Ist es okay, sonntags beim Bäcker frische Brötchen zu holen?
Im jüdischen und christlichen Glauben unterbricht der wöchentliche Feiertag alle alltäglichen Lebenszusammenhänge. Es geht dabei nicht um Ausruhen und Freizeit, sondern man will sich bewusst Zeit nehmen für eine Rückbesinnung auf Gott als Ursprung und Heil des Lebens: „Nicht ich muss mein Leben leisten und meine Zukunft sichern, sondern mein Leben ist bereits von anderer Seite getragen, und es hat eine Perspektive ganz unabhängig von dem, was ich schaffe.“
Der Feiertag soll also Hilfe zu einem ausbalancierten Leben sein. Er setzt der im Alltag üblichen Hektik, dem Stress, der Überforderung und der Vergeblichkeit eine Grenze.
Beim jüdischen Sabbat steht der Gedanke im Vordergrund, dass Gott eine gute und lebenswerte Welt geschaffen hat, in der es Lebensmöglichkeiten in Fülle gibt. Gott befreit aus politischem, wirtschaftlichem und privatem Druck. Der Sabbat als letzter Tag der Woche will Dankbarkeit wecken sowie Zuversicht für die Zukunft.
Der christliche Sonntag wiederum erinnert an die Auferstehung Jesu; jeder Sonntag ist sozusagen ein „kleines Ostern“ und mit Freude, Lebensgeist und Hoffnung verknüpft. Als erster Tag der Woche wirft der Sonntag ein Licht auf das, was in der neuen Woche auf uns zukommt. Sich auf Gott zu besinnen soll dabei helfen, sich den Herausforderungen zu stellen.
Es gibt gute Gründe, sich den Feiertag insgesamt frei zu halten von Arbeit und allen Versuchungen, gleich wieder „des eigenen Glückes Schmied“ sein zu müssen. Aber für die richtige Balance kann auch ein Teil des Sonntags reichen. Die Frage ist aus christlicher Sicht nicht, was man am Sonntag zu tun oder zu lassen hat, sondern ob man sich genug Raum für die Gotteserfahrung gönnt.
Der Gang zum Bäcker ist da ein zweischneidiges Schwert. Man kann es sich mit frischen Brötchen schön machen, dabei aber im Alltag verhaftet bleiben. Oder man sagt sich: „Gott sei Dank gibt es frische Brötchen!“ – als Symbol dafür, wie Gott das Leben erhält.
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