Kunst & Kultur

„Bis dann, mein Sohn“ ist Film des Jahres der Evangelischen Filmjury

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Es ist der Film des Jahres aus Sicht der Evangelischen Filmjury: Am 14. November kommt die dreistündige Familiensaga des chinesischen Regisseurs Wang Xiaoshuai in Deutschland ins Kino. Verwoben in Rückblenden und Ellipsen erzählt er über drei Jahrzehnte die Geschichte zweier Familien, die durch eine Tragödie untrennbar miteinander verbunden sind.

Liu Yaojun und Wang Liyun müssen den Tod ihres einzigen Kindes bewältigen. |Foto: Pfiffl-Medien-GmbH
Liu Yaojun und Wang Liyun müssen den Tod ihres einzigen Kindes bewältigen. |Foto: Pfiffl-Medien-GmbH

„Komm mit ins Wasser“, fordert Shen Hao seinen Freund auf, aber Liu Xing sträubt sich verlegen. Er kann nicht schwimmen. Zwei Jungen an einem Stausee im Norden Chinas, und das Drama beginnt.

In einem dreistündigen Mammutwerk erzählt Regisseur Wang Xiaoshuai verwoben in Rückblenden und Ellipsen über drei Jahrzehnte die Geschichte zweier Familien, die durch eine Tragödie untrennbar miteinander verbunden sind. Er spannt dabei einen Bogen von der Kulturrevolution bis in das heutige China. Aus Sicht der Evangelischen Filmjury ist das der Film des Jahres 2019.

Die Geschichte beginnt in der Zeit der Ein-Kind-Politik. Liu Yaojun und Wang Liyun arbeiten wie Liu Yaojuns Schwester Li Haiyan und ihr Ehemann Zhang Xinjian in einer großen Fabrik. Die Söhne Liu Xing und Shen Hao sind am gleichen Tag geboren. Beide Familien haben ein enges Verhältnis zueinander. Dann passiert, was nicht passieren darf – Wang Liyun wird noch einmal schwanger.

Ihre Freundin Li Haiyan ist inzwischen Familienplanungsbeauftragte der Firma. Sie folgt der Parteilinie und drängt zur Abtreibung. Trägt Wang Liyun schon schwer an dieser Entscheidung, erschüttert der Ertrinkungstod ihres Sohnes bald darauf ihr Leben. Nach einer Entlassungswelle in der Fabrik ziehen sie und ihr Mann in den Süden Chinas. Dort betreiben sie eine kleine Werkstatt, adoptieren einen Sohn, leben in bescheidenen Verhältnissen. Das Verhältnis zum Adoptivsohn ist schwierig.

Li Haiyan und ihr Mann dagegen kommen im Lauf der Jahre zu Wohlstand. Als jedoch ein inoperabler Tumor bei ihr festgestellt wird, möchte sie Wang Liyun und Liu Yaojun noch ein letztes Mal sehen. Die beiden reisen daraufhin zurück in eine moderne Stadt, die sie kaum wiedererkennen.

Wang Xiaoshuai nimmt sich viel Zeit: für die Figuren, die Geschichte, die Themen. Es wird wenig geredet und doch viel gesagt – über Blicke, Gesten, Bildgestaltung. „Bis dann, mein Sohn“ ist ein Film über Schuld, Vergebung und Versöhnung, der die Menschen in ihrer Zerbrechlichkeit und Stärke in den Mittelpunkt stellt. Und ganz nebenbei erzählt er ein Stück chinesische Zeitgeschichte.

Zu einer Sondervorführung mit Preisverleihung lädt die Evangelische Filmjury am Samstag, 14. Dezember, um 18.30 Uhr ins Deutsche Filmmuseum, Schaumainkai 41, ein (10/8 Euro).


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