Neulich ... - Die Kolumnen aus EFOI

Zur Belohnung Smiley-Terror

Wie bekommt man andere dazu, unangenehme Sachen zu erledigen? Mit Belohnungssystemen. Dachte ich. Aber dann probierte ich es mit meinen Kindern aus.

Sandra Hoffmann-Grötsch
Sandra Hoffmann-Grötsch

Postive Verstärkung ist das Zauberwort. Im Büro, in der Beziehung, in Kindergarten und Schule und natürlich bei den Müttern in meinem Freundeskreis. Warum dann also nicht auch zu Hause beim Zähneputzen und Waschen mit den Kindern? Diese Tagesabschnitte waren nämlich eine Zeit lang meine persönliche Mutterhölle. Appelieren, drohen, schimpfen samt Geschichten über Karius und Baktus hatten bereits versagt.

Da bekam ich den Tipp mit dem positiv Verstärken. Also, für jedes Mal Zähneputzen und Waschen ohne Theater und Gebrüll gab’s ab sofort einen Smiley-Stempel. Mit dem Smiley als Ziel vor Augen ging das sogar ein paarmal gut. Hatte das Kind eine bestimmte Anzahl Smileys gesammelt, konnte es diese wahlweise gegen „Quality-Time“ mit Mama oder Schnickschnack beim Kiosk einlösen. Dann übernahm der Smiley die Führung. „Bekomme ich dafür einen Smiley?“, fragte mich mein Sohn zum Beispiel, als er mir ein selbstgemaltes Bild überreichte. Und schließlich drohte ich im Streit mit einer Minus-Smiley-Liste. was dem ursprünglichen Sinn widersprach. Ich hatte noch mehr Ärger am Hals als vorher.

Konzepte sind theoretisch spitze, resümierte ich, solange in der Praxis keine Menschen dabei ins Spiel kommen. Neulich habe ich mich während der abendlichen Weigerungsorgie plötzlich entspannt und gesagt, „ok, es ist Deine Entscheidung“. Große Augen und blitzblank geputzte Zähne waren das Ergebnis. Mein neues Zauberwort ist: Loslassen.