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Pionierin an Sankt Katharinen

Vor 75 Jahren übernahm Katharina Staritz als erste Frau in der Landeskirche eine Pfarrstelle.

Katharina Staritz war die erste Stadtvikarin für Frauenarbeit in Frankfurt
Katharina Staritz war die erste Stadtvikarin für Frauenarbeit in Frankfurt

Helga Engler-Heidle, ehemals Pfarrerin der Luthergemeinde im Frankfurter Nordend, später Initiatorin und Leiterin des Evangelischen Frauenbegegnungszentrums in Frankfurt, ist es ein Anliegen, an das 75. Dienstjubiläum von Katharina Staritz zu erinnern. Vor 75 Jahren wurde in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau erstmals eine Pfarrstelle für eine Frau geschaffen und mit Katharina Staritz besetzt. „Wir hatten gerade Pfarrerinnentag und mir wurde wieder deutlich, wie wenig bekannt ist, dass wir so eine kurze Geschichte als Pfarrerinnen haben“, berichtet Engler-Heidle nach dem Treffen der evangelischen Theologinnen im EKHN-Zentrum Verkündigung im März in Bockenheim.

Der erste Kirchenpräsident der EKHN, Martin Niemöller, holte die 1903 in Breslau geborene Staritz 1949 als Vikarin für Frauenarbeit an die Frankfurter Katharinenkirche – erst mal probehalber. Im April 1950 ernannte Niemöller sie zur Beamtin auf Lebenszeit und führte sie als Stadtvikarin für Frauenarbeit ein. Staritz durfte in den Zwanzigern Theologie studieren, später als Religionslehrerin arbeiten, Seelsorge leisten, aber eben nicht ins Pfarramt. In Sankt Katharinen legte Katharina Staritz Wert darauf, Gottesdienste zu leiten, was ihren männlichen Kollegen vielfach nicht gefiel.

„Katharina Staritz war eine große Theologin, die mit ihrem Engagement während des NS-Regimes und ihrem Einsatz für die Gleichstellung von Frauen im Amt praktisch auf ein Privatleben verzichtete“, so Engler-Heidle unlängst in einem Interview für die EKHN-Website.

Während des Nationalsozialismus gehörte Katharina Staritz der widerständigen Bekennenden Kirche an und leitete ab 1939 in Breslau die „Kirchliche Hilfsstelle für Evangelische Nichtarier“. Sie verhalf mehr als einhundert Frauen und Männern zur Auswanderung und damit zum Überleben. Staritz geriet jedoch unter Druck, musste ihre Arbeit aufgeben, sie siedelte nach Marburg um. 1942 kam Katharina Staritz zuerst in ein Arbeitserziehungslager, dann ins Konzentrationslager Ravensbrück. „Leider ist Frau Staritz wenig bekannt – typisch. Die Kollegen, die in der Nazizeit Widerstand geleistet haben, kennen dagegen alle“, so Helga Engler-Heidle.

Staritz erlag Anfang 1953 im Alter von 49 Jahren einer Krebserkrankung. Sie, ihre Schwester und Mutter sind in Frankfurt-Bockenheim bestattet. Zusammen mit der stellvertretenden EKHN-Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und der feministischen Theologin und früheren Leiterin der Evangelischen Stadtakademie Ute Knie initiierte Engler-Heidle zum 70. Todestag eine Gedenkfeier auf dem Bockenheimer Friedhof. Zum 75. Dienstjubiläum von Katharina Staritz sei nichts geplant, so Engler-Heidle. Aber um an sie zu erinnern, sei das ein gutes Datum im Jahr 2025.

Siehe auch: www.ekhn.de/themen/frauen/frauen-news/katharina-staritz


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Bettina Behler 357 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach