Zugespielt ... - Kolleginnen und Kollegen im Porträt

"Erziehung ist auch Glücksache"

Martin Gegenwart ist seit 2003 in der Schlossgemeinde in Rumpenheim ehrenamtlich tätig. Seit elf Jahren ist der Jurist Kirchenvorstandsvorsitzender.

Martin Gegenwart / Foto: Rolf Oeser
Martin Gegenwart / Foto: Rolf Oeser

Wie war Ihr Weg zur Kirche?

Gegenwart: Kindheit und Jugend waren geprägt von der Markusgemeinde in Offenbach. Taufe, Kindergottesdienst, Konfirmation. Danach hat mich die Kirche erst wieder bei meiner Hochzeit und Taufen meiner beiden Söhne gesehen. 2003 fragte mich dann ein Bekannter, ob ich für den Kirchenvorstand kandidieren wolle.

FFM-OF – Wie läuft es seit der Fusion?

Gegenwart: Bisher ohne Probleme. Auf der Gemeindemitgliederebene macht sich das ja nicht weiter bemerkbar. Im Hinblick auf die Pfarrstellenbemessung ist jetzt wichtig zu schauen, wie geht es für uns hier im Kooperationsbezirk Nord-Ost, also Bürgel, Rumpenheim und Waldheim, konkret weiter. Wir brauchen gute Gebäudeentwicklungskonzepte.

Wie gehen Sie mit anderen Menschen um?

Gegenwart: Ich pflege eine positive Fehlerkultur. Vorwürfe machen oder Schimpfen bringt gar nichts. Eher fragen, was ist der richtige Weg, das Ziel? Ich bin ausgleichend, tolerant und habe von jedem tendenziell ein gutes Menschenbild.

Daher das gute Vater-Söhne-Verhältnis?

Gegenwart: Ach, Erziehung ist auch Glücksache. Meine Frau und ich haben unser Bestes getan und uns bemüht, Werte zu vermitteln. Schule und Kita erlebe ich heute als eher weiblich geprägt. In diesen Phasen sind für mein Empfinden zu wenig Männer unterwegs. Ein präsenter Vater ist umso wichtiger.

Ist Familie Kernzielgruppe von Kirche?

Gegenwart: Meiner Einschätzung nach ist die Familienphase eine Phase, wo Zeit ein ganz großes Thema ist. Zwischen Berufstätigkeit und Familienalltag und zum Teil noch mit Pflege der Angehörigen bleibt einfach wenig Spielraum, um kontinuierlich am Gemeindeleben teilzunehmen oder Angebote zu nutzen. Das sollte Kirche auch akzeptieren und berücksichtigen. Aber, wenn es uns gelingt, die Kinder zu gewinnen, haben wir potenziell auch die Eltern im Boot.

Und Ehrenamtliche für's Mitwirken?

Gegenwart: Ich würde mich bei den Bemühungen eher auf die konzentrieren, die aus dem Arbeitsleben aussteigen und heute vielfach noch 20 aktive Jahre vor sich haben. Persönlich würde ich die Seniorenarbeit stärken, da hier Kirche viel Freude und Sinn stiften kann. Auch die Krankenhaus-Seelsorge halte ich für ein ganz wichtiges kirchliches Feld.

Was macht Sie glücklich?

Gegenwart: Yoga und Spaziergänge durchs Feld, Briefmarken. Und alles an Sport, was mit Bällen zu tun hat. Fußball hab ich zum Beispiel mein Leben lang gespielt, zu Hause, in der Schule, dann 20 Jahre als Kapitän im Verein. Heute spiele ich noch in der IHK-Betriebssport-Gruppe. Früher als Stürmer, heute als Verteidiger. Früher hieß es immer, hinten kann man am wenigsten Schaden anrichten, aber in Wirklichkeit sind die Verteidiger viel entscheidender – nach hinten dichthalten und vorne die Flanken schlagen.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.