Neulich ... - Die Kolumnen aus EFOI

Ihre Wartezeit beträgt lebenslänglich

Ich habe den Verdacht, dass sich bei mir zu Hause eine versteckte Kamera befindet. Zum Beispiel um zu sehen, wie ich mich so schlage, beim Versuch, eine Supporthotline zu erreichen.

Sandra Hoffmann ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.
Sandra Hoffmann ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.

Manche Unternehmen oder Organisationen sind besser abgeschirmt als der Bundesnachrichtendienst. Eine Kundenhotline mit richtiger Telefonnummer ist heutzutage eher selten. Nun habe ich in meiner Berufsausbildung Gott sei Dank auch die investigative Recherche gelernt. Und so komme ich manchmal auf Schleichwegen an gut gehütete Kontakte. Die Telefonnummer im Impressum zum Beispiel funktioniert meistens besser als die Abwehr-, ...pardon! Kundenhotline. Aber zurück zur Sache. Ich hatte also zuallererst festgestellt, dass sich meine Frage nicht unter den am häufigsten gestellten im Kundenportal findet, hatte erfolgreich nach der Kundenhotline gefahndet, mich pflichtschuldig anhand der Ziffern von eins bis 485 durch das Servicemenü getastet und mich von einer Tonbandstimme darüber belehren lassen, dass ich meine Anliegen auch ganz bequem selbst online erledigen

könne, als ich nach 45 Minuten plötzlich eine menschliche Stimme hörte. Wie sich in Sekunden herausstellte, hatte ich für mein spezielles Anliegen knapp die falsche Rufnummer gewählt. Der freundliche Servicemitarbeiter gab mir die richtigen Endziffern. Ich mach's kurz: Die drei weiteren Nummernvarianten führten immer zum selben Ergebnis. Der letzte Mitarbeiter verwies mich dann wieder an jene Telefonnummer, die ich ganz am Anfang gewählt hatte ...Ich habe das Ganze jetzt erstmal vertagt. Vielleicht schreib ich der Geschäftsführung einen Brief. So richtig mit Briefmarke. Spaß. Ich weiß, dass Unternehmen und Organisationen rationalisieren, Abläufe verschlanken und automatisieren müssen, weil das teuerste Produktions-Element der Mensch ist. Dabei kommen die cleversten Giganten am Markt gerade wieder darauf, dass der Kontakt zu echten Menschen, die dann auch noch kompetent helfen und informieren können, so unglaublich toll ist, dass ich schon allein deshalb einer Marke treu bin. Was hat das Ganze mit Kirche oder der aktuellen Ausgabe zu tun? Eigentlich nichts. Aber mir wurde wieder klar, wie sehr die meisten Arbeitsfelder der Kirche vom echten Kontakt zwischen Menschen geprägt sind und wie sehr ich das schätze.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.