderung von zeitgenössischer Kunst. Die Bibel hatte er schon als junger Mann einmal komplett gelesen; als Rentner hörte er jahrelang auch theologische Vorlesungen an der Universität und las philosophische Schriften.

Ruhig und strukturiert brachte er selbst schwierige finanzielle Zusammenhänge auf den Punkt. Als Direktor einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wusste er, mit Sachzwängen umzugehen, und half mit, notwendige Einsparungen und Veränderungen in der Kirche umzusetzen. Dazu brauchte er, wie er mal in einem Interview sagte, „viel Geduld und einen sehr langen Atem“.

2009 wurde Otto Triebel zum Dank für sein 50-jähriges ehrenamtliches Engagement von der Kirchenleitung durch Pröpstin Gabriele Scherle mit der Silbernen Ehrennadel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausgezeichnet. Bescheiden sagte er zu dieser Ehrung: „Eigentlich mag ich keine Auszeichnungen“, doch er habe sich überzeugen lassen, dass diese eine öffentliche Wirkung habe und vielleicht „ein Ansporn für andere ist, die eigenen Fähigkeiten auch ehrenamtlich einzubringen.“