Pressemitteilungen

Weihnachtsbotschaft Stadtdekan: Dem Frieden Raum geben

Weihnachtsbotschaft des evangelischen Stadtdekans von Frankfurt und Offenbach Achim Knecht

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“ Das ist der Gruß der Engel an die Hirten auf den Feldern von Bethlehem. Er beschreibt die tiefe Sehnsucht vieler Menschen. Wie würde die Welt aussehen, wenn dieser Gruß Wirklichkeit würde – Friede auf Erden? Wir wissen es nicht. Denn es war nie wirklich Friede auf der Welt. Auch wenn an Weihnachten eine andere Wirklichkeit vor unseren Augen auftaucht.

Auch das vergangene Jahr war geprägt von Kriegen, Kämpfen und Unterdrückung. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine findet wieder ein Krieg auf europäischem Boden statt. Es ist weder absehbar, wie dieser Krieg ein Ende finden könnte, noch ob der russische Präsident seine Aggression auch auf andere Länder ausdehnt. Daher klingt der Friedenswunsch der Engel so dringlich wie lange nicht mehr.

In anderen Ländern der Welt sehnen sich die Menschen ebenso nach Frieden. Äthiopien, Iran, Mali, Eritrea, Somalia. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Die Zahl der Menschen, die nicht in Frieden leben, sondern deren Leben durch die Gewalt von autokratischen Regierungen oder terroristischen Gruppierungen bedroht ist, ist riesig. Dabei gilt der Weihnachtswunsch jedem Einzelnen von ihnen: Friede auf Erden!

Aber könnten die Menschen überhaupt Frieden halten? Ist Aggression nicht allgegenwärtig? Sie beginnt im Kleinkindalter, prägt so manchen Schulhofstreit, findet im Erwachsenenalter oft perfidere Ausdrucksformen als die bloßen Fäuste, treibt Staatenlenker an und schleicht sich in Familien ein. Aggression gehört scheinbar unabwendbar zum Menschsein dazu.

Das ist der Preis dafür, dass wir Menschen keine Marionetten Gottes sind. Menschen können frei entscheiden, wie sie sich behaupten wollen – gut oder böse, freundlich oder aggressiv. Im Kind in der Krippe zeigt Gott ihnen jedoch, wie sie wirklich Frieden finden können: Gott selbst wird zu einem Menschenkind. Er begegnet den Menschen barmherzig und liebevoll. Gott stellt sich dabei auf die Seite der Schwächeren. Er wirbt darum, auch selbst so mitmenschlich zu werden.

Als Evangelische Kirche setzen wir uns dafür ein, dass Menschen Frieden finden. Nicht nur an Weihnachten. Wir engagieren uns für diejenigen, die vor Krieg und Aggression fliehen, egal ob sie aus der Ukraine kommen oder aus anderen Ländern. Wir wollen dazu beitragen, dass sie hier zur Ruhe kommen und neue Perspektiven für ihr Leben entwickeln können.

Auch der soziale Friede ist in unserem Land nicht selbstverständlich. Unter der kriegsbedingten Teuerung leiden die einkommensarmen Haushalte besonders. Damit sie nicht abgehängt und alleine gelassen werden, engagieren wir uns als Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach durch unsere sozial-diakonischen Dienste auf vielfältige Weise.

Unsere besondere Sorge gilt den Menschen ohne Obdach. Kaum eine Bevölkerungsgruppe ist so gefährdet wie die Menschen, die dauerhaft auf der Straße leben. Ohne Obdach sind sie auf Hilfe angewiesen. Das Ziel ist im Idealfall, dass diese Menschen wieder eine Wohnung finden. Unter der Gruppe der Wohnsitzlosen sind wiederum die Frauen besonders gefährdet und von Gewalt bedroht. Die diakonischen Hilfsangebote der Evangelischen Kirche bieten auf unterschiedliche Weise Unterstützung an, um die Not zu lindern und neue Lebensperspektiven zu eröffnen.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Die Friedensbotschaft der Engel motiviert, sich für die Menschen in unseren beiden Städten zu konkret engagieren und den sozialen Frieden zu sichern. Weihnachten hält den Traum von einer besseren und lebenswerteren Welt für Alle wach. Die Botschaft von Weihnachten steckt die Menschen mit Liebe an. Die Aggression und der Wille zur Selbstbehauptung werden entwaffnet beim Blick auf das Kind in der Krippe. Die Gottesdienste an Weihnachten sind daher eine große Bitte an Gott und eine Einladung an alle Menschen, dem Frieden in unserem Zusammenleben Raum zu geben.