Zugespielt ... - Kolleginnen und Kollegen im Porträt

Ick bin en Calauer

Der 48 Jahre alte Gemeindepädagoge Marko Schäfer ist seit 23 Jahren im Dienst des ERV und seit sieben Jahren Stadtjugendreferent im Stadtjugendpfarramt Frankfurt und Offenbach und ist Geschäftsführer der Evangelischen Jugend Offenbach.

Foto: Rolf Oeser / Stadtjugendreferent Marko Schäfer
Foto: Rolf Oeser / Stadtjugendreferent Marko Schäfer

Wie war Ihre kirchliche Prägung?

Schäfer: Ich stamme aus Calau im Spreewald in der damaligen DDR. Kirche war dort eine generalverdächtige Subkultur und wir aktiven Gemeindemitglieder standen immer unter Beobach­tung der Stasi. Das ganze Leben, der Alltag waren schon sehr speziell und prägend. Ohne die Wende hätte ich beispielsweise nicht studieren dürfen, weil ich sozusagen ein religiöser Aktivist war. Mein Vater hat im Braunkohle-Tagebau gearbeitet. Ich nenne mich selbst im Scherz manchmal einen Deutschen mit Migrationshintergrund.


Aber Sie haben dann studiert?

Schäfer: Ja, 1994 habe ich Gemeindepädagogik in Darmstadt studiert. Die damalige für mich zuständige Oberkirchenrätin in Berlin wollte aber keine Gemeindepädagogen zurückhaben, die ins „kirchliche Ausland“ gezogen waren und so stellte ich den Antrag bei der EKHN auf Übernahme. Seitdem bin ich dort im Dienst. Und das gern.


Nennen Sie mal konkrete Stationen.

Nach dem Studium ging ich nach Eberstadt-Süd. Dort habe ich während der Welle der Spätaussiedler der sogenannten Deutschrussen gearbeitet. Die Hürden waren nicht gering, die Menschen hatten eine komplette russische Identität. Durch meine Russischkenntnisse konnte ich über die Sprache aber gut Brücken bauen. Seit 2015 bin ich Dekanatsjugendreferent für Offenbach und dann 2019 – seit der Fusion von Frankfurt und Offenbach – gehöre ich zum Stadtjugendpfarramt. Mein Büro befindet sich aber in Offenbach. Ich kümmere mich um alle Fragen, die rund um die Evangelische Kirche und Jugendliche dort auftauchen.


Und mit den Jugendlichen selbst?

Schäfer: Ich begegne Jugendlichen grundsätzlich auf Augenhöhe und bin authentisch in Momenten, die mich glücklich machen oder traurig. Manchmal nutze ich mit den Jugendlichen den Mimenwürfel, damit sie ihre Gefühle ausdrücken können, ohne reden zu müssen. Dann fließen die Worte oft ganz von allein und sie lernen sich dadurch selbst besser kennen, was eine Investition in ihr ganzes Leben ist.


Was stimmt Sie glücklich?

Schäfer: Wenn ich meine zwei Kinder fröhlich und friedlich miteinander im Garten spielen sehe und wenn ich mit meiner Frau Quittengelee einkoche. Wir selbst haben nur ein bisschen Garten mit zwei Hochbeeten und drei Tomatenpflanzen, aber die Nachbarn im Dorf haben Obstbäume und oft zu viel und dann wird bei uns auf Vorrat eingekocht.


Wie haben Sie sich kennengelernt?

Schäfer: Meine Frau stammt aus der Eifel. Sie war Physiotherapeutin in der Kur, die ich 2008 wegen meines chronischen Rückenleidens gemacht habe. Beim Abschied hab ich ihr ein Buch mit einer Widmung geschenkt, in der auch meine Telefonnummer stand. Hat geklappt.


Was können Sie gut?

Mir war und ist immer wichtig: „Wie kann Kirche Menschen erreichen?“ Also nicht nur ein Familiengottesdienst, sondern ein Familiengottesdienst mit gemeinsamem Mittagessen. Das macht doppelt Sinn für Eltern und Kinder. Wir haben auch kein Gemeindefest nur für uns als Gemeinde gefeiert, sondern das Ganze im Netzwerk mit anderen Playern im Stadtteil aufgezogen. So erreichten wir mehr Menschen und öffnen uns gegenseitig. Kirche braucht sichtbare, greifbare und authentische Figuren, die in Kontakt gehen.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.