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Fahrradfahren für Demokratie und Freiheit

Im Juni fuhr Danny Lettkemann in acht Tagen nach Krakau, eine der Partnerstädte Frankfurts. Dabei sammelte er Spenden für die 2022 gegründete Gedenk- und Bildungsstätte „Geschichtsort Adlerwerke" im Gallusviertel. In dem Stadtteil aufgewachsen hat der heute 40-Jährige schon als Kind vom Konzentrationslager Katzbach gewusst: „Aber noch immer ist dieses Kapitel Frankfurter Geschichte vielen kaum bekannt."

Danny Lettkemann verbindet Radfahren mit Engagement für Demokratie. | Foto: Rolf Oeser
Danny Lettkemann verbindet Radfahren mit Engagement für Demokratie. | Foto: Rolf Oeser

Fahrradfahren bedeutet für den gebürtigen Frankfurter Danny Alexander Lettkemann seit seiner Jugend vor allem eines: Freiheit. Viele tausend Kilometer hat er bereits zurückgelegt. Seit bald zwanzig Jahren verbindet er seine Fahrten mit gesellschaftlichem Engagement.

In diesem Jahr wollte Lettkemann, der seine Tour über Instagram bewarb, 1.616 Euro für den Geschichtsort Adlerwerke sammeln – genau so viele Menschen waren im Konzentrationslager Katzbach als Zwangsarbeiter:innen registriert. 2.053 Euro konnte Lettkemann schließlich am 18. Juli Thomas Altmeyer, dem Leiter des Geschichtsorts Adlerwerke, überreichen. Zwischen August 1944 und März 1945 befand sich im Gallus dieses Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass. Als im März 1945 die amerikanische Armee den Rhein überquert hatte, wurde das Lager aufgelöst. Viele Häftlinge schickte man in Güterwaggons in andere Konzentrationslager – die meisten starben auf dem Weg. Die verbliebenen 360 Häftlinge trieb die SS auf einen „Todesmarsch".

Zum Gedenken an die vielen Opfer unter den – meist polnischen – Zwangsarbeiter*innen des Konzentrationslagers Katzbach führte die erste Etappe von Lettkemanns Tour entlang der Route des Todesmarsches. Sie ging über Hanau, Gelnhausen und Fulda bis nach Hünfeld. Von dort wurden vor 80 Jahren die 280 Überlebenden des Todesmarsches in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht.

Insgesamt will Lettkemann sechs Partnerstädte Frankfurts per Fahrrad bereisen, In Mailand, Budapest und Krakau war er bereits. Lyon, Prag und Birmingham stehen noch aus. Mit dem grenzüberschreitenden Radeln möchte er ein Zeichen setzen für das freiheitliche Zusammenleben in Europa und die Verantwortung jedes einzelnen Menschen für den Erhalt der demokratischen Grundwerte. Die Entschleunigung, die das Fahrradfahren mit sich bringt, das Unterwegssein allein mit sich und den eigenen Gedanken – das sei fast wie eine Pilgertour, sagt Lettkemann. So werde Verbundenheit erfahrbar - Grenzerfahrungen inklusive.

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Silke Kirch 56 Artikel

Dr. Silke Kirch studierte Germanistik, Kunstpädagogik und Psychologie in Frankfurt am Main und ist freie Autorin und Redakteurin.

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