Segen braucht manchmal auch Planung
Katja Föhrenbach lässt sich gern auf Neues ein. Warum nicht mal eins der Cafés hinter ihrem neuen Dienstsitz als MainSegen-Pfarrerin ausprobieren, erste Frühlingssonnenstrahlen in der Fahrgasse unweit des Dominikanerklosters ins Gesicht scheinen lassen? Statt im Büro, draußen das Gespräch führen, die 51-Jährige ist sofort dabei.
MainSegen, das im vergangenen Jahr gestartete Projekt des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach, zielt darauf ab, neben dem gemeindlich organisierten Formen von Taufe, Hochzeit, Beerdigungen diese auch andernorts und in anderen Varianten anzubieten – Taufe am Fluss, Trauung am Lieblingsort unter der Linde, die Wünsche können auch weiter schweifen. Segen und Rituale, wenn sie gebraucht werden, an anderen Lebensstationen, beim Wechsel in den Ruhestand, nach einer Scheidung, vor einer Weltreise, vieles ist denkbar. Katja Föhrenbach koordiniert das seit 1. März mit halber Stelle, weitere 50 Prozent sind noch ausgeschrieben.
Was ist eigentlich Segen? „Da entspinnen sich bei mir viele Fäden“, sagt Föhrenbach – und knüpft sie zügig in einen Zusammenhang: „Gottes Segen weitergeben“, „die Fülle, die ich erfahren habe“ anderen zukommen lassen, ein „performativer Akt“ ist Segen für sie, zu den Worten komme die Präsenz. Die nach vorne, in die Zukunft gerichtete Bedeutung des Segens, erwähnt sie. Gut gefällt Katja Föhrenbach, dass Eltern früher ihre Kinder beim Weggehen gesegnet haben. „Das gibt es heute leider kaum noch“, bedauert die Mutter dreier erwachsener Kinder.
An Weggabelungen, bei neuen Routen will MainSegen zur Seite stehen: Im Februar 2024 ging das Team an den Start. 21 Pfarrerinnen und Pfarrer aus Frankfurt und Offenbach, die meisten in Gemeinden beschäftigt, einzelne auch übergemeindlich, machten mit bei der Idee, sich jenseits der Stadtteile als Person mit ihren Schwerpunkten, Angeboten, Talenten und Kontaktdaten auf der Website www.mainsegen.de vorzustellen.
Zwei Standbeine
Rasch zeigte sich, dass eine koordinierende Person gesucht werden muss. Dass es eine ganze Stelle wurde, „haben wir nicht zuletzt Holger Kamlah, dem Stadtdekan, zu verdanken“, sagt Katja Föhrenbach. Klar habe es in den Zeiten klammer Kassen Verteilungskämpfe und innerkirchlichen Widerstand gegeben, räumt die Theologin ein – „die machen da so ein ,fancy Zeug‘“ sei auch schon mal abschätzig formuliert worden. Die in Darmstadt aufgewachsene und seit 2012 in Frankfurt tätige Pfarrerin, unter anderem zählte sie von 2016 bis 2019 zum Gründungsdoppel des ökumenischen Standorts Pax & People im Europaviertel, hält dagegen: Kirche muss sich wandeln, Neues wagen und Traditionelles nicht lassen.
Geblieben ist Föhrenbach auch nach Dienstantritt bei MainSegen – wie zu Pax & People Zeiten – mit halber Stelle Pfarrerin mit Sitz in Praunheim. Da ist sie froh drum. Hier hat sie Innovatives in Corona-Zeiten angestoßen, Weihnachten unterwegs, bis heute feiert sie mit wechselnden Kollegen und Kolleginnen Online-Gottesdienste mit Abendmahl, aber auch Sonntagsgottesdienste, Taufen, Trauungen in herkömlicher Form – und das gerne.
Die Zahl der Trauungen in den Gemeinden geht zurück. Katja Föhrenbach hatte im vergangenen Jahr drei. So hübsch die Auferstehungskirche, deren Grundstein 1770 gelegt wurde, ist, „die Leute wollen da nicht hin, weil es keine Parkplätze gibt“, nennt sie als einen Grund für das fehlende Interesse, dort Hochzeit zu feiern. Die „Location“ muss stimmen – und da will Föhrenbach gar nicht dagegen argumentieren.
Verschiedenes wurde schon von dem Team gesegnet jenseits des Üblichen. Föhrenbach denkt sehr gerne an die Nordrhein-Westfälin, die nach Online-Berichterstattung über MainSegen angefragt hatte, ob es für sie ein Ritual geben könne, sich von ihrem vor einigen Monaten gestorbenen Mann noch mal zu verabschieden. Mit der Bahn reiste sie an. Da die Evangelische Hoffnungsgemeinde unweit des Bahnhofs ihre Räume hat, nutzte Föhrenbach sie für den Segen, das gemeinsame Abendmahl, den Zuspruch. Danach bestieg die Frau wieder ihren Zug.
Solche Einzelsegen durch die beteiligten Pfarrerinnen und Pfarrer sind das eine, MainSegen hat aber beispielsweise auch im vergangenen Jahr in Offenbach und in Frankfurt Tauffeste ausgerichtet.
Einfach heiraten – das große Projekt im Mai
Am Sonntag, 25. Mai, beteiligt sich das MainSegen-Team an der Aktion „einfach heiraten“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In Sankt Peter, der Jugendkulturkirche an der Bleichstraße, stehen der Kirchraum, die Kapelle, ein von farbigen Kirchenfenstern flankierter und mit Polstermöbeln ausgestatteter Raum sowie ein Außenpavillon an diesem Tag von 14 bis 18 Uhr zur Verfügung – fürs Heiraten nach dem Standesamt, egal, ob vor zwei Tagen oder vor 25 Jahren dort unterzeichnet wurde – und für Segen: für Verliebte, Zögernde, Dankbare, einfach für alle, die miteinander verbunden sind und das auch an dem Tag besonders feiern wollen. Zehn Pfarrerinnen und Pfarrer aus Frankfurt und Offenbach stehen an dem Tag zur Verfügung. Musikbegleitung live, „wir planen verschiedene Instrumente“, erzählt Föhrenbach, Sekt mit und ohne Alkohol wird offeriert, der Blumenschmuck in den Räumen gestellt, nur für den Brautstrauß, wenn sie ihn denn wollen, müssen die Leute schon selber sorgen.
Weitere Informationen unter: www.mainsegen.de