Gott & Glauben

Konfizeit: Jugendlichen Selbstvertrauen vermitteln

Rund 550 Konfirmandinnen und Konfirmanden werden im Mai und Juni in Frankfurt und Offenbach konfirmiert. Wie sieht die Konfizeit für die Jugendlichen aus?

Mit der Konfirmation bestätigen Jugendliche ihre Zugehörigkeit zum Christentum. | Foto: Getty Images / Unsplash
Mit der Konfirmation bestätigen Jugendliche ihre Zugehörigkeit zum Christentum. | Foto: Getty Images / Unsplash

„In den Konfitreffs geht es nicht um schulisches Lernen“, sagt Susanne Domnick, Pfarrerin der Bethlehemgemeinde in Frankfurt-Ginnheim. „Ich will den Unterrichtsmodus aufbrechen“, bestätigt ihre Kollegin Laura Kliem von der Mirjamgemeinde in Offenbach. Die beiden Pfarrerinnen möchten nicht die Rollen und die Leistungsorientierung aus der Schule wiederholen, sondern Ansprechpartnerinnen für die „Suche der Jugendlichen“ sein, so Susanne Domnick.

„In der Konfizeit dürfen die Jugendlichen mal all ihre Fragen loswerden", sagt Kliem. Sie orientiert sich bei der Gestaltung der Konfitreffen am Alltag der Jugendlichen. So geht es zu Beginn immer um die „Tops und Flops der Woche“. Oder um Fragen wie „Was macht mich leicht wie eine Feder?“ und „Was macht mich schwer wie einen Stein?“ Besonders wichtig ist es der 32-Jährigen, den Jugendlichen Selbstvertrauen zu vermitteln, gemäß der Botschaft aus Psalm 139: „Du bist wunderbar gemacht.“ Um Auswendiglernen von biblischen Texten gehe es nicht: „Es entfaltet eine besondere Kraft, wenn wir Psalm 23 gemeinsam sprechen. Das ist viel mehr wert als stumpfes Auswendiglernen.“.

Beiden Pfarrerinnen sind kreative Projekte wichtig. So haben die Konfis aus der Bethlehemgemeinde Plakate gestaltet, die vom Glaubensbekenntnis inspiriert sind: „Sterben“, „Begraben“, „Hinabsteigen“, „Aufstehen“. Sie setzten sich mit existenziellen Fragen aus einander: Was heißt „Sterben“ für mich? Was holt mich wieder ins Leben? Wie „Sterben“ kann es sich zum Beispiel anfühlen, gemobbt, nicht angeschaut oder zum Schweigen gebracht zu werden. Für manche Jugendliche fühlte sich die Trennung der Eltern wie „Sterben“ an. Was hilft ihnen dabei, wieder aufzustehen? Freunde, Eltern, Familie, Fußball, Pfadfinder, ist auf den Plakaten nachzulesen.

Laura Kliem geht es auch darum, unterschiedliche Aspekte des Christentums zu vermitteln. So war der Mitarbeiter einer Pietät in der Konfigruppe zu Gast: „Er hat die verschiedenen Bestattungsformen erklärt und davon berichtet, dass ihm sein Glaube helfe, den ,Job zu machen'“. Wichtig ist ihr auch, den Jugendlichen nahezubringen, „wie wir als Christinnen und Christen in dieser Welt arbeiten“. Um dies mitzuerleben, waren die Konfis für zwei Stunden in einem Altenheim, einer Kita oder bei der Offenbacher ökumenischen Initiative „Essen und Wärme“ zu Gast. „Auf diese Weise erleben sie, wie Kirche sich in der Gesellschaft engagiert“, sagt Laura Kliem.

Auch mit anderen Religionsgemeinschaften hat ihre Konfigruppe sich auseinandergesetzt. So waren die Jugendlichen in einer Synagoge zu Gast, Besuche einer muslimischen und einer jüdischen Gemeinde stehen im März noch an. Schließlich sei Offenbach eine multireligiöse Stadt, sagt Laura Kliem. „Wir werden schauen, wo die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede zwischen den Religionen liegen.“

Susanne Domnick betont die Bedeutung der Konfifreizeiten: „Die Jugendlichen können ganz andere Erfahrungen machen, wenn sie nicht im Korsett der Woche gefangen sind“, sagt die 65-Jährige. Jede Gruppe entwickele ihre eigenen Fragen und Themen. Das Thema für die Konfifreizeit im kommenden März heißt: „Wie kann ich noch vertrauen?“ In der heutigen Zeit mit ihren vielfältigen Krisen sei dieses Thema für Jugendliche besonders wichtig. „Viele haben Ängste, fragen sich zum Beispiel, ob ihre Väter oder sie selbst in den Krieg ziehen müssen“, sagt Domnick.

Auch ihr geht es nicht um bloße Wissensvermittlung, sondern um „Erfahrungslernen“. Sie möchte die Selbst-, Gruppen- und Gotteswahrnehmung der Jugendlichen stärken. „Nicht der Chronos des ablaufenden Konfijahres, sondern der Kairos, der besondere Augenblick, will entdeckt werden. Ich versuche, Möglichkeiten dafür zu schaffen, dass sich ,Kairos' für die Jugendlichen ereignen kann, dass ihnen etwas aufgeht, aufblitzt“, sagt Domnick.

Martha und Paavo, beide 14 Jahre alt, feierten im vergangenen Mai in der Bethlehemgemeinde ihre Konfirmation. Martha freut sich darüber, dass sie während ihre Konfizeit „neue Leute“ kennengelernt hat, besonders gefallen haben ihr Kreativ-Projekte wie das Bemalen von Steinen, die dann vor die Kirche gelegt wurden, oder das Verzieren der Konfikerze. Und sie sagt: „Ich fand es cool, einen Gottesdienst mitzugestalten.“

Paavo hat die Konfizeit als „schöne Zeit“ in Erinnerung, auch weil er diese Zeit mit seinem „besten Kumpel“ verbringen durfte. Er erzählt, dass er am Morgen nach der Konfirmation das Gefühl hatte, dass jetzt etwas Neues beginnt. Sonntags geht der 14-jährige seit der Konfirmation gelegentlich in die Kirche: „Dort kann ich das Schlechte aus der vergangenen Woche loslassen und das Gute für die kommende Woche aufnehmen“, sagt er. Klausuren müsse er oft montags schreiben, auch dafür stärke ihn der Gottesdienst. Für Paavo ein wichtiger Grund, in die Kirche zu gehen.


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Antje Kroll 5 Artikel

Antje Kroll arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Korrektorin.

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