Aktuelles

Statt Handschlag eine hilfreich zupackende Hand

Gemeindliches Leben in diesen besonderen Zeiten mit Corona: Geplant werden muss täglich neu. Digitales gewinnt an Bedeutung – aber auch ein aktueller Schaukasten.

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. Bild: colourbox.de

„Stand heute“ – schiebt Irmela Büttner, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Bieber, heute, am Montagmorgen, wiederholt ein, wenn sie das Gemeindeleben im Zeichen der Corona-Pandemie schildert. Ihr Kollege Thomas Volz, Evangelische Miriamgemeinde, Frankfurt- Am Bügel, -Bonames und –Kalbach, erzählt an diesem Morgen, er wechsele dieser Tage regelmäßig die Aushänge im Gemeindeschaukasten – meist sind es Absagen. Aber er bemüht sich, daneben Ankündigungen, wie es weitergeht, zu hängen – in Zeiten von Corona. „Wir nutzen alle technischen Möglichkeiten, die sich uns bieten“ zur Kommunikation, sagt Pfarrer Volz. Nicht alle sind für ihn über die Homepage erreichbar. Gerade auch Seniorinnen und Senioren bewegen sich weniger im Netz, sondern unternehmen bei dem Sonnenschein kleine Spaziergänge oder besorgen rasch etwas. Und werfen dann einen Blick in den Schaukasten.

Die Evangelische Mariengemeinde Seckbach hat am Wochenende ihre Homepage aktualisiert. Aufgelistet sind jetzt unter „Aktuelles“ die Berufsgruppen, die in Zeiten der Corona-bedingten Kita-Schließungen Anspruch auf Betreuung haben wie Ärztinnen, Pflegekräfte, Richter, Polizistinnen – so beide in den Bereichen tätig sind oder es sich um alleinerziehende Eltern handelt. Es gebe in ihrer Gemeinde-Kita, Eltern, die zu diesen Gruppen zählen, für heute hätten diese sich jedoch anders organisiert, erzählt Pfarrerin Ute Pietsch am Montagmorgen, „aber das kann sich von Tag zu Tag ändern, kommt darauf an, wie lange es dauert“, meint die Seckbacherin. Keller aufräumen, Fachliteratur lesen, das gehe für die aktuell im Dienst befindlichen Kräfte – mit gebührendem Abstand. Größere Teamtreffen seien nicht denkbar.

Alle sind in engem Kontakt mit ihren Kirchenvorständen. Das Gremium der Miriamgemeinde wird am Mittwoch in Form einer Telefonkonferenz tagen, in Bieber denkt man auch daran. Aktuell erscheint es Pfarrerin Büttner technisch noch schwer zu bewerkstelligen. Sie überlegt, am Mittwoch die frisch renovierte Lutherkirche für eine Zeit zu öffnen. Der Offenbacher Theologin erscheint das Bibelwort, „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, Psalm 31,9, in neuem Sinn, sie könne sich vorstellen, den kirchlichen Raum zu zugänglich zu machen – unter der Vorgabe Abstand zu wahren.

In allen drei Gemeinden wurde diesen Sonntag noch Gottesdienst gefeiert, Volz erzählt, gestern habe er angesprochen, was passiere, wenn es keine Gottesdienste im herkömmlichen Sinne mehr geben solle. Online ist eine Option, schon jetzt wird auf der Gemeindeseite ein digitales Angebot des Zentrums Verkündigung der EKHN genannt, Volz würde auch gerne Briefkästen, von denen er weiß, dass Interesse bestehen könnte, bestücken.

Henriette Crüwell, Pfarrerin der Evangelischen Friedenskirchengemeinde im Offenbacher Westend, hat eine Wäscheleine mit geistlichen Impulsen ausgehängt. „Das wird gut angenommen.“ Außerdem hat sie mit ihrer Kollegin Anne-Katrin Helms, Frankfurt-Oberrad, ausgemacht, abends um 19.30 Uhr die Glocken zu läuten, die Menschen werden gebeten, Kerzen in die Fenster zu stellen und sie sind eingeladen, jeweils ein Vaterunser zu beten.

Ute Pietsch hält es auch für eine Option, beim Verfolgen eines Fernsehgottesdienstes ein Gesangbuch zur Hand zu nehmen, „wenn die Leute eins daheim haben“. Der „Lebenswort“-Kreis, der ansonsten in der Seckbacher Gemeinde regelmäßig beieinander sitzt, tauscht sich dieser Tage per-E-Mail aus über Religiöses. „Digitale Glaubenspraxis“, das klingt blutleer, für diese neue Formen müssen noch neue Begriffe geprägt werden, die nach herzlichem Gemeindeleben klingen.

Vernetzung ist wichtig, „Ich habe heute so viele Anrufe und Mails bekommen wie selten“, erzählt Ute Pietsch. Pfarrerin Crüwell hat vergangene Woche ein Hilfenetz gespannt zusammen mit jungen Männern und Frauen, die sich bereit erklärt haben, Älteren oder gesundheitlich Eingeschränkten das Dringendste zu liefern. Die Kontaktaufnahme geschieht telefonisch über sie oder das Gemeindebüro, bezahlt wird per Umschlag vor der Tür, so dass keine unnötigen Körperkontakte erforderlich sind.

Auch an Pietsch haben sich zu ihrer Freude Verschiedene gewandt, die Menschen, die das Haus nicht verlassen können, etwas anliefern wollen. Das sind nicht unbedingt Gottesdienstgängerinnen, sondern Leute, die auf die eine oder andere Weise – etwa über die Kindertagesstätte mit der Mariengemeinde in Verbindung gekommen sind: Kirche mitten im Dorf und als ein Ort, von wo Hilfe – ganz Praktische - kommt. So sieht es auch Volz, er ist mit dem örtlichen Turn- und Sportverein in Kontakt, um zu klären, wo im Frankfurter Norden Unterstützung geleistet werden kann. „Und da gucken wir nicht in unsere Mitgliedskartei.“


Autorin

Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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