Was tun mit Kirchen, die nicht mehr gebraucht werden?
Kirchengebäude sind besondere Orte. Sie sind groß, sie sind hoch, sie befinden sich oft in bester Lage eines Ortes oder Stadtteils. Die meisten Menschen laufen täglich an ihnen vorbei – doch immer weniger besuchen sie aus dem ursprünglichem Grund: um dort zu beten und Gottesdienste zu feiern. Die Zahlen der Mitglieder sinken, das betrifft sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche in Deutschland.
Übrig bleiben attraktive Räume, an die sich niemand so richtig herantraut. Meistens. Im hessischen Bad Orb ist das anderes. Dort wird die katholische Kirche St. Michael derzeit zu einer Kletterhalle umgebaut, gewünscht von Gemeindemitgliedern und Bürger:innen gleichermaßen. Das ist so speziell, dass schon mehrmals das Fernsehen da war. Die Wände sollen zum Bouldern dienen, der Beichtstuhl zu einer Umkleidekabine umgebaut werden.
Das Vorhaben klingt absurd, aber ist es das auch? Früher war es für viele Menschen auch unvorstellbar, dass in einer Kirche Techno-Parties gefeiert werden, Getränkeausschank inklusive, heute ist das in der evangelischen Jugendkirche Sankt Peter nahe der Frankfurter Konstablerwache ganz normal. Müssten wir nicht ganz neu denken, was aus den wunderbaren, oft denkmalgeschützten Kirrchenräumen werden soll, in die zum Sonntagsgottesdienst fast niemand mehr kommt? Und sollten da nicht auch Städte, Gemeinden und Eventagenturen mitdenken und planen?
Erst kürzlich hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, dazu aufgerufen, Kirchengebäude möglichst als öffentliche Orte zu erhalten, auch wenn die Kirchengemeinden sie abgeben müssen. Sie denkt dabei an Stadtteilzentren oder Kindertagesstätten, die jetzt schon in ehemaligen Kirchenräumen eingezogen sind. "Wir brauchen Debatten und Bündnisse, die nicht dem Vergangenen hinterhertrauern, sondern beherzt in die Zukunft blicken", sagt sie. Kirchen seien immer Orte der Gemeinschaft gewesen.
Anders sieht das der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, der sich Anfang des Jahres gegen eine kommerzielle Verwendung ausgesprochen hat: „Kirchen sollten keine Restaurants oder Kletterhallen werden“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst, "denn sie sind keine normalen Orte, sondern Orte der Ehrfurcht und Kraft.“ In Frankfurt wurden in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Versöhnungskirche im Gallus, die Heimatkirche in Zeilsheim und die Gutleutkirche umgewidmet.