Ethik & Werte

Fast Fashion wird zum Problem

Kleidung wird immer mehr zur Wegwerfware: Ultra Fast Fashion kostet wenig, hält dafür aber auch nur höchstens eine Saison. Ist „Second Hand“ ein Auslaufmodell?

Verena Schlossarek leitet den Secondhand-Markt Samt und Sonders XXL der Diakonie in Bergen-Enkheim. | Foto: Angela Wolf.
Verena Schlossarek leitet den Secondhand-Markt Samt und Sonders XXL der Diakonie in Bergen-Enkheim. | Foto: Angela Wolf.

Die typischen Container mit der besonderen Klappe quillen über, der Plastiksack ist voll: Kaum ein Haushalt, der nicht regelmäßig alte Kleidung aussortiert. Doch was einmal als nachhaltige und soziale Geste galt – gebrauchte Kleidung zu spenden – steht zunehmend in der Kritik. Was früher Wiederverwertung war, ist oft nur noch Entsorgung. In den Sammelstellen kommt immer mehr Billigware in schlechter Qualität an – Ultra-Fast-Fashion, die nur wenige Euro kostet und selten mehr als eine Saison übersteht.

Das stellt auch gemeinnützige Einrichtungen vor Herausforderungen. „Zunehmend landen bei uns Stücke, die wir nicht weiterverkaufen können“, sagt Verena Schlossarek, Leiterin des Second-Hand-Marktes Samt und Sonders XXL. Die Einrichtung der Diakonie im Bergen-Enkheimer Gewerbegebiet verkauft günstige Second Hand-Ware, neben Kleidung auch Haushaltsgeräte und Einrichtungsgegenstände. Dahinter steht eine klare Haltung gegen die Wegwerfmentalität. Aber immer öfter muss unbrauchbare Kleidung entsorgt werden, und der Sortierprozess wird durch die Ausschussware ebenfalls aufwändiger. Das verursacht Kosten.

Für Menschen mit wenig Geld ist Ultra-Fast-Fashion auch eine Form der Demokratisierung des Modemarktes. Denn der Trend macht es möglich, sich trotz niedrigem Einkommen jede Saison modisch neu einzukleiden. Aber der kurzfristige Konsum hat einen hohen Preis: Umweltzerstörung, schlechte Arbeitsbedingungen.

Märkte wie Samt und Sonders hoffen daher auf einen anderen Trend: Viele junge Menschen entdecken wieder die Lust am bewussten Konsum und setzen auf gebrauchte Mode statt auf Massenware. „Wir sind auf Spenden derer angewiesen, die Kleidung nicht nur loswerden, sondern weitergeben wollen“, sagt Schlossarek. Das hilft Menschen, die auf günstige Kleidung angewiesen sind und trägt zu einer nachhaltigen Gesellschaft bei.


Autorin

Angela Wolf 132 Artikel

Angela Wolf ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Sie wurde 1978 in Aschaffenburg geboren. Heute lebt sie in Frankfurt am Main, wo sie Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse studierte.

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