Verständnis in Worten, Gesten und von Herzen
Auf Ukrainisch, Indonesisch, Deutsch und in der ghanaischen Sprache Akan wurden Abschnitte der biblischen Pfingsterzählung heute auf dem Frankfurter Römerberg vorgetragen bei dem traditionellen Pfingstgottesdienst von Evangelischem Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, Internationalem Konvent christlicher Gemeinden Rhein-Main und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Frankfurt. Spannend an dem pfingstlichen Sprachenwunder sei, „dass es nicht zu einer Einheitssprache kam“, sagte die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Professorin Christiane Tietz, in ihrer Predigt vor rund 700 Menschen, die auf den Bänken vor der evangelischen Alten Nikolaikirche – das Rathaus Römer im Rücken – Platz genommen hatten oder sich um die Sitzgelegenheiten scharten.

„Die in Jerusalem versammelten Menschen, die aus der ganzen Welt stammten, hörten in ihren Muttersprachen von Gott reden. Der Heilige Geist machte, dass die Jüngerinnen und Jünger so von Gott sprechen konnten, dass andere ihre Worte verstehen konnten“, sagte die Kirchenpräsidentin, die seit Ende Januar 2025 im Amt ist und erstmals die Predigt auf dem Römerberg hielt.
„Beherzt“ lautete das Motto des Internationalen Pfingstgottesdienstes. Das Logo waren zu einem Herz geformte Hände, auch die Gottesdienstgemeinde verband die Finger entsprechend zum Gruß. Neben Sprache, dienen Gesten dem Verstehen – und das Gesicht. „Universal ist das Lächeln“, sagte Tietz. Gesten dagegen hätten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bedeutungen.
Die EKHN-Kirchenpräsidentin zitierte in ihrer Ansprache Luthers Satz: Der Heilige Geist „zischt uns zärtlich an“. Der Heilige Geist lasse Menschen aktiv werden. Er sorge dafür, dass Menschen für andere mit Worten eintreten, er kräftige die Hände fürs Anpacken, so Christiane Tietz.
International waren nicht nur die Lesungen, auch die Gebete. Sie wurden alle auf Deutsch gehalten nahmen die Welt in den Blick. Im Kyrie etwa erzählte Natalie Thulai davon, wie ihr Vater, der als Chin-Christ in Myanmar Verfolgung ausgesetzt war, nach Deutschland fliehen musste. Erst nach sieben Jahren konnte er seine Familie nachholen, sie war damals acht. Heute steht sie kurz vor dem Studienabschluss. Inke Rondonuwu, sie gehört zur Evangelischen Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main, bat im Gebet darum, dass die Menschen nicht gleichgültig werden angesichts der Gewalt in der Welt, „Gott gebe uns ein Herz, das mitleidet, das im Angesicht der Ungerechtigkeit wütend wird“, betete sie.

Das Ensemble „Vive la brasserie“ der Frankfurter Bläserschule unter der Leitung von Simon Schumann begleitete den Internationalen Pfingstmontagsgottesdienst zusammen mit der Band Habakuk, die Eugen Eckert leitet. Eckert, ehemaliger Stadionpfarrer und seit 50 Jahren „Kopf“ von Habakuk interviewte vor dem Gottesdienst den evangelischen Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah und Philip Apenteng, Pfarrer der Presbyterian Church of Ghana (PCG), Frankfurt am Main, auf der Römerbergbühne über die langjährige Partnerschaft zwischen der Kirche im Norden Ghanas und dem Stadtdekanat als EKHN-Vertretung.
Über das Leben der PCG-Gemeinde, ansässig in der Frankfurter Nordweststadt, berichtete Apenteng , der auch eine Lesung übernahm. Zahlreiche Ghanaerinnen und Ghanaer lebten in Rhein-Main, erzählte er. Natürlich komme nur ein kleiner Teil zu der Gemeinde, aber das Gottesdienstleben sei rege.
Holger Kamlah konnte von frischen Eindrücken eines Besuchs im nördlichen Teil des westafrikanischen Landes berichten. Die PCG sei dort ein wichtiger Bildungsträger mit mehr als 200 Schulen. Dankbar sei man für die Unterstützung durch eine F.A.Z. Spendenaktion vor einigen Jahren, die den Bau eines Mädchenwohnheims neben einer Highschool in Tamale ermöglichte. Die Kollekte des Internationalen Pfingstgottesdienstes 2025 auf dem Römerberg wurde für zwei Bäckereien der PCG im Norden Ghanas erbeten.
Mit dem Segen war der Tag nicht vorbei, von 12.30 Uhr an wurde im Hof des Dominikanerklosters weitergefeiert mit internationalem kulturellem und kulinarischem Programm von Finnland bis Ghana, von Eritrea bis Armenien.