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Transatlantische Vorbereitungen auf die Osterpredigt

Frankfurter Pfarrer:innen tauschen sich via Zoom vor den Festtagen mit Kollegen und Kolleginnen der Partnerkirche im US-Bundesstaat New York aus.

Pfarrer Veit Dinkelaker vom Bibelhaus Erlebnis Museum im Dialog mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen. I Foto: Bettina Behler
Pfarrer Veit Dinkelaker vom Bibelhaus Erlebnis Museum im Dialog mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen. I Foto: Bettina Behler

Zwischen der United Church of Christ, kurz UCC, ansässig im US-Bundesstaat New York, und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, EKHN, bestehen partnerschaftliche Bande. Vor allem nach Frankfurt sind sie eng geknüpft.

Reverend Marsha Williams, Conference Minister, Leiterin, und ihr Stellvertreter Reverend Ryan W. Henderson von der UCC kamen im Zusammenhang mit der Einführung von EKHN-Kirchenpräsidentin Christiane Tietz Ende Januar nach Frankfurt, schauten sich unter anderem diakonische Einrichtungen im Bahnhofsviertel an. Dieser Tage gab es ein Wiedersehen auf Zoom: „How do we preach easter?“, wie über Ostern predigen, so die Überschrift, der Untertitel: „Im Glauben bleiben im globalen Kontext“. Das Meeting Passwort lautete: „Unity“ – zu Deutsch „Einheit“. Vereint im christlichen Glauben, neugierig auf die jeweilige Botschaft der einzelnen Predigerinnen und Prediger zeigten sich die Beteiligten bei der digitalen Ostervorbereitung.

Der Name des US-Präsidenten fiel nur gelegentlich in dem Austausch. Doch Trumps Amtseinstieg, die weltweiten Entwicklungen – sie werfen angesichts des Osterfestes theologische Fragen auf: Wie politisch ist Kirche in diesen Zeiten, wie politisch soll ihre Botschaft sein? Pfarrer Veit Dinkelaker, Direktor des Frankfurter Bibelhaus Erlebnis Museums, äußerte sich in dem Zoom-Dialog besorgt über die Zeiten, in denen Hass wächst, Geschlechtergerechtigkeit verspottet wird. An Ostern gehe es um Auferstehung, um Befreiung, das passe so gar nicht dazu.

Die Frage sei, „wie sprechen wir über Hoffnung?“, äußerte Marsha Williams in ihrem anschließenden Input. „Wir müssen an der Seite der Menschen stehen“, ist für Ryan Henderson klar. Der UCC-Reverend hat den Eindruck, dass es aktuell rasch politisch verstanden wird, wenn es darum geht, „wer ist mein Nachbar?“. Für Jesus sei das eine grundsätzliche Frage an die Menschen.

„Wir predigen weiterhin dasselbe, aber die Menschen verstehen es anderes“, sagte Williams von ihrem amerikanischen Schreibtisch aus via Zoom. Die Frage, nach der Aufrichtigkeit, die in der Predigt zum Ausdruck komme, werde noch dringlicher, meinte Dankeskirchenpfarrer Markus Schnepel aus Frankfurt-Goldstein in dem digitalen Austausch. Neben diesem Punkt ist ihm die Bedeutung der österlichen Rituale, etwa die Kerzen, die Licht in die Osternacht bringen, wichtig.

Reverend Tom Martinez, der auch von der US-Seite dazu kam beim Zoomen, hält den Einsatz für Vielfalt, Diversität für wichtiger denn je. Um die Suche nach Wahrheit gehe es, Nihilismus sei kein Ausweg. Die Begriffe „Freiheit“, „Verantwortung“ markierten zentrale Herausforderungen, so Martinez.

Pfarrerin Ruth Huppert von der Frankfurter Nordwestgemeinde sagt rückblickend auf das Zoom-Gespräch, dass sie es beeindruckend fand, wie klar die US-Kolleginnen und Kollegen „für sich benennen können, dass nun der Moment da ist, klar zu formulieren, beispielsweise auch bei Verkündigung in der Kirche Stellung zu den tagesaktuellen Ereignissen zu beziehen“. Eine amerikanische Kollegin habe in diesem Zusammenhang sehr feinfühlig beschrieben, wie sie neu bei jeder Formulierung über Verallgemeinerungen und Ich-Formulierung nachdenke, um in einer teilweise aufgeheizten Stimmung, Gespräche über Positionen zu ermöglichen, erinnert sich Huppert. Wichtig findet die Frankfurter Pfarrerin, sich immer wieder bewusst zu machen, selber – gerade im digitalen Raum – in Blasen zu kommunizieren: „Davon ist niemand mehr frei.“ Das müsse reflektiert und aktiv bearbeitet werden, „wenn wir wirklich im Gespräch sein wollen und nicht immer nur in unserer eigenen Haltung bestätigt“.

In dem Zoom-Austausch mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen sei deutlich geworden, „dass wir an unterschiedlichen Stellen stehen“, meint Huppert – doch die Fragen ähnelten sich. Auch in Deutschland beobachtet sie eine zunehmend aufgeladene Stimmung. Schon immer sei ihr die österliche Widerstandskraft wichtig gewesen, sagt Pfarrerin Huppert am Anfang der Kar- und dann Osterwoche. Dieses Jahr zehrt sie noch mal mehr von der lebensbejahenden österlichen Botschaft.


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Bettina Behler 357 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach