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Henriette Crüwell: auf dem Sprung von Offenbach ins Pröpstinnenamt

Gottesdienst zum Abschied als Pfarrerin der Friedenskirchengemeinde

Was für eine Strecke, die die bisherige Pfarrerin der Friedenskirchengemeinde Henriette Crüwell zurückgelegt hat: von der Juristin zur Pfarrerin im Offenbacher Westend und nun zur Pröpstin von Rheinhessen und Nassauer Land. Neues wagen – mit Gott und den Menschen – könnte ihr Motto sein.

Aufgewachsen ist die Theologin als Mitglied der katholischen Kirche. Nach der Geburt des dritten Kindes soll es etwas anderes als die absolvierte Rechtswissenschaft sein. Crüwell beginnt während des Erziehungsurlaubs an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad katholische Theologie zu studieren. Sie will Pfarrerin werden – und das ist das Problem.

Nach reiflichen Überlegungen wechselt die gebürtige Offenbacherin, sie wird in Bonn eine der ersten Priesterinnen der altkatholischen Kirche. 2013 entschloss Henriette Crüwell sich – auch wieder nach reiflicher Überlegung und Überprüfung – das Wort Gottes zukünftig unter dem Dach der evangelischen Kirche zu verkündigen. Eine Zeit bei der Jugendkulturkirche Sankt Peter in Frankfurt folgte. Am ersten Advent 2016 fing Henriette Crüwell als Pfarrerin der Friedenskirchengemeinde an der Geleitsstraße an. Und am Sonntag, 4. September, wird Henriette Crüwell im Gottesdienst dort vom evangelischen Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach Achim Knecht verabschiedet.

Im November 2021 schon hat die Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Crüwell in das Amt der Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land gewählt. Unlängst ist die Pfarrerin mit ihrem Mann, die drei Kinder sind aus dem Haus, nach Mainz gezogen, wo ihr Dienstsitz liegt. Am 1. September tritt Henriette Crüwell das Pröpstinnen-Amt an. Mehr als 200 Kirchengemeinden zählen zu ihrem neuen Verantwortungsbereich.

Aber erst einmal will sie sich von der Friedenskirchengemeinde, ihrer zweiten evangelischen Gemeinde, verabschieden. „Was für eine tolle lebendige Gemeinde das doch ist“, sagt Crüwell. Und fügt hinzu, was ihr besonders gefällt: „Dass die Gemeinde es schafft, im besten Sinne konservativ zu sein“. Hier gebe es Wertschätzung für Liturgie und zugleich sei die Gemeinde bereit, sich auf Neues einzulassen. „Gin mit Sinn“, „Jazz a nova“, das „Abend(B)rot“ sonntagabends, neue Formate waren willkommen.

Die Evangelische Friedenskirchengemeinde hat traditionell auch Zulauf aus anderen Stadtteilen, aber das umgebende Quartier hat es Crüwell angetan. Bis zur Hochschule für Gestaltung ist es nicht weit, in der Nachbarschaft gibt es traditionelle Villen, die an Jüngere weitergegeben werden, aber auch neue Wohnungen werden gebaut. Die Zugezogenen fanden Post von Crüwell im Briefkasten, sie ist eine Einladende.

So hat es ihr auch gefallen, dass die Friedenskirchengemeinde großzügig mit den Schlüsseln umgeht: „Traut den Menschen was zu, vertraut auf sie“, so das Konzept, das Crüwell mit der Gemeinde gepflegt hat. In Corona-Zeiten unter besonderen Bedingungen, da mussten die Türen des Kirchgebäudes schon mal zu bleiben. Dann gab es Andachten und kleine geistliche Impulse von der Wäscheleine, Predigten am Telefon wurden gehalten, die Social Media-Präsenz ausgeweitet und ein neuer Altar für den Pfarrgarten geschaffen. Der an der Frankfurter Städelschule ausgebildete und lange an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung lehrende Bildhauer Georg Hüter hat ihn gestaltet. In Krisenzeiten kann es vielleicht auch mal ein Klapptisch sein, aber hier wurde ein deutliches Zeichen gesetzt – ein besonderer Gottesdienstraum unter freiem Himmel ist entstanden. Ganz im Sinne von Crüwell.