Gott & Glauben

Petra Kunik: Fromm, humorvoll – und im Dialog

Ehrung für jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag

Petra Kunik inmitten der Festgesellschaft I Foto: Rolf Oeser
Petra Kunik inmitten der Festgesellschaft I Foto: Rolf Oeser

„L'Chaim!“ – „Auf das Leben“ - Petra Kunik lässt das Sektglas kreisen, viele sind gekommen – aus der Jüdischen Gemeinde, aus dem evangelischen und katholischen Umfeld, muslimische Freundinnen und Gesprächspartner sind anwesend, um sie zu ehren: anlässlich 25 Jahren als jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frankfurt. Ihr christliches Pendant, Susanna Faust Kallenberg, Pfarrerin für interreligiösen Dialog im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, hat die Feier im Dominikanerkloster für die Jubilarin organisiert. Um Kuniks „Engagement für Menschenrechte“ zu würdigen – und ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus, sagt Faust Kallenberg in der Begrüßung. Und um ein wenig den 80. Geburtstag der Unermüdlichen zu feiern, der ein paar Tage zuvor stattfand.

Langer Atem und Offenheit

Auf unzähligen Podien des Abrahamischen Forums hat Kunik gesessen und den Dialog zwischen Christen, Juden und Muslimen gefördert. In zahlreichen Klassenzimmern hat Kunik erzählt von dem Morden der NS-Zeit und was sie als junge Beobachterin der Auschwitz-Prozesse erfuhr, und sie hat sich den Fragen der Kinder und Jugendlichen gestellt. Dieser Tage erst wieder gab sie beim Hessentag in Bad Vilbel Auskunft für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Worte finden, aufzutreten ist Kuniks Metier, sie ist Autorin von Bühnenstücken und Büchern sowie ausgebildete Schauspielerin. In Magdeburg wurde Petra Kunik im Sommer 1945 geboren, dort stießen ihre Eltern auf US-Soldaten, sie ermutigten die Familie nach Frankfurt zu ziehen. Hier wuchs sie mit ihrem Bruder auf, trat viele hundert Mal auf, beispielsweise in Aufführungen des „Kleinen Prinzen“ in der Titelrolle. Das verkörpert, so Faust Kallenberg, „ihre Dialogfähigkeit und Mehrdimensionalität auch im wahren Leben“.

Jürgen Micksch, vielfältig engagierter Theologe und Soziologe – Pro Asyl, das Abrahamische Forum, die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus gehören zu seinen Gründungen – zählte zu den Grußwortrednern der Feier für Petra Kunik. Sie kennt er unter anderem als Vorstandsmitglied des Abrahamischen Forums. Micksch sagt, „sie hat uns geerdet“ – und hat vor Auskünften nicht zurückgeschreckt, ob es um Auskünfte zum Thema Natur und Judentum ging bei einer interreligiösen Tagung oder Anfragen nach dem 9. September 2001. Jürgen Micksch lobte Kuniks „langen Atem“ und ihre Offenheit.

Micksch, Brigitta Sassin, Referentin für Gemeinden anderer Muttersprache und christlich-islamischen Dialog der katholischen Stadtkirche und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Frankfurt, Leah Frey-Rabine, Mitglied des Egalitären Minjan der Jüdischen Gemeinde, oder auch Ilona Klemens, ehemalige interreligiöse Pfarrerin, maßgebliche Initiatorin des Rats der Religionen in Frankfurt, sie alle priesen Kuniks Humor. Heiter gestimmt, im himmelblauen Chiffonkleid, die Musikerin Irith Gabriely an ihrer Seite, stellte Kunik den auch bei dieser Festivität unter Beweis.

Voller Energie und mit Sinn für Freundschaft

„Klar und fromm“, sei Kunik, sagte Sassin, gleichzeitig von einer Klugheit, „die von Nachdenklichkeit getragen ist“. Kunik gehört dem Gesprächskreis Juden und Christen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Das Katholische sei ihr erstmal fremd gewesen, „da war ich neugierig“, sagte Kunik.

Holger Kamlah, evangelischer Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, würdigte Kunik in seinem Grußwort. Gerade in Zeiten wie heute, in denen der Dialog unter Druck gerate, seien Menschen wie sie wichtig, „die im Dialog treu sind“. Petra Kuniks Energie dafür sei „tief beeindruckend“. Ilona Klemens, aktuell evangelische Studierendenpfarrerin in Frankfurt, zuvor Generalsekretärin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR), erinnerte sich an manche Zusammenarbeit, auf Podien, bei Veranstaltungen. Vor allem würdigte sie „22 Jahre Freundschaft“, geknüpft in ihren Anfängen als interreligiöse Pfarrerin.

Ertugrul Sahin, ehemals Goethe-Universität Frankfurt, heute Projektwissenschaftler im Forschungsprojekt „Städtische Konfrontationen und Moderationen zum Islam“ an der Universität Heidelberg, ist zusammen mit Kunik und Susanna Faust Kallenberg Initiator des interreligiösen Zeltes, das 2018 erstmals in Frankfurt aufgeschlagen wurde, am Bockenheimer Depot – unweit der Uni. Sahin erinnerte an Petra Kuniks damalige Einführung in den Sabbat. Zögerlich seien die Studierenden bei der Feier gewesen, gerade auch die muslimischen. Kunik habe es verstanden, ihnen die Scheu zu nehmen. Kennzeichnend ist für ihn Petra Kuniks „Achtung vor dem Glauben anderer“.


Schlagwörter

Autorin

Bettina Behler 368 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach