Kunst & Kultur

Birkenzweige, Trolle, Gin: Johannusjuhl in Frankfurt

Johannusjuhl, die finnische Kombination aus Johannisfest und Mittsommer, wird auch in Frankfurt gefeiert – dieses Jahr am 21. Juni.

Pfarrerin Elefteria Apostolidou und Vorsitzender Tuuka  Helander im Saal der finnischen Gemeinde am Dornbusch. | Foto: Rolf Oeser
Pfarrerin Elefteria Apostolidou und Vorsitzender Tuuka Helander im Saal der finnischen Gemeinde am Dornbusch. | Foto: Rolf Oeser

Wie Weihnachten mit der Wintersonnenwende Ende Dezember verschmolzen ist, so wird der Johannistag, der Geburtstag von Johannes dem Täufer, in vielen Ländern mit der Sommersonnenwende im Juni gefeiert. Vor allem in Skandinavien, wo es in den längsten Tagen des Jahres kaum dunkel wird. In vorchristlicher Zeit glaubten die Menschen, dass in der Nacht des Mittsommers besonders viele Trolle, Elfen und Feen unterwegs sind. Die Bösen dieser Geister sollten mithilfe von großen Feuern und möglichst viel Lärm vertrieben werden.

Die finnische Gemeinde Frankfurt sorgt jedes Jahr im Gemeindehaus am Dornbusch für authentisches Mittsommergefühl: Der Kirchgarten wird mit Birkenzweigen geschmückt, die finnische Flagge gehisst, und nach einem Gottesdienst um 15 Uhr in finnischer und deutscher Sprache bis spät in die Nacht gefeiert. Kinder spielen, Feuer in Körben werden entzündet, eine Band macht Musik, und alle tanzen und essen und trinken traditionell finnisch. Ganz wichtig dabei sei ein spezieller Longdrink auf Ginbasis in Dosen: „Hartwall Original von 1952“, der eigens aus Finnland importiert wird. „Essen und Trinken sind ein Stück Heimat", sagt Tuukka Helander, der Erste Vorsitzende der Gemeinde.

Um neben dem Glauben die finnische Sprache und Kultur zu pflegen, wurde die finnische Gemeinde 1972 gegründet. Heute ist sie mit 1223 Mitgliedern die größte der 15 finnischen Gemeinden in Deutschland. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich über ganz Hessen und Teile von Rheinland-Pfalz.

In ihrem Gemeindesaal im ersten Stock der Dornbuschgemeinde bietet sie viele identitätspflegende Aktivitäten. Gottesdienste natürlich, aber auch eine Bibliothek mit finnischen Büchern für Erwachsene und für Kinder. Es gibt einen Lesekreis, einen Chor, Film- und Kulturabende oder Museumsbesuche. Verschiedene Gruppen treffen sich hier, neu ist zum Beispiel ein Digital-Treff für ältere Menschen.

Höchst beliebt auch bei Deutschen ist der finnische Weihnachtsmarkt, der jedes Jahr am 1. Advent stattfindet. Ein wichtiger Termin für die Gemeinde sei auch der Willkommensabend am Anfang des neuen Universitäts-Semesters im Oktober, um jüngere Mitglieder zu gewinnen, sagt Helander. Natürlich mit finnischem Essen und Trinken, damit sie sich gleich zu Hause fühlen.

Seit März diesen Jahres hat die Gemeinde eine neue Pfarrerin: Elefteria Apostolidou. Der Name zeugt davon, dass sie neben finnischen auch griechische Wurzeln hat. Da auch die finnische lutherische Kirche sparen muss, ist Apostolidou nicht nur für Frankfurt und Hessen, sondern für alle finnischen Gemeinden im Süden Deutschlands zuständig. „Das bedeutet für uns als Gemeinde, dass wir mehr selbst machen müssen“, sagt Helander. Aber davor hat er keine Angst. Andachten ohne Pfarrerin hat die Gemeinde schon gestaltet.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

2 Kommentare

9. Juni 2025 22:35 Outi Kyytsönen

"... bis spät in die Nacht gefeiert." Die Feier endet um 21 Uhr, wegen Nachbarn. Es wäre schön gewesen, hätte jemand von der Orga noch den Text durchgelesen.

10. Juni 2025 15:32 Aino Kelle

Dass die Redaktion dieses besondere Fest der finnische Gemeinde in Frankfurt in der aktuellen Ausgabe aufgreift, freut mich. Leider gibt es gleich im Titel einen großen sprachliche Patzer: Das hier verwendete "johannusjuhl" kommt in keiner skandinavischen, baltischen, samischen oder finnougrischen Sprachen vor, es handelt sich daher wohl um eine kreative Eigenkomposition. Das Mittsommerfest heißt auf Finnisch "juhannus" - eine Nachfrage bei den Interviewten oder eine Suche online hätte dies schnell klären können, auch ein gründliches Lektorat hätte den Fehler schnell behoben. Jetzt ärgere nicht nur ich mich als Muttersprachlerin und als Beteiligte des Organisatoren-Teams über diese schlampige bzw. nicht stattgefundene Recherche. Und der Vollständigkeit halber und für alle Interessierten: Das Mittsommer-Fest am 21. Juni an der Dornbusch-Kirche wird gemeinschaftliche von mehreren Akteuren der finnischen Community in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet organisiert. Es beteiligen sich: Finnische Gemeinde Frankfurt, Finnisch-Deutsche Handelsgilde Frankfurt am Main, SISU-Radio, Finnischer Schulverein Frankfurt, DFG - Deutsch-Finnische Gesellschaft Hessen e.V., Suomi-Seura ry und Finnisches Honorarkonsulat Frankfurt a. M. - All diese Vereine, Akteure und Vertretungen laden herzlich dazu ein, Mittsommer mit Musik und Tanz bei Speis' und Trank gesellig zu feiern!

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