Frankfurt lokal

Frankfurt wird immer voller. Und kein Ende des Booms abzusehen.

Die Frankfurter Innenstadt ist chronisch verstopft. Kein Wunder, wo Tourismus und Geschäftsreisen wieder boomen und immer mehr Menschen hier wohnen wollen. Aber manchmal nervt es schon.

Kein Durchkommen: Menschenmenge in Frankfurt. | Foto: Rolf Oeser
Kein Durchkommen: Menschenmenge in Frankfurt. | Foto: Rolf Oeser

Eingang meines Fitness-Studios ist es nicht weit. Aber samstags ist da fast kein Durchkommen. Genauso am Hauptbahnhof. Früher bin ich, wenn ich knapp dran war, vom Aufgang der S-Bahn bis zum abfahrbereiten ICE gesprintet. Heute ein Ding der Unmöglichkeit. Geduldiges Mitschwimmen im Strom der Masse ist gefragt, Überholen ausgeschlossen.

Wenn man mich fragt: Frankfurt ist zu voll. Immer mehr Menschen, aber nicht mehr Platz. Noch die letzte freie Fläche wird zugebaut. Brachen gibt es keine mehr. Die Wohnbevölkerung nähert sich der 800 000er Marke. Tagsüber kommen gut 400 000 Pendler:innen dazu. Und anders als in wirklichen Metropolen konzentriert sich in Frankfurt alles in der City. Niemand reist aus dem Taunus an, um in Eckenheim zu shoppen, oder aus Brasilien, um Zeilsheim zu besichtigen. Genau: Tourist:innen kommen nämlich auch wieder in hellen Scharen. Und die Messe boomt wie eh und je. Über elf Millionen Übernachtungen hat Frankfurt voriges Jahr verbucht, zehn Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019; ein Allzeit-Rekord.

Das hat auch mit Berlin zu tun, das längst kein „Trendziel“ mehr ist. Die Stadt sei unsympathisch, heißt es in Umfragen, außerdem kommt man schlecht hin – der Berliner Flughafen ist ein Witz, und von der Bahn wollen wir gar nicht reden. Deshalb haben sich in Berlin die Besucherzahlen nach Corona nicht erholt. Wenn Reisende aus aller Welt eine deutsche Stadt besichtigen wollen, nehmen sie lieber Frankfurt, da sind sie zum Umsteigen sowieso schon.

Nicht, dass ich es ihnen nicht gönnen würde. Frankfurt ist schön, gemütlich, überschaubar. Aber es ist eben kein ruhiges Plätzchen mehr zu finden. Bei gutem Wetter drängelt es sich überall, am Main, im Zoo, auf der Zeil, sogar in den Schwanheimer Dünen oder am Fechenheimer Bogen ist man dann im Rudel unterwegs.

Ich gebe zu: Das alles ist immer noch kein Vergleich zu dem, was man aushalten muss, wenn man in Rom oder London oder Buenos Aires wohnt. Aber so hipp wollten wir in Frankfurt doch nie sein!


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Antje Schrupp 244 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

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