Stärkung von Frauen im ghanaischen Pfarrhaushalt und anderswo – dafür steht Portia Offeibea Yeboah ein
„It is well, with my soul“, nach ein paar Takten schwillt Portia Offeibea Yeboahs Stimme an. „Es ergeht meiner Seele gut“, natürlich auf Englisch, stimmt die Gottesdienstgemeinde in der Bornheimer Wartburgkirche ein. Portia Yeboah und ihr Mann Reverend Simon Kofi Yeboah gewinnen rasch die Anwesenden. Zusammen mit Pfarrer Thomas Diemer gestalten sie den Gottesdienst.
Die von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und dem Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach gepflegte Partnerschaft zu den nordghanaischen Presbyterianern und Presbyterianerinnen wird schon lange von der unweit des Günthersburgparks ansässigen Wartburggemeinde unterstützt. Man kennt sich. Schon mehrfach standen die Adinkra Symbole der ghanaischen Christinnen und Christen meterhoch im Altarraum des sechziger Jahre-Baus.
Portia Yeboah ist Ende Januar erstmals nach Deutschland gereist. Im Zusammenhang mit einer internationalen Konsultation im Martin-Niemöller-Haus in Schmitten-Arnoldshain, die anlässlich des Wechsels an der Spitze der EKHN von Volker Jung zu Christiane Tietz stattfand, reiste die 41-Jährige mit ihrem Mann, der „Chairperson“, vergleichbar einem Bischof, der nordghanaischen PCG ist, nach Frankfurt. Portia Yeboah, rotgerahmte Brille, direkter Blick, einnehmendes Lachen, ist nicht der Typ „Frau von“.
Die in der Stadt Tamale Lebende steht dem Zusammenschluss der Pfarrfrauen vor, auch das könnte den Eindruck erwecken, sie kümmere sich darum, dass die Männer in Ruhe ihre Arbeit erledigen können und die Frauen sie dabei unterstützen. Yeboah, die mehrere Masterabschlüsse in der Tasche hat, in international Relations and Defense und einen in Divinity, setzt sich für die Stärkung von Frauen ein.
Sie berichtet, dass die ghanaischen Frauen sich oft aufrieben, zwischen Arbeit und Familie, Engagement für die Kirche: „Sie sind überlastet“ – darauf richtet sie die Aufmerksamkeit. Und bringt ihren Mann dazu, gleichfalls über Rollenbilder nachzudenken, „man muss die Männer dahin bewegen“. Sie kämpft für Mikrokredite, hat die Produktion von Flüssigseifen aus Sheabutter ausgebaut, Textilien brachte sie mit nach Deutschland, um für den Verkauf zu werben. Und ein Spendenanliegen: Monatshygiene – waschbar und wiederverwendbar.
Dafür würde sie gerne Mittel akquirieren. In Südghana, wo der Anteil der Christinnen und Christen höher ist als in Nordghana, wo der Islam dominiert, konnte Portia Yeboah dafür schon Gelder mobilisieren, aber es reicht nicht. Dabei seien solche Textilien wichtig für den Ausbau an Teilhabe und Selbstbewusstsein.
Auf die Frage, was sie gerne in zehn Jahren für einen Posten hätte, sagt Yeboah, „ich wäre gerne Professorin“ und fügt hinzu, „ich liebe Bildung“. Ihr Vater, Kokosanbauer und Sozialarbeiter, habe sie sehr gefördert, „wir haben diskutiert und diskutiert“.
Im Gespräch hakt Portia Yeboah nach, meidet auch Heikles nicht. Die ghanaische Gesellschaft ist restriktiv in Sachen gleichgeschlechtlicher Liebe, „das sehe ich“. „Wir brauchen Respekt“, „wir müssen einander hören“, die PCG-Vertreterin wiederholt das, am Ende des Gesprächs noch einmal ausdrücklich.
Glaube und dessen Verkündung findet im Norden Ghanas vor Ort statt, etwas mehr als 50 offizielle Versammlungsorte der Presbyterianer gibt es, hinzu kommen lokale „Preaching points“ – sowie die anwachsenden Aktivitäten im Netz. In Corona-Zeiten habe Social Media für die Arbeit ihrer Kirche an Bedeutung gewonnen, „es kommt schon vor, dass der nächste Gottesdienstort neun Stunden weg ist“. Auch hier keine „Fortschrittseuphorie“, sondern, „wir müssen hinschauen, abwägen, Social Media hat sein Gutes und seine Risiken“.
Klar, macht es sie stolz, dass ihre Kirche wächst, dass die Tüchtigkeit und die positive Ausstrahlung der christlich Engagierten viele anzieht. Aber Portia Offeibea Yeboah ist keine, die allein nach der Quantität schaut – das wäre nicht gut für die Seele. Von der weiß sie nicht nur ein Lied zu singen. Deren Heil hat viel mit ihrem Glauben zu tun.
Bis zum 11. Februar dauert der Besuch der ghanaischen Delegation des Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach. Auf dem Programm des Paares stehen unter anderem am 7. Februar ein Besuch der Seelsorge in den Unikliniken. Die Einführung des neuen Pfarrers der Goldsteiner Dankeskirchengemeinde, die wie die Wartburggemeinde und die Seckbacher Mariengemeinde schon lange in der Ghana-Partnerschaft engagiert ist, hat Portia Yeboah für den 9. Februar vormittags in ihren Kalender eingetragen, um 14 Uhr werden die beiden an einem Jugendgottesdienst der Frankfurter Dependance der Presbyterian Church of Ghana teilnehmen. Für den April ist ein Gegenbesuch einer Delegation aus dem Stadtdekanat in Ghana vorgesehen.