Vernunft und Wahrheit in Worte fassen und den Populisten entgegenhalten
„Es geht um die Frage, wie wir miteinander reden“, war einer der Kernsätze der Predigt, die Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef heute im Rahmen der „Rechtsruck“-Reihe in der evangelischen Sankt Jakobskirche in Bockenheim hielt. Ziel müsse es sein, auch bei unterschiedlichen Meinungen Maß, Mitte, Anstand und Vernunft walten zu lassen, so das Stadtoberhaupt, das mit seinen Eltern, aramäische Christen, im Alter von vier Jahren nach Deutschland, nach Ulm, kam. Bis heute sei der christliche Glaube ihm ein wichtiger Halt angesichts der zahlreichen Entscheidungen, die er im Römer zu treffen habe, sagte Josef in seiner Ansprache. Er helfe ihm dabei, Verantwortung zu übernehmen.
Verschiedene prominente Gastpredigende hat die Evangelische Kirchengemeinde Bockenheim in diesen Wochen zu Gast. Am kommenden Sonntag beispielsweise hält Dompfarrer Johannes zu Eltz, ehemals katholischer Stadtdekan, die Predigt. In Gesprächsrunden, Gottesdiensten und mit der Ausstellung des Vereins Unwort-Bilder e.V. zum Thema „Remigration“, die bis zum 19. März zu sehen ist, will die Gemeinde dem aktuellen Rechtsdrift entgegentreten. Der erste Sonntag der Fastenzeit, „Invokavit“, stehe für das Thema „Versuchung“ führte Pfarrerin Charlotte Eisenberg in den Gottesdienst mit Mike Josef ein. Das passe zu dem Thema der Gottesdienstreihe.
Die Kirchen seien eine wichtige Stütze bei dem Engagement für Demokratie und Mäßigung, und gegen die Bedrohung von Freiheit und Wahrheit, so Josef. Sie beteiligten sich an den Protesten auf dem Römerberg und wirkten mit, „wenn es um den Zusammenhalt in unserer Stadt geht“. Ausdrücklich würdigte Mike Josef das Engagement des Römerbergbündnisses, gebildet aus örtlichem DGB, Frankfurter Jugendring, Jüdischer Gemeinde, katholischer und evangelischer Kirche.
An verschiedenen Stellen seiner Predigt zeigte Josef sich bibelfest, etwa mit dem Bezug auf Römer 13,12, wo von „Waffen des Lichts“ die Rede ist. Der Oberbürgermeister appellierte, diese Art von Waffen im gesellschaftlichen Miteinander einzusetzen, nicht das verbale Schwert. Josef warnte vor sinkenden Hemmschwellen, erst in Worten „und irgendwann auch in Taten“.
Mit Bezug auf Psalm 31, „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind“, forderte Josef dazu auf, sich in die Gesellschaft einzubringen. Empathie gepaart mit Bedacht, mit Abwägen, könne in einer Zeit, die infolge von Social Media eine geänderte Kommunikation aufweise, dazu beitragen, dass Worte Gesellschaft zusammenführen, und dass Menschenfeinden und Populisten, die die Demokratie verächtlich machen, nicht das Feld überlassen wird.