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Die internationale Juleica-Ausbildung des Evangelischen Stadtjugendpfarramtes sorgt für Nachdenklichkeit und Respekt.

Kompetenzen für die internationale Kinder- und Jugendarbeit erwerben und miteinander ins Gespräch kommen  - während der Ausbildung im Ökumenischen Zentrum Christuskirche. I Foto. Rolf Oeser
Kompetenzen für die internationale Kinder- und Jugendarbeit erwerben und miteinander ins Gespräch kommen - während der Ausbildung im Ökumenischen Zentrum Christuskirche. I Foto. Rolf Oeser

An Pfingstmontag feiern die internationalen Gemeinden aus Frankfurt und Umgebung im Hof des Dominikanerklosters ein Fest – ein Highlight im Jahreslauf und eine Tradition. Nicht auf Traditionen fußt die explizit für die Ehrenamtlichen der im internationalen Konvent zusammengeschlossenen Gemeinden gedachte Jugendleiter:innencard-Ausbildung, die in den Osterferien vom Evangelischen Stadtjugendpfarramt Frankfurt und Offenbach angeboten wurde. Einen Vorläufer gab es vor ein paar Jahren, damals noch in Zusammenarbeit mit Bildungs- und Ökumenezentren der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Aus der Oromogemeinde stammten einzelne Teilnehmer:innen des Kurses 2025, der für Jugendarbeit qualifiziert und mit Vergünstigungen, beispielsweise bei Schwimmbadbesuchen oder beim Bahnticket verbunden ist. Aus der Äthiopisch-orthodoxen Taewondo Erlöser der Welt Gemeinde kamen einige ins Ökumenische Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz im Frankfurter Westend, aus der Evangelisch-Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main jemand, um bei der Ausbildung dabei zu sein. Per Zufall, oder Glücksfall, meldeten sich auch zwei Jugendliche aus der Offenbacher Friedenskirchengemeinde an. „Die Vielfalt hat dem Ganzen gut getan“, sagt Jessica Kogoj, Referentin für Juleica, Jugendpolitik und jugendpolitische Bildung im Evangelischen Stadtjugendpfarramt. „Es war total spannend“, erzählt Kogoj weiter, „die jungen Erwachsenen haben sich alle darauf eingelassen“. Bewusstsein für Vorurteile und Kultursensibilität waren schon Themenschwerpunkte ihres Studiums. Die Woche im Ökumenischen Zentrum Christuskirche bot noch mal Gelegenheit, sich dem Thema zu stellen, zu reflektieren und miteinander auszuprobieren, was gewisse Worte und Handlungen auslösen.

Juleica-Kurse, die das Team des Stadtjugendpfarramts anbietet, sind für die Sozialarbeiterin mit gemeindepädagogischer Zusatzqualifikation nach zwei Jahren im „Staju“ schon Routine. Zwei Mal im Jahr qualifiziert sie jeweils rund 25 junge Erwachsene für die ehrenamtliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Vorstellung, es gehe da um ein Stichwort im Lebenslauf bei ersten Bewerbungen, hält Kogoj für ein Vorurteil, „Mit 15,16 denken die Jugendlichen noch nicht daran, was sie nach dem Abi machen.“ Ihr hat der internationale Kurs gefallen, ob er eine weitere Auflage findet, kann sie aktuell nicht sagen.

Eingesammelt hat Kogoj unter den Teilnehmenden Rückmeldungen: Daniel, ein 19 Jahre alter Theologiestudent aus der Offenbacher Friedenskirchengemeinde, sagte im Fragebogen zu dem Kurs „für bessere soziale Fähigkeiten“ diene ihm die Ausbildung. Eine 19-Jährige aus der Oromogemeinde sieht es ähnlich, sie wollte „bessere Techniken kennenlernen“ für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Auf die Frage, ob Glaube in ihrer Familie eine große Rolle spielt, antwortet sie mit „ja“. Ein 15 Jahre alter Schüler aus der Friedenskirchengemeinde, der mit dabei war, hingegen findet seinen familiären Hintergrund nicht explizit christlich, „nur kulturell-christlich“. Rodensia Parindeng aus der Indonesischen Gemeinde meint zu den Gründen ihrer Teilnahme: „Weil ich mich in Deutschland kirchlich engagieren möchte.“

Michael Mehl, Pfarrer für Ökumene im Evangelischen Stadtdekanat, ist dankbar, dass es dieses Angebot für den internationalen Konvent gab: „Der Kurs bietet eine sehr gute Möglichkeit, dass Stadtkirche und internationalen Gemeinden sich aufeinander zubewegen. Junge Menschen haben keine Berührungsängste und lernen auf diesem Weg miteinander und voneinander.“


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Bettina Behler 363 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach