Pressemitteilungen

Ungewissheit im Hörsaal

Die Evangelische Studierendengemeinde macht auf Schwierigkeiten Studierender mit der Ausländerbehörde aufmerksam

„Die Ausländerbehörde und Ich -–,Es reicht!‘“, unter diesem Motto steht die neue Ausstellung internationaler Studierender in Frankfurt zur Ausländerbehörde, die bis zum 27. Juni 2023 im Foyer des Hörsaalzentrums der Goethe-Universität, auf dem Campus Frankfurt-Westend, zu sehen ist.

„Seit Jahren behindert die Ausländerbehörde Studierende daran, in Ruhe, konzentriert und geregelt ihrem Studium nachzugehen. Oft bekommen sie nur für wenige Monate eine Aufenthaltserlaubnis und werden wegen ihrer unklaren Situation von ihrer Arbeit entlassen, die die meisten für die Finanzierung ihres Studiums zwingend brauchen. Die Unsicherheit und ständiger Zusatzaufwand, um überhaupt einen Termin zu bekommen, führen zu psychischer Belastung“, heißt es in einer Pressemitteilung der Evangelischen Studierendengemeinde.

Viele Gespräche wurden geführt, neun Studierende erzählen nun ihre Geschichte, die exemplarisch für fast alle internationalen Studierenden steht. Diese neun hatten den Mut, ihre Erfahrungen öffentlich zu machen. Sie sind gesellschaftlich engagiert und möchten mit dem Erzählen zu einer Veränderung beitragen.

Tanvir Morshed, als Stipendiat bei der Friedrich-Ebert-Stiftung unterhält er gute Beziehungen in die deutsche Mehrheitsgesellschaft, organisierte die Gespräche und fotografierte die Teilnehmenden. Für den Geographiestudenten Albert Köhne war klar, dass das Problem einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden muss, um Veränderungen zu erreichen. Daher stellte er Kontakt zum Campusservice der Universität her, dank dessen Unterstützung das Projekt in der Universität gezeigt werden kann. Friederike Lang, Beraterin und Bildungsreferentin in der Evangelischen Studierendengemeinde, stellte mit Raum, Zeit und Geld, die notwendigen Ressourcen zu Verfügung, um der seit 2021 bestehenden studentischen Initiative ein erstes öffentliches Projektergebnis zu ermöglichen.

Im Zuge des Projekts „Die Ausländerbehörde und Ich“ – ,Es reicht!‘“ wurden bereits in Zusammenarbeit mit der im Frankfurter Rechtshilfekomitee e.V. engagierten Fachanwältin für Migrationsrecht, Shirin Fragner, Vorschläge zu Vereinfachung und Beschleunigung der Aufenthaltsverlängerungen erarbeitet. Das Ziel ist es nun, die Geschichten und Forderungen an der Universität und in Frankfurt bekannt zu machen und dann mit den entscheidenden Akteuren ins Gespräch zu kommen.

Die Ausstellung kann ohne Anmeldung bis zum 27. Juni 2023 zwischen 8 und 22 Uhr besichtigt werden, am Wochenende ist das Gebäude jedoch geschlossen.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an lang@esg-frankfurt.de.

Auszüge aus der Ausstellung

Nichchay (Name geändert):

Ich stamme aus einem Land im globalen Süden und studiere Humanmedizin. Mein Studium neigt sich dem Ende zu und ich werde es voraussichtlich noch in diesem Jahr abschließen. Seit ich vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen bin, habe ich meinen Aufenthaltstitel bereits etwa zehn bis zwölf Mal verlängert. Die durchschnittliche Gültigkeitsdauer meines Aufenthaltstitels beträgt acht bis zehn Monate.

Das heißt, ich hatte seit Beginn meiner Zeit in Deutschland Schwierigkeiten mit der Ausländerbehörde. Besonders stressig waren jedoch die Ereignisse des letzten Jahres. Anfang 2022 plante ich eine Reise in mein Heimatland für den August, während gleichzeitig mein Aufenthaltstitel ablief. Daher stellte ich bereits im April einen Antrag auf Verlängerung meines Aufenthaltstitels. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen Teilzeitjob, mit dem ich mein Studium finanzierte. Bisher hatte ich keine Probleme, den Nachweis über meine finanzielle Absicherung während meines Studiums und Aufenthalts in Deutschland zu erbringen. Zusätzlich habe ich meinen Praktikumsvertrag beigefügt, der im September beginnen sollte. Dennoch wurde mein Antrag abgelehnt, da mein Einkommen angeblich nicht mehr ausreichend war…….

Thu

Ich bin seit fünf Jahren in Deutschland und habe hier auch das Studienkolleg absolviert. Jetzt studiere ich Lehramt an Förderschulen. Während der ganzen Zeit musste ich ständig meine Aufenthaltserlaubnis verlängern, ich bekam manchmal sechs Monate, manchmal neun. Dass ich ein Semester länger für das Studienkolleg gebraucht habe, wurde ein großes Problem für meinen Aufenthalt.

Mein Name ist Martin Macharia Kamande und ich bin seit dem Sommersemester 2023 Student an der Frankfurt University of Applied Sciences im Studiengang International Finance. Vor drei Monaten ist mein Aufenthaltstitel in Deutschland abgelaufen. Seit Dezember 2022 habe ich mehrere E-Mails an die Ausländerbehörde geschrieben, jedoch ohne Erfolg. Ich war verzweifelt, da mir nur noch wenige Monate blieben, bevor mein Aufenthaltstitel abgelaufen wäre. Früher war es relativ einfach, einen Aufenthaltstitel zu erhalten, da ich die volle Unterstützung meiner Eltern hatte, aber dieses Jahr war alles anders. Ich musste mich selbst darum kümmern und erfüllte nicht alle Kriterien für die Beantragung eines neuen Aufenthaltstitels. Kurz vor Beginn meines Studiums an der Frankfurt University of Applied Sciences fand ich im Januar eine Arbeit und reichte die entsprechenden Unterlagen zusammen mit meinem Arbeitsvertrag bei der Ausländerbehörde ein. Leider erhielt ich erneut keine Antwort.

Nach Monaten voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit empfahl mir ein Freund, den ich bei StuBe Hessen kennengelernt habe, dass ich zu Frau Lang in der ESG gehen soll. Sie erklärte mir genau, was ich tun musste, da ich bereits alle Unterlagen bei der Ausländerbehörde eingereicht hatte….Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, die Glück hatten und Hilfe von der Hochschule erhielten. Aber was ist mit all den anderen Studierenden, die den gesamten Prozess alleine bewältigen müssen? Es ist dringend notwendig, Veränderungen herbeizuführen. Ich stehe dafür ein, dass jeder internationale Studierende das Recht hat, einen Termin zu bekommen oder zumindest eine Rückmeldung per E-Mail von der Ausländerbehörde zu erhalten. Denn nur das kann so viel Hoffnung geben, anstatt sich in so viel Stress zu befinden. ….